Nach Anschlägen in Dresden Dubioses Bekennerschreiben schnell verbreitet

Erstveröffentlicht: 
28.09.2016

Nach den Anschlägen in Dresden ist im Internet ein angebliches Bekennerschreiben aufgetaucht. Da es offenkundig eine Fälschung war, wurde es schnell wieder gelöscht. Sachsens Innenminister Ulbig geht dennoch damit an die Öffentlichkeit.

 

Von Patrick Gensing, tagesschau.de

 

Nach den Anschlägen in Dresden liegt nach Angaben des sächsischen Innenministers Markus Ulbig ein Bekennerschreiben vor. Wer sich in dem Schreiben bekannt haben soll, sagte der Minister im ZDF-Morgenmagazin nicht.

 

"Achtung: Fake!"

 

Das Schreiben war gestern auf der Internetseite "linksunten.indymedia.org" veröffentlicht worden. Dort kann jeder anonym Texte verfassen und verbreiten. Die Plattform dient vor allem der linksradikalen Szene, um Themen zu diskutieren oder zu Demonstrationen zu mobilisieren.

 

Kurz nachdem das angebliche Bekennerschreiben bei Indymedia veröffentlicht wurde, warnten Nutzer bereits, es handele sich offenkundig um eine Fälschung. Wenig später verschwand das Schreiben wieder, offenbar nach Hinweisen an die Betreiber der Plattform.

 

Mehrere Indizien sprechen dafür, dass es sich bei dem Schreiben um eine Fälschung handelt. So wird es von einem linksradikalen Antifa-Bündnis unterzeichnet, das derzeit zu Protesten gegen die Einheitsfeier in Dresden mobilisiert. Sogar die Webseite des Bündnisses wird verlinkt. Ein recht ungewöhnliches Vorgehen. Inhalt und Form sprechen zudem für eine Fälschung, das Anschlagsziel einer Moschee spricht auch nicht für ein linksradikales Motiv. Auch Täterwissen findet sich in dem Schreiben nicht.

 

Vor allem haben sich die angeblichen linken Urheber bereits gestern via Twitter von dem "Bekennerschreiben" distanziert und es als Fälschung bezeichnet.

 

3oct@swl_nika

++ACHTUNG: FAKE!++ Dies hat weder etwas mit uns, noch mit @antifa_dresden zu tun! https://t.co/VaVW3X3u93
Sollte
aber jede*r bemerkt haben.

27.09.2016 17:55 Uhr via Twitter

 

"Schreiben wird noch geprüft"

 

Dennoch ging Innenminister Ulbig heute mit dem Schreiben - das bereits gelöscht und als Fälschung benannt worden war - an die Öffentlichkeit und sagte, die Echtheit werde noch geprüft. Mit anderen Worten: Möglicherweise sei das Schreiben doch echt. Die Linkspartei in Sachsen bezeichnete es als einen Skandal, dass der Innenminister eine solche offensichtliche Fälschung öffentlich reproduziert.

 

DIE LINKE. Sachsen@linke_sachsen

@PatrickGensing Dass ein Innenminister öffentlich rechte Fakes reproduziert, ist ein #Skandal.@publikativeorg#dresden#fake

28.09.2016 10:08 Uhr via Twitter

 

Vorgestern waren an einer Moschee und am Kongresszentrum in Dresden Sprengsätze explodiert. Ulbig betonte, es werde weiter "in alle Richtungen" ermittelt. Wenn jemand gegen eine Moschee vorgehe, könne man eine rechtsextremistische oder zumindest ausländerfeindliche Tat nicht ausschließen.