Rechtsrockkonzerte in Thüringen gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft. Ob in Kirchheim oder im Eichsfeld – überall finden sie statt. Außerhalb Thüringens mischen Thüringer Neonazis bei der Organisation derlei Veranstaltungen mit. Zuletzt am vergangenen Wochenende offenbar in der Schweiz.
Erfurt. Nach Informationen des Rechercheportals "Thueringenrechtsaussen" sind die Einnahmen des Konzertes auf ein Bankkonto geflossen, das einem Thüringer Neonazi gehört. 150.000 Euro, so wird berichtet, könnten umgesetzt worden sein.
Die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina König (Linke) sieht das Konzert in Unterwasser in der Schweiz – Tageszeitungen dort schrieben von etwa 5000 Teilnehmern – in einer Reihe mit zahlreichen Konzerten, die in Thüringen stattgefunden haben. Zuletzt war bei der Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichtes mitgeteilt worden, dass die Anzahl dieser Veranstaltungen, bei denen Musikgruppen der Szene Texte mit menschenverachtendem Inhalt verbreiten, zugenommen habe. "Thüringen ist inzwischen deutschland- und teilweise auch europaweit ein begehrtes Rechtsrockgebiet für die Szene", sagt Katharina König. Dass Thüringer Neonazis offenbar auch im Ausland aus Veranstaltungen Kapital schlagen, verwundert sie nicht, schreibt sie. König will in den nächsten Wochen mehr darüber erfahren, wie die Verbindungen von Thüringer Neonazis in die Schweiz sind – dazu hat sie eine "Kleine Anfrage" im Landtag eingereicht.
Der Verfassungsschutz hatte offenbar Kenntnis von der Veranstaltung in Unterwasser. Eine Sprecherin bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung, dass Thüringer Neonazis in die Schweiz gereist sein könnten. Der Verbund der Verfassungsschutzämter habe im Vorfeld mit etwa 5000 Besuchern bei dem Konzert gerechnet, das nach Schweizer Medienberichten allerdings nur für etwa 800 Personen angemeldet gewesen ist.
Dass Thüringer Rechtsextremisten an der Konzertorganisation in der Schweiz beteiligt gewesen sind, lasse sich nach der Einschätzung der Verfassungsschützer nicht belegen – derzeit, wie eine Sprecherin sagt. Dass es ein "strukturelles Zusammenwirken von Rechtsextremisten aus der Schweiz und solchen aus Thüringen" gibt, könne "derzeit noch nicht mit hinreichender Sicherheit" konstatiert werden, heißt es weiter. Bekannt sei jedoch, dass von Thüringen in die Schweiz "verzogene Rechtsextremisten" nach wie vor persönlichen Kontakt zur Szene hierzulande halten. "thueringenrechtsaussen.de" hatte den Konzertveranstalter als einen in Thüringen geborenen Neonazi identifiziert.
Nach dem Konzert ist auch in der Neonazi-Szene vor dem Konzert – am 5. November, so ist der Verfassungsschutz informiert, soll es in Kirchheim erneut zu einem Rechtsrockevent kommen. Derzeit seien Auftritte von fünf Bands angekündigt.
Fabian Klaus