Eigentlich sollten die Roßweiner Stadträte auf ihrer nächsten Sitzung über einen Bauantrag des Landratsamtes beraten. Das wollte das Hochschulgebäude an der Döbelner Straße dauerhaft als Asylheim etablieren. Das ist nun vorerst vom Tisch. Weil immer weniger Flüchtlinge kommen, will das Landratsamt auch die alte Poliklinik in Döbeln als aktive Unterkunft aufgeben.
Roßwein/Region Döbeln. Der geplante Umbau der Roßweiner Asylunterkunft ist zunächst kein Thema mehr auf der nächsten Stadtratssitzung. Das Landratsamt Mittelsachsen hatte einen Bauantrag zur Nutzungsänderung gestellt (die DAZ berichtete). Wie Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) mitteilt, hat das Amt diesen Antrag nun zurückgezogen. Das habe Dieter Steinert, Leiter der Stabsstelle Asyl im Landratsamt, dem Bürgermeister am Freitag in einem Telefonat mitgeteilt. „Mir ist es ganz recht, das wir uns jetzt nicht damit auseinandersetzen müssen, sondern erst dann, wenn es soweit ist. So brauchen wir die Pferde nicht scheu machen“, sagt Bürgermeister Lindner. Die entsprechende Beschlussvorlage hat die Verwaltung von der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung abgesetzt.
Roßwein: Nicht sicher, ob Standort dauerhaft notwendig
Das Landratsamt betont, dass es den Bauantrag formell noch nicht zurückgezogen hat. Das Baurecht schreibt vor, dass der jeweilige Stadt oder Gemeinderat zustimmen muss, wenn der Besitzer eines Gebäudes dieses anders nutzen will, als das bisher der Fall war. Das Hauptgebäude des ehemaligen Roßweiner Hochschulcampus an der Döbelner Straße 58 war früher eine Außenstelle der Fachhochschule Mittweida und ist seit Monaten Asylunterkunft. Mit der angedachten Nutzungsänderung wollte es der Kreis offenbar dauerhaft als eine solche Einrichtung etablieren. „Einschränkend muss man hier aber sagen, dass es nicht sicher ist, ob dies im Hinblick auf die gesunkenen Zuweisungszahlen überhaupt zum Tragen kommt“, sagt André Kaiser, Sprecher des Landratsamtes Mittelsachsen.
Döbeln: Alte Kreispoliklinik als Reserve
Laut aktueller Statistik des Landratsamtes ebbt die Flüchtlingswelle derzeit ab. Seit Jahresbeginn bekam der Landkreis bis zum 30. Juni 868 Personen zugewiesen. Derzeit leben in Mittelsachsen mindestens 2546 Asylsuchende. Im August sollen 75 Personen dazu kommen. In den Hochzeiten der Flüchtlingswelle kam ein Vielfaches. Zurzeit stehen 700 Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften frei. „Als Landkreis haben wir eine wirtschaftliche Verantwortung. Eine solche Kapazität vorzuhalten, ist dauerhaft nicht tragbar“, sagt Dieter Steinert. Für die Region Döbeln bedeutet das: Der ehemalige Verwaltungsstandort in der alten Kreispoliklinik an der Mastener Straße in Döbeln wird ab Anfang des kommenden Jahres voraussichtlich nicht mehr als Unterkunft genutzt. Der Landkreis hält diesen Standort mit 300 Plätzen aber weiter für den Notfall vor.
Von Dirk Wurzel