Hetze gegen Flüchtlinge in Form von Aufklebern fiel beim jüngsten Auswärtsspiel des FC Heidenheim auf. Der Verein distanziert sich von diesen Fans.
Als der 1. FC Heidenheim vor einer Woche zum Zweitligaspiel beim VfB Stuttgart antrat, waren auch rund 4000 Heidenheimer Fans dabei. Ein paar wenige von ihnen fielen negativ auf – weil sie im Sonderzug nach Stuttgart Aufkleber mit Parolen gegen Flüchtlinge hinterließen. „Wer sie letztlich geklebt hat, wissen wir nicht. Da neben diesen Aufklebern wiederum Aufkleber der Hellenstein Ultras geklebt haben, lässt es den Verdacht zu, dass es aus dem Kreis dieser Gruppe kam“, sagt Fabian Strauß, Fanbeauftragter des 1. FC Heidenheim.
Die Hellenstein Ultras gehören nicht zur aktiven Fanszene Heidenheims, erläutert Strauß. Jedoch würden sie bei Heim- und gelegentlich bei Auswärtsspielen als Gruppe auftreten. Dies bestätigt auch Angelo Bianco, der beim Fanprojekt des Vereins G-Recht tätig ist. Die Hellenstein Ultras, so der Sozialwissenschaftler, tragen martialische schwarze Kleidung, die mit dem Namen der Gruppe in Frakturschrift bedruckt sei. Er rechnet 15 bis 20 Personen dieser Gruppierung zu, die zum Fanprojekt nicht im Kontakt stehe. „Die rechte Gesinnung der Hellenstein Ultras wird von den anderen Fans komplett abgelehnt“, sagt Bianco. Ein Mitglied der Fangruppe Fanatico Boys charakterisiert (in der Bachelorarbeit von Marius Dorn) die Hellenstein Ultras als „am stärksten gewaltgeprägte Gruppe“ der lokalen Ultra-Szene.
Der Verein distanziert sich von solchen rassistischen Auswüchsen: „Der 1. FC Heidenheim steht für Toleranz und engagiert sich in unterschiedlichster Form gegen Diskriminierung und Extremismus“, sagt Pressesprecher Markus Gamm. So seien beispielsweise in den vergangenen Monaten mehrfach, über den Freundeskreis Asyl und andere Initiativen, Flüchtlinge zu Heimspielen in die Voith-Arena eingeladen worden. Dass dies auch für die aktive Fanszene gilt, bestätigt Fabian Strauß: „Die Fans engagieren sich in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt Heidenheim und der eigenen Initiative Rot-Blaues-Herz gegen jegliche Form der Diskriminierung und für sozial schwache Menschen“, betont er.
Was das eigene Stadion angeht, versucht der FCH, extreme politische Bekenntnisse zu unterbinden: In der Stadionordnung wird das Tragen von rechts- und linksextremer Kleidung und Symbolik untersagt. „Unser Sicherheitsdienst ist angewiesen, bei Erkennen solcher Symbole diese Personen zu stellen und einen Kleidungswechsel zu veranlassen“, sagt Fanbeauftragter Strauß. Bei mehrfachem Verstoß gegen diese Regelung könne es sogar zum Stadionverbot kommen.
Aushänge an den Kassen zum Stadion verdeutlichen, welche Symbole im Stadion unerwünscht sind. Neben strafbaren Symbolen wie dem Hakenkreuz und der Wolfsangel werden auch Kleidungsmarken wie Thor Steinar, Masterrace und Doberman genannt. Auch Band-T-Shirts von „Landser“, „Skrewdriver“ oder „Kategorie C“ sind Grund dafür, aus dem Stadion ausgeschlossen zu werden.
Die Gruppierung Hellenstein Ultras fiel bereits in der Vergangenheit negativ auf. 2009 tauchte ein Aufkleber mit dem Namen der Gruppe und dem Slogan „Kraft durch Freude“ auf. Der Verweis auf die nationalsozialistische Organisation ließ keinen Zweifel an der Gesinnung der sogenannten Fußballfans. Auch damals schon distanzierte sich der Verein deutlich von der Gruppierung.
Mit rechtsextremen Akteuren in der Fanszene hat nicht nur der 1. FC Heidenheim zu tun, man kennt dies auch in Aalen: Bei der VfR-Fangruppierung Crew 11 fungierte längere Zeit Dominik Stürmer als Vorsänger, gleichzeitig war er auch im Vorstand der Fanoffensive Rohrwang. Stürmer wird auf der Homepage der rechtsextremen NPD als deren Landespressesprecher bezeichnet.
Info Als Ultras bezeichnet man Gruppierungen von extremen Fußballfans. Die fanatischen Anhänger haben das Ziel, ihren Verein bei Spielen bestmöglich zu unterstützen, akustisch mit Gesängen und Trommeln, optisch durch Fahnen, Banner und Choreographien, manchmal auch durch (verbotene) Pyrotechnik. Im Gegensatz zu den Hooligans stehen bei den Ultras gewalttätige Auseinandersetzungen nicht im Mittelpunkt ihres Tuns. Trotzdem kommt es am Rande von Fußballspielen immer wieder auch zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Ultras.