Das Gebiet wird als Wohnort immer beliebter, die bebaubaren Flächen sind rar. Nun bietet die Stadt Investoren eine Chance.
Von Sarah Grundmann
Die ehemalige Arbeitsanstalt an der Königsbrücker Straße bietet einen tristen Anblick. Diverse Pläne gab es für das Gebäude 117a/119 schon: Eine Schule, ein Flüchtlingsheim – alles scheiterte an den zu hohen Sanierungskosten. Neun Millionen Euro hätte der Umbau die Stadt gekostet. Stattdessen hat sie sich für den Verkauf entschieden. Bis Ende Januar konnten Gebote abgegeben werden, nun steht der Meistbietende fest. Derzeit werde aber an einer Verkaufsvorlage gearbeitet. Bald muss der Stadtrat entscheiden, ob das Konzept des potenziellen Käufers in die Neustadt passt. Eine Frage, die sich die Politiker in diesem Jahr wohl noch öfter stellen werden. Denn die Stadt verhandelt in der Neustadt gerade eine ganze Reihe von Grundstücksverkäufen. Für Bauherren ist das eine Chance.
Denn das Ortsamt Neustadt wird als Wohnort immer beliebter: Zwischen 2005 und 2014 stieg die Anwohnerzahl um über 10 000 Menschen an. Im gleichen Zeitraum sank der Wohnungsleerstand von 16 auf gerade einmal sechs Prozent. Allein 2014 entstanden in dem Gebiet 56 Neubauten mit über 200 Wohnungen. Doch für Investoren, die auf den boomenden Markt aufspringen wollen, werden die Flächen allmählich rar. Da kommen die Verkaufsinteressen der Stadt durchaus gelegen. Neben dem Grundstück auf der Königsbrücker Straße sollen auch fünf weitere bebaute und unbebaute Flächen an Investoren verkauft werden.
Darunter ist auch das Grundstück, auf dem einst das Narrenhäusel stand. Lange wurde darüber debattiert, ob das historische Gebäude wieder aufgebaut werden soll. Im März dieses Jahres entschied sich der Stadtrat letztlich dafür. Mit Bauunternehmer Frank Wießner würde ein Investor bereitstehen. Doch wie er der SZ mitteilt, ist es nun lange still um das Projekt geworden. „Die inhaltlichen Rahmenbedingungen für die Ausschreibung, wie Erschließung, Stellplatznachweis und Wert, sind noch nicht vollständig geklärt“, heißt es aus dem Liegenschaftsamt.Deutlich weiter sind die Verhandlungen an anderer Stelle.
So gibt es für ein Grundstück an der Weintraubenstraße 15 bereits einen Käufer. Auch ein Haus an der Dreikönigskirche soll verkauft werden. Noch ist allerdings nicht klar, wie es anschließend genutzt wird. Erst wenn diese Frage geklärt ist, möchte die Stadt eine zweckgebundene Ausschreibung machen. Ähnlich hat sie bereits an zwei weiteren Standorten agiert. So soll eine Fläche am Jägerhof zur Erweiterung des dortigen Volkskundemuseums genutzt werden, ein Grundstück an der Lößnitzstraße ging an eine Baugemeinschaft – Investoren hatten hier keine Chance.
Wenn die fünf Grundstücke verkauft sind, hat die Stadt in der Neustadt noch weitere 80 Grundstücke in ihrem Besitz. Doch nur eines davon möchte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) als Fläche für die städtische Wohnungsbaugesellschaft (Woba) vorschlagen, die gegründet werden soll. Deren Finanzierung wackelt derzeit allerdings noch. Und auch der Verkauf der städtischen Grundstücke in der Neustadt ist noch keine entschiedene Sache.
So könnte es auch auf der Königsbrücker Straße noch einmal spannend werden. Denn der Dresdner Verein Elixir hatte geplant, in der ehemaligen Arbeitsanstalt Wohnungen für Dresdner und Geflüchtete zu bauen. Mitgeboten haben die Mitglieder allerdings absichtlich nicht. Nun wollen sie die Stadtratsfraktionen überzeugen, gegen den Verkauf des Gebäudes zu stimmen.