Nach dem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Buch am frühen Montagmorgen geht die Polizei inzwischen von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts ermittelt. Innensenator Frank Henkel, sowie SPD und Linke verurteilten den mutmaßlichen Brandanschlag.
Nach der mutmaßlichen Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Buch gibt es bisher keine konkreten Hinweise auf die Täter. Das teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Polizei geht "nach derzeitigen Erkenntnissen von einer vorsätzlichen Brandstiftung" aus. Der Staatsschutz ermittelt, weil ein politisches Motiv vermutet wird. In der Flüchtlingsunterkunft in der Groscurthstraße hatte es am frühen Montagmorgen gebrannt.
Wie die Polizei mitteilte, war das Feuer gegen 3 Uhr an der Unterkunft ausgebrochen und hatte auf zwei Wohncontainer übergegriffen. Sechs Bewohner erlitten leichte Rauchgasvergiftungen und mussten von Rettungskräften der Feuerwehr vor Ort behandelt werden.
Henkel: Feuer vermutlich vorsätzlich gelegt
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) zeigte sich erleichtert darüber, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Es müsse von vorsätzlicher Brandstiftung ausgegangen werden, die Hintergründe seien aber unbekannt. Die Polizei nehme den Vorfall sehr ernst und gehe mit der gebotenen Sensibilität vor, so Henkel.
Der Innensenator sagte weiter. "Ich empfehle jedoch jedem, beim jetzigen Stand der Ermittlungen keine Vorfestlegung in irgendeine Richtung zu treffen." Dies würde der Polizei nur die Arbeit erschweren, fügte er hinzu.
In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten der integrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer-Michael Lehmann, und die sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Elke Breitenbach, den Brandanschlag. "Wir sind erschüttert darüber, dass die Täter es bewusst in Kauf genommen haben, dass Bewohner des AWO-Refugiums verletzt oder getötet werden", erklärten sie. Es werde erwartet, dass die näheren Umstände schnellstmöglich aufgeklärt und die Brandstifter zur Rechenschaft gezogen werden.
Der Flüchtlingsrat Berlin forderte unterdessen, eine "mögliche rassistische Motivation bei den Ermittlungen ernst zu nehmen". "Ein Angriff auf ein bewohntes Haus, ist ein Angriff auf das Leben von Menschen. Die Hintergründe der Tat müssen schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden", so Katharina Müller vom Flüchtlingsrat Berlin.
Ermittlungen der Polizei laufen
Am Montagmorgen hatte die Nachrichtenagentur dpa mit Bezug auf die Feuerwehr berichtet, dass das Feuer von Einrichtungsgegenständen im Erdgeschoss des Containerbaus ausgegangen sei und von dort auf Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss übergegriffen habe. Die Polizei meldet, dass der Brand an der Unterkunft ausgebrochen sei.
Auf Nachfrage wollte die Polizei diesen inhaltlichen Widerspruch nicht kommentieren - man wolle aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Details zum Brand nennen, sagte eine Sprecherin rbb|24.
170 Menschen müssen umziehen
Das von der Arbeiterwohlfahrt betriebene "Refugium Buch" wurde im April 2015 eröffnet. Die Bewohner des betroffenen Hauses müssen in anderen Unterkünften untergebracht werden. Betroffen sind 170 Menschen. Das bestätigte der Kreisvorsitzende der Arbeiter Wohlfahrt Berlin-Mitte, Manfred Nowak. Die Stromversorgung in dem Haus sei beschädigt worden, außerdem sei die Geruchsbelästigung durch den Brand unzumutbar, sagte Nowak, nachdem er sich vor Ort selbst ein Bild gemacht hatte. Wo die Bewohner nun untergebracht werden, konnte Nowak noch nicht sagen.
Die beiden weiteren Häuser der Unterkunft blieben unbeschädigt und können weiter bewohnt werden. Rund 300 Menschen sind dort derzeit untergebracht. Die Flüchtlingsunterkunft "Refugium Buch" besteht aus drei Häusern und bietet Platz für mehr als 500 Geflüchtete.