Jeder dritte Hooligan gehört zur rechtsextremen Szene

Erstveröffentlicht: 
30.08.2016

Bremer Hooligans waren offenbar nicht an den Ausschreitungen während der Fußball-EM in Frankreich beteiligt. Das sagt die Innenbehörde.

 

An den Ausschreitungen während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich anlässlich des Spiels Deutschland gegen Ukraine am 12. Juni waren auch Hooligans aus Deutschland beteiligt. Allerdings keine Mitglieder der Bremer Hooliganszene. Dies geht aus einer Antwort der Innenbehörde auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor.

 

Zur Bewältigung des Informationsaufkommens und Weiterleitung von Reisebewegungen wurde im Juni von den Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen eine besondere Aufbauorganisation „EM 2016“ eingerichtet, die alle Erkenntnisse gesammelt, bewertet und übermittelt hat, heißt es in der Antwort des Innenressorts. „Eine Beteiligung Bremer Hooligans an den Ausschreitungen in Frankreich ist nicht bekannt.“ Ebenso wenig hätten sich Bremer Hooligans in den Listen der Identitätsfeststellungen aus Frankreich befunden. 

 

In ihrer Anfrage wiesen die Grünen auf den zeitlichen Zusammenhang zwischen den Ausschreitungen während des EM-Spiels am Abend und einer Aktion rechter Kräfte am Weserstadion am frühen Morgen desselben Tages hin. Laut Innenbehörde gibt es jedoch keine Erkenntnisse, dass diese Personen anschließend nach Frankreich weitergereist sind. Vor dem Weserstadion hatten sich elf vermummte Personen getroffen, sich gegenseitig gefilmt und Antifa-Aufkleber angebracht.

 

In Bremen gibt es rund 80 Hooligans 


Bei mehreren dieser Vermummten sowie bei den Teilnehmer einer weiteren, ähnlichen Aktion am 18. Juni im Universitätsbereich handelt es sich laut Innenbehörde um Angehörige von „Gemeinsam Stark Deutschland“. Zwei der am 18. Juni an der Uni in Gewahrsam genommenen Personen gehörten auch der Gruppe maskierter Hooligans an, die im Vorfeld des Nordderbys zwischen Werder Bremen und HSV am 1. März 2014 mit einem Schiff auf der Weser unterwegs war und von der Polizei kontrolliert wurde.

 

Die beiden jüngsten Aktionen von „Gemeinsam Stark Deutschland“ wertet die Polizei innerhalb der aktuellen Konfrontation der Gruppierung mit deren erklärtem Gegner, dem linksautonom beeinflussten Teil der Ultra-Szene, als „propagandistisches Mittel“.

 

Die Zahl der Bremer Hooligans geben die Sicherheitsbehörden derzeit mit etwa 80 an, etwa die Hälfte davon sei in der vergangenen Saison bei Spielen der 1. oder 3. Liga aktiv gewesen. In der Saison 2015/16 wurden gegen zehn von ihnen Betretungsverbote erwirkt.

 

Hooligan-Gruppierungen mit Bezug zu Bremen


Von den 80 Personen ordnen Polizei und Verfassungsschutz rund 30 Prozent der rechtsextremistischen Szene zu. Als Hooligan-Gruppierungen mit Bezug zu Bremen gelten „Standarte Bremen“, „City Warriors“, „Nordsturm Brema“ sowie die Fußball-Fan-Gruppierung „Farge Ultras“ mit insgesamt etwa 45 Mitgliedern. Alle vier Gruppierungen gelten als rechtsextremistisch beeinflusst.

 

Farge, Nordsturm und Standarte gaben in den vergangenen Jahren ihre Auflösung bekannt. Aus Sicht der Innenbehörde ist dies jedoch lediglich ein taktischer Schritt, um nicht als kriminelle Vereinigung eingestuft und verboten zu werden. Die Aufgabe formeller Gruppenstrukturen sei keineswegs mit der zukünftigen Inaktivität gleichzusetzen.

 

Eine spezielle Ermittlungsgruppe, der alle Strafverfahren gegen rechte Hooligans zugeordnet werden, gibt es innerhalb Bremer Strafverfolgungsbehörden nicht, lautet die Antwort der Innenbehörde auf eine weitere Frage der Grünen. Die Bearbeitung finde in den jeweiligen Fachbereichen statt. Ausnahme hierbei seien die Delikte rund um Fußballbegegnungen. „Hier wird eine zentrale Ermittlung bei den szenekundigen Beamten angestrebt.“