Mit Selbstverwaltung und Selbstverteidigung gegen die türkische Repression

Nachdem die Ambitionen des türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, die Verfassung zu ändern und sich damit zum neu­en Sultan eines neo-Osmanischen Reichs zu machen, am Wahlerfolg der HDP gescheitert wa­ren, hat er einen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung im Südosten der Türkei begonnen um so Stimmen im nationalen Wählerspektrum zu gewinnen und sich der Bevölkerung als der starke Mann zu präsentieren, der die Türkei vor dem "Terrorismus" befreit.

 

Dieser als "Anti-Terror-Operation" bezeichnete Krieg richtet sich gegen die kurdische Bevölkerung in den Städ­ten: Ganze Stadtteile werden unter Ausgangssperre gestellt und Menschen, die ihre Häuser verlassen um Es­sen zu kaufen, oder weil sie medizinische Hilfe benötigen, werden von Scharfschützen erschossen. Mit Panzern, Artillerie und Flugzeugen wer­den Wohnhäuser beschossen. Bei den Angriffen des türkischen Militärs wurden hunderte Menschen getötet, tausende verletzt und ganze Stadt­viertel dem Erdboden gleichgemacht. Über 400.000 Menschen sind vor dem Staatsterror auf der Flucht. Internationalen Menschenrechtsorgani­sationen wurde der Zutritt verweigert und bevor Untersuchungen stattfin­den konnten, wurde der Schutt - teilweise noch mit den Leichen der Opfer - abtransportiert und heimlich entsorgt. Nachdem die Wohnungen der Menschen zer­stört wurden, wurden sie anschließend noch enteignet, so dass die Maßnahmen des türkischen Staates als eth­nische Säuberungen bezeichnet werden können.

 

Parallel dazu ist der Widerstand der kurdischen Bewegung um demo­kratische Autonomie in eine neue Phase über getreten: Nach den An­griffen des türkischen Staates haben einige kurdische Städte die Selbst­verwaltung ausgerufen und damit dem türkischen Regime die Legitima­tion abgesprochen. Dabei geht es aber nicht um Ab­spaltung, sondern um Föderalismus und dezentralere Entscheidungsstrukturen.


Kurdische Jugendlich haben sich bewaffnet und in der YPS (Zivile Selbstverteidigungseinheiten) organisiert und so versucht, ihre Stadt­viertel gegen die türkische Armee militärisch zu verteidigen. Parallel dazu gibt es auch zivilen Widerstand, der von einem dichten Netz von Organisationen getragen wird, die fast alle Bereiche des sozialen, politi­schen und kulturellen Lebens umfassen.

 

Journalist*innen vom "lowerclass magazin" waren in den letzten Jahren immer wieder in der Türkei und in Teilen Kurdistans. Im Januar und Februar diesen Jahres besuchten sie die Gebiete im Südosten der Türkei die von den Ausgangssperren be­troffen waren. Ihre Reise führte sie auch nach Südkurdistan und ins Qandil-Gebirge im Nord-Irak. Dort haben sie die Frauen­guerilla besucht und Bese Hozat, die KoVorsitzende des KCK interviewt.


Sie werden von Ihrer Reise berichten und eine kurze Filmdokumentation zeigen. Nach ihrer Einschätzung der aktuellen Lage in der Türkei ist anschließend noch Raum für Diskussionen.

 

Mittwoch 3.8.2016

Ab 19 Uhr : veganes Essen
Ab 20 Uhr : Vortrag und Diskussion

Ort: Hausbar des Wohnprojekts Schellingstrasse6 in Tübingen

 

Eine Veranstaltung von Rojava Solidarity Tübingen, dem Infoladen Tübingen und LevelUp.