[Gö] Am 10.9. Naziaufmarsch verhindern! Für die soziale Revolution!

Spontandemo, 15.10.2005

Kurz vor der Kommunalwahl will die NPD die erste Demonstration seit ihrem Desaster im Goldenen Oktober 2005 durchführen. Diese gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Wir rufen euch dazu auf am Wochenende des 9. und 10. September nach Göttingen zu kommen und gemeinsam mit uns den Naziaufmarsch zu verhindern.


Seit dem Winter 2015 gibt es auch im Göttinger Umland einen völkischen Ableger, der unter dem Namen „Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen“, getragen von der rassistischen Konjunktur und völkischen Massendemonstrationen, versucht lokale Anknüpfungspunkte zu finden. Anfangs noch bemüht um ein „bürgerliches“ Image, haben die Neonazis um Jens Wilke, Mario Messerschmidt und Thorsten Heise diesen Anspruch mittlerweile aufgegeben: Sie agieren offen neonazistisch und treten auf der NPD-Liste zur Kommunalwahl an.

 

Beim „Freundeskreis“ handelt es sich zwar um ein regionales Problem. Aber er spiegelt eine bundesweite und europaweite Entwicklung wider, die auch in anderen Regionen akut bedrohlich ist: Die völkische Ideologie, die fast nahtlos an den mehrheitsfähigen deutschen Nationalismus anknüpfen kann, erfreut sich insbesondere im verängstigten Kleinbürgertum einer massiven Beliebtheit. Ihre Elemente sind Antisemitismus, Chauvinismus, Rassismus, Homo- und Transfeindschaft und Sexismus.

 

Gemeinsam gegen Antisemitismus!

 

Im Antisemitismus des „Freundeskreises“ und der NPD, kommen ihre verschwörungsideologischen Gewaltphantasien unverhohlen zum Ausdruck. So schwafeln sie vom „Kalergi-Plan“ und der „Zinsknechtschaft“ unter denen das „deutsche Volk“ zu leiden habe. Solche offen antisemitische und autoritäre Welterklärungen erleben seit der „Finanzkrise” ein fulminantes Comeback auf der Bühne der Politik. Für die Krise wurden „gierige Banker“ und gelegentlich, wie im Fall des völkischen Querfrontdenkers Jürgen Elsässer, „die Rothschilds“ verantwortlich gemacht.

 

Doch weder „verschworene Gemeinschaften“ noch „die Banker“ oder „die Juden“ sind für die Krise verantwortlich. Der Kapitalismus scheitert von sich aus an seinen eigenen logischen Widersprüchen – es kommt zwangsläufig zu Krisen. Die Folgen für die Menschen sind immer wieder verheerend. Darum gilt es den Kapitalismus als gesellschaftliches Verhältnis abzuschaffen und sich dessen antisemitischer Verklärung zu einer Form personalisierter Herrschaft entgegen zu stellen!

 

Tutti insieme – Kampf dem Rassismus!

 

Nicht nur Antisemitismus, auch Sozialchauvinismus und Rassismus erfreuen sich seit Jahren einer wachsenden Popularität. Flankiert von dem von CDU/CSU und SPD befeuertem Sozialchauvinismus gegen die griechische Bevölkerung und der rassistischen Debatte um „nützliche und nutzlose Flüchtlinge“ im Zuge der vermeintlichen Flüchtlingskrise, sowie die Verschärfung der Asylgesetzgebung, fühlen sich die regionalen Neonazis von „Freundeskreis“ und NPD in ihrem Denken und Handeln gestärkt.

 

Doch klar ist: Die Geflüchteten tragen keine Verantwortung für die Migrationsbewegungen. Vielmehr hat in den letzten Jahren eine internationale Neuformierung der Außenpolitik stattgefunden, die eine nachhaltige Destabilisierung ganzer Weltregionen zur Folge hatte – nicht selten schaffen es IslamistInnen die so entstanden Machtvakuen mit ihrer regressiven Politik zu füllen. Die Nationalökonomien reißen sich verstärkt auch offen militärisch um eine Hegemoniestellung am Weltmarkt. Das Hauen und Stechen der hochgerüsteten kapitalistischen Nationalstaaten hat Kriege und Hunger zur Folge. Diese zwingen Menschen ihre sozialen Bindungen aufzugeben und sich auf eine, oftmals existenzbedrohende, Flucht zu begeben. Ihnen gilt es zu helfen und ihr Recht auf ein menschenwürdiges Dasein zu stärken und dem Kapitalismus eine klare Absage zu erteilen.

 

Mit Klasse – Gegen Armut, Ausgrenzung und „Volksgemeinschaft“!

 

Der „Freundeskreis“ hetzt in nationalistischer Manier gegen Geflüchtete, die ihnen „die Arbeitsplätze wegnehmen“ würden. So verschmelzen die RassistInnen den kapitalistischen Klassengegensatz zu einem „ethnischen Konflikt“ und damit sind sie nicht alleine. Denn in Deutschland ist die rassistische Ausgrenzung Alltag: Angefangen beim Passzwang, dicht gefolgt von „Arbeitsmarktregulierung“ bis hin zu offener Gewalt durch den völkischen Mob.

 

Gegen die menschenverachtende Hetze der Neonazis und „Standortpatrioten“, setzen wir eine kosmoproletarische Perspektive! Denn Klassensolidarität, macht keinen Halt vor der vermeintlichen Herkunft, sondern ist notwendigerweise auf die gesamte Menschheit ausgerichtet! Nur so kann sie dem Sparzwang der kapitalistischen Verwertungslogik, der „Flexibilisierung“ unserer Arbeitsverhältnisse und den Angriffen auf unsere Sozialleistungen und Lebensqualität entschlossen die Stirn bieten. Nur so können wir die Idee, dass universelle Gleichheit und Freiheit nicht nur auf dem Papier existieren mögen, sondern irgendwann für alle Menschen weltweit gelten, Wirklichkeit werden lassen!

 

Für einen radikalen Feminismus kämpfen!

 

Die Neonazis vom „Freundeskreis“ leben in ihrer Politik ein soldatisches Männlichkeitsideal aus. Sich selbst inszenieren die Männer vom „Freundeskreis“ gerne als ehrenhaft und wehrhaft. Ihre Rhetorik und ihre politische Strategie strotzen dabei vor Frauenverachtung, Sexismus, Homo- und Transfeindschaft. Aber es braucht nicht erst Neonazis, um der patriarchalen Diskriminierung von Frauen, Lesben, Schwulen und Transpersonen Wirkmächtigkeit zu verleihen. Denn sie sind der brutalste Ausdruck alltäglicher Gewaltverhältnisse. Wer sich der Zweigeschlechtlichkeit oder der heterosexuellen Norm nicht unterordnet, wird pathologisiert und diskriminiert – sei es in der Schule oder auf der Arbeit durch Mobbing, auf offener Straße durch (oftmals) Männergangs oder beim Gang auf die Toilette.

 

Als „zweite Reservearmee” werden Frauen zudem als Lohnarbeiterinnen in den Arbeitsmarkt integriert, wenn das Kapital sich überhitzt und ausgespuckt, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Frauen werden strukturell am Arbeitsmarkt benachteiligt, haben mit schlechteren Arbeitsbedingungen zu kämpfen und übernehmen immer noch einen Großteil der Reproduktionsarbeit. Häusliche Gewalt gegen und Altersarmut von Frauen sind nach wie vor bittere Realität. Durch die Krise hat sich die Situation, vor allem für migrantische Frauen und Frauen im Niedriglohnsektor weiter zugespitzt. Gegen den patriarchalen Kapitalismus setzen wir auf die Aufhebung des rigiden Geschlechtermodells und fordern ein Leben in Freiheit und Würde für alle Menschen! Gegen Sexismus, Homo- und Transfeindschaft setzen wir unseren Kampf für eine offene Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können.

 

Wir wollen ein ganz anderes Anderes. Wir wollen eine Gesellschaft ohne Arbeitszwang und Privateigentum an Produktionsmitteln, ohne Nationalstaaten und Gemeinschaftsideologien. Wir wollen eine Weltgesellschaft, in der Dinge wie Geschlecht und Herkunft keine Rolle spielen. Wir wollen ein schönes Leben für alle und da stehen uns die Neonazis im Weg – also bekämpfen wir sie. Genoss_innen, kommt darum am 9. und 10. September nach Göttingen und sorgt mit uns für einen schwarz-roten September!

 

Feministische und antifaschistische Koordination für Göttingen und Umland

 

 


 

 

Anstehende Termine im schwarz-roten September

 

Donnerstag, 8. September | 19 Uhr | ver.di

Infoabend: Naziaufmarsch in Göttingen unmöglich machen

 

Freitag, 9. September | 20 Uhr | Gänseliesel

Vorabenddemonstration: Antifa in die Offensive! Für die soziale Revolution!


Samstag, 10. September | Göttingen | All Areas

Actionday: Naziaufmarsch verhindern

 

Donnerstag, 15. September | 20:00 Uhr | T-Keller

Vortrag & Diskussion: Kritik des Nationalismus

 

Donnerstag, 22. September | 20:00 Uhr | Lumiere

Vortrag und Diskussion: Rechtsruck, Antisemitismus und völkische Querfront

 

Donnerstag, 29. September | 20:00 Uhr | T-Keller

Lesung und Diskussion: Retrofieber – Wenn Neonazis die ostdeutschen Straßen zurück erobern



 

Weitere Aufrufe und Infos:

A.L.I.

Bündnis Goldener Herbst 2.0

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