An Badeseen: Polizei macht Jagd auf Tätowierte!

Erstveröffentlicht: 
31.07.2016

Dresden/Zwickau - Jetzt geht die Polizei den Nazis immer öfter an die Haut. Wer seine verfassungswidrigen Tattoos in der Öffentlichkeit zeigt - an Badeseen, beim Sport, bei Demonstrationen - muss mit Anzeige und Anklage rechnen.

 

Das Innenministerium empfiehlt wachen Bürgern, im Zweifelsfall die Polizei zu rufen.

 

Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund sind in Sachsen von 2014 auf 2015 enorm gestiegen: von 1710 auf 2234. Darin enthalten sind die sogenannten Propaganda-Delikte: Flugblätter, Schmierereien, Aufkleber, Kleidung - und eben auch Tattoos.

 

Und in politisch aufgewühlten Zeiten fühlen sich Verwirrte etwas enthemmter, diese auch öffentlich zu zeigen.

 

Beispiel Freibad: Voriges Jahr sonnte sich Peter M. (31) im Pirnaer Geibeltbad - Brust, Bauch und Rücken sind großflächig mit Hakenkreuzen, SS-Runen und Totenköpfen tätowiert. Badegäste riefen die Polizei. Weil er einschlägig vorbestraft ist, bekam er vier Monate ohne Bewährung.

 

Beispiel Sport: Beim Parkfestlauf in Meerane lief im Juni ein Sportler mit tätowierter "Schwarzer Sonne" mit. Die regionalen Schiedsrichter wollen nun solche Vorfälle vermeiden.

Ein Leipziger Fußballer wurde wegen eines Hakenkreuztattoos bereits vom Spielbetrieb ausgeschlossen und zu 2880 Euro verurteilt.

 

Beispiel Demo: Matthias K. (32) trug bei einer Anti-Asyl-Demo in Heidenau gut sichtbar ein Keltenkreuz-Tattoo zur Schau. Das Urteil aus der vergangenen Woche kostet ihn 650 Euro.

 

Doch woran erkenne ich, ob ein Symbol verfassungswidrig oder strafbar ist?


Seit Kurzem haben Verfassungsschutz und Landeskriminalamt einen übersichtlichen Leitfaden mit den verbotenen Symbolen aufgelegt.

Innenminister Martin Ulbig zu dieser Broschüre: "Sie soll anregen zu zivilgesellschaftlichem Engagement gegen rechtsextremistische Aktivitäten."

 

Und was tun, wenn mir im Schwimmbad etwas auffällt?


Pia Leson vom Innenministerium: "Es kann Anzeige erstattet und/oder die Polizei gerufen werden. Die Beamten prüfen den Sachverhalt auf strafrechtliche Relevanz."

 

Die Broschüre ist inzwischen Bestandteil der Polizeiausbildung und Inhalt verschiedener Lehrgänge.

 

Und die Polizei nimmt die Anrufe inzwischen ernst. Anett Münster von der Direktion Westsachsen: "Selbst wenn man sich unsicher ist: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei verständigen. Besser kontrolliert, als aus den Augen verloren..."

 

Auch auf den Fußballplätzen der niederen Klassen soll ab der kommenden Saison mehr auf dieses Phänomen geachtet werden.

 

Sachsens Schiedsrichter-Sprecher Lars Albert: "Wir werden unsere Referees dafür sensibilisieren." Der Kreisverband Zwickau bereitet Schiri-Schulungen mit der Verfassungsschutz-Broschüre vor.