Jagd auf jesidische Flüchtlinge bei Stadtfest – ISIS entkommen und jetzt von Neonazis in Dresden verprügelt

Erstveröffentlicht: 
25.08.2016

Dresden – Hinterhältiger Neonazi-Überfall beim Dresdner Stadtfest.

 

Wie erst nach BILD-Recherchen herauskam, wurden am Sonntagmorgen Flüchtlinge am Elbufer brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt. Bei den Tätern soll es sich um Hooligans von Dynamo Dresden handeln.


Am Sonntag hatte die Polizei von der Schlägerei am Königsufer berichtet: „Zunächst waren mehrere Nordafrikaner untereinander in Streit geraten. In der Folge beteiligten sich auch deutsche Festbesucher an den Auseinandersetzungen“, heißt es in der Pressemitteilung.

 

Jetzt stellt sich der Vorfall anders dar, das Operative Abwehrzentrum (OAZ) – zuständig für extremistische Straftaten in Sachsen – hat den Fall übernommen.


Was war auf dem Dresdner Stadtfest nun wirklich geschehen?

 

BILD machte Prügel-Opfer Birhat K. (23) ausfindig. Er saß mit fünf Freunden in der Nacht zum Sonntag am Königsufer.


Es ist kurz nach Mitternacht. Mit seinem Handy fotografiert er das beleuchtete Terrassenufer. Die nächsten Fotos sind schockierend, zeigen seine blutüberströmten Landsleute – ein Freund liegt am Boden, ein anderer windet sich vor Schmerzen.

 

„Wir wurden hinterrücks überfallen, mit Fäusten schlugen sie auf uns ein. Ein Freund liegt noch im Krankenhaus. Ich traue mich nachts nicht mehr auf die Straße, will nur noch weg aus Dresden.“


Die Opfer stammen aus dem Nord-Irak, flohen im März 2015 vor der Terrormiliz ISIS nach Deutschland. „Mein Dorf wurde zerstört, wir wurden vertrieben, viele starben.“

 

Die ISIS-Terroristen verfolgen die Jesiden als Ungläubige, bezeichnen sie als Teufelsanbeter, weil sie eine eigene Religion haben.


Seit 2014 ermordeten ISIS-Kämpfer tausende Jesiden, entführten und versklavten über 5000 Frauen und Kinder, zerstörten systematisch ihren Lebensraum. „Ich kam hierher, um Frieden zu finden, und wurde hier von Nazis überfallen“, sagt Prügel-Opfer Birhat K.

 

Das OAZ ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch.


Polizeisprecherin Kathleen Doetsch zu BILD: „Wir prüfen einen fremdenfeindlichen Hintergrund. Einige der deutschen Angreifer trugen hooligan-typische Kleidung oder Fan-Bekleidung der SG Dynamo.“

 

Die Dresdner Hooliganszene gilt schon seit langem als rechtsradikal, u.a. überfiel eine Gruppe während der EM 2008 in Dresden mehrere Dönerläden. Der Anführer wurde zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt.


Im Februar 2014 griffen Hooligans eine Szene-Kneipe in der Dresdner Neustadt an, verletzten eine Person.

 

Nach Angaben der Polizei sammelte sich nach dem Vorfall am Sonntagmorgen eine „größere Gruppe Nordafrikaner“, griff „ihrerseits die deutschen Personen an“. Die flohen schließlich vom Tatort.