18 Milliarden Euro Umsatz verzeichnete der Berliner Immobilienmarkt im vergangenen Jahr. Für Mieter sind dies schlechte Neuigkeiten. von Ralf Schönball
Und wieder gibt es Rekorde auf dem Berliner Immobilienmarkt: Die Bestmarke von 18 Milliarden Euro Umsatz im vergangen Jahr, vor allem aber die steigenden Preise in allen Teilen des Grundstücksmarktes, sind eine schlechte Nachricht für Wohnungssuchende. Denn höhere Preise schlagen sich früher oder später in höheren Mieten nieder. Und wegen des Rekordstandes bei den Grundstückspreisen muss der Neubau der dringend benötigten Wohnungen zu Mieten von weniger als zehn Euro je Quadratmeter mit noch höheren Fördermitteln erkauft werden.
Sogar bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung macht man keinen Hehl aus den Sorgen über die Entwicklung am Markt. Baustaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup sagt es so: „Die dynamische Preisentwicklung im Bereich der Baulandgrundstücke zeigt, dass der Senat und die Bezirke bei der Aktivierung weiterer Baulandpotenziale nicht nachlassen dürfen.“
Auch der Berliner Mieterverein nannte die steigenden Umsatzzahlen „besorgniserregend“. Denn die große Nachfrage nach Kaufimmobilien veranlasst immer mehr Besitzer von Miethäusern, die Wohnungen in Eigentumsobjekte umzuwandeln, wodurch wiederum das Angebot an Mietwohnungen noch knapper wird. Um 50 Prozent stieg die Zahl solcher Umwandlungen.
In Pankow hat sich die Zahl der Umwandlungen im Vergleich zu 2014 verdoppelt
Vor dieser Entwicklung sind nicht einmal Bezirke gefeit, in denen die Verwaltung durch die Ausweisung von Milieuschutzgebieten Umwandlungen und Luxusmodernisierungen bremsen wollen. In Pankow, dem Bezirk mit den meisten Milieuschutzgebieten, hat sich laut Mieterverein die Zahl der Umwandlungen im Vergleich zu 2014 verdoppelt: 3179 wurden im vergangenen Jahr gezählt, im Jahr 2014 seien nur 1289 Wohnungen in Eigentumsobjekte umgewandelt worden. Auch in Friedrichshain-Kreuzberg, das neben Pankow die zweithöchste Anzahl an Milieuschutzgebieten aufweise, seien die Umwandlungszahlen noch einmal deutlich gestiegen.
Einen Anlass, an der Wirksamkeit von Milieuschutzgebieten im Kampf gegen die Verdrängung von Altmietern aus ihren Quartieren zu zweifeln, sieht der Mieterverein nicht. Vielmehr führen die Mieterschützer den Anstieg der Umwandlungen auf eine Sonderregelung zurück: Bietet der Hauseigentümer die umgewandelte Wohnung sieben Jahre lang nur dem Mieter zum Kauf an, erhält er oft trotzdem eine Genehmigung für diese Maßnahme. Diese Ausnahmeregelung gehöre abgeschafft, so der Mieterverein.
Dagegen ist der Andrang auf dem Berliner Immobilienmarkt für Grundbesitzer ein Segen. Wer ein Haus oder eine Wohnung besitzt, dem verhilft die Nachfrage unverhofft zu wachsendem Wohlstand: Der Wert von Ein- und Zweifamilienhäusern stieg innerhalb eines Jahres um 22 Prozent. Auch Eigentumswohnungen wurden mehr wert: plus 14 Prozent. Käufer von Miethäusern zahlten im Jahr 2015 rund 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und weil Angebote in guten Lagen seltener werden, greifen Käufer nun auch „im unteren Preissegment“ und einfachen Lagen zu, schreiben die Gutachter. Schnäppchen sind schwer zu finden, sogar auf Zwangsversteigerungen, deren Zahl ohnehin „auf einen neuen Tiefststand“ gefallen ist. Und weil das Geschäft brummt, werden schlagartig mehr Mietwohnungen in Eigentumsobjekte umgewandelt: 50 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im ersten Quartal dieses Jahres gingen die Umsätze nach Angaben des Gutachterausschusses insgesamt leicht zurück (minus sechs Prozent), am stärksten beim Verkauf unbebauter Grundstücke, mutmaßlich wegen des Mangels an Bauland in Berlin.