Ruhiges Wochenende
Hausbesetzung: Autonome entern die Gartenstraße
Rund 80 Autonome aus der linken Szene haben ein einstöckiges Häuschen in der Freiburger Innenstadt besetzt.Kontakt zu dem Besitzer, der nicht in Freiburg lebt, gibt es bislang noch nicht.
Nach Informationen der Badischen Zeitung lebt der Eigentümer des Hauses im Rheinland und befindet sich zudem im Moment in Urlaub.
In dem Gebäude in der Garten Gartenstraße zwischen Martinstor und Dreisam wollen die Besetzer einen Umsonst- und Infoladen einrichten. Die Besetzung und das Wochenende verliefen friedlich. Die Polizei ist mit einem Streifenwagen ständig vor Ort und beobachtet die Szenerie.
"Wir wollen hier länger bleiben"
Die Besetzer bezeichnen sich selbst als Teil der Freiraum-Kampagne "Plätze-Häuser-Alles". Am späten Freitagnachmittag rückten sie an und enterten das kleine Gebäude Gartenstraße 19 beim Abzweig zur Erbprinzenstraße. Das Haus hat zwei Zimmer. Es steht seit einigen Jahren leer. Davor befand sich in den Räumen ein Second-Hand-Geschäft. Früher unterhielt hier die Freiburger Lebensmittel-Kette Gottlieb Büroräume, noch früher befand sich in dem Bau ein Süßwaren- und Tabakhändler, wie sich ältere Freiburger erinnern.
"Wir wollen hier länger bleiben", sagt eine der Besetzerinnen. Quer über die Gartenstraße haben die Autonomen ein schwarzes Banner gespannt mit der Aufschrift "Kapitalism überwinden – die falsche Freiheit auf der Strecke lassen". Am Freitagabend stieg ein größeres Straßenfest. Die Polizei war vor Ort, der Leiter des Reviers Nord, Harry Hochuli, sprach mit den Autonomen.
Die Besetzer verteilten Flugblätter an Passanten, in denen sie versuchen, ihr Anliegen zu schildern. Sie wollen ein Zeichen setzen, dass sie mit den bestehenden Verhältnissen nicht einverstanden sind: "Da Häuser eine Ware auf dem Immobilienmarkt darstellen, werden sie zum Zweck der Gewinnmaximierung gehandelt."
Nichtwähler-Café am Wahlsonntag
Beim Ex-Second-Hand-Laden liegen die Dinge aber nach BZ-Informationen etwas komplizierter: Anwohner berichten, dass das Gebäude schon längst hätte abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollen. Allerdings legte die Stadt gegen das Bauvorhaben ihr Veto ein, weil die Pläne überdimensioniert gewesen seien, wie aus dem Rathaus zu erfahren ist. Deswegen gibt es nun auch Spekulationen, dass den Hausbesitzer die Besetzung möglicherweise gar nicht über die Maßen stört.
In der Gartenstraße 19 gab es am Sonntag jedenfalls ein Nichtwähler-Café. Die Besetzer lehnten es ab, wählen zu gehen, weil sie keine echte Wahlalternative erkannten. Sie präsentierten eine handvoll unbenutzter Wahlzettel.