Nach 3 Nächten vor der ehemaligen Notunterkunft Jahn-Sporthalle am Columbiadamm in Neukölln geht der Protest der Geflüchteten gegen eine Verlegung ins Massenlager Tempelhof weiter. Am Montag zog die Gruppe mit einer Demo vor das Rathaus Neukölln. Vertreter von Senat und Bezirk zeigten sich zunächst unwillig, sich für eine Lösung einzusetzen. Nun geht der Protest vor der Halle weiter. "Hangars sind für Flugzeuge, nicht für Menschen", ist ein Zitat der Demo.
Seit Freitagabend protestieren rund 25 Geflüchtete aus Syrien gegen ihre geplante Unterbringung im Massenlager Tempelhof. Dabei geht es zum einem um falsche Versprechen, die den Bewohner*innen der geschlossenen Notunterkunft Jahn-Sporthalle gemacht wurden, zum anderen um die Zustände im Massenlager Tempelhof, die als menschenunwürdig kritisiert werden. Zu der Entwicklung des Protest gibt es bereits einen Beitrag auf indymedia, ein Statement der protestierenden Gruppe, einen längeren Artikel im Tagesspiegel sowie eine Facebookgruppe für Informationen und Organisierung.
Am Montag gegen 12 Uhr zog dann eine Demonstration von der Halle in Richtung Rathaus Neukölln, wo die Protestierenden ihre Forderungen nach einer menschenwürdigen Unterbringung stellen wollten. Um die 70 Personen beteiligten sich an der Aktion. Einige Vertreter*innen der Presse waren anwesend und führten Interviews mit den Protestierenden. An der Spitze der Demo wurden verschiedene Plakate und Transparente gezeigt, darunter etwa "Wohnen ist ein Grundrecht!" oder "No Tempelhof!" In Redebeiträgen der Geflüchteten wurden die Zustände im Massenlager Tempelhof kritisiert. Neben den unmittelbaren Alltagsbedürfnissen wie Kochen oder dem Zugang zu Bad und Toilette wurde auch darauf hingewiesen, dass das Leben mit Hunderten auf engstem Raum keine Möglichkeit bietet, zur Ruhe zu kommen und sich auf die Umstände in einer neuen Umgebung einzustellen, zu arbeiten, zu lernen und als Mensch zu leben. "We are human beings, we want to be treated like human beings!", sagte einer der Protestierenden, und: "Hangars are for airplanes, not for people!"
Die Demo wurde am Rathaus Neukölln von Vertretern von Senat und Bezirk empfangen. Nach kurzer Debatte stellte sich heraus, dass diese aber kein Angebot oder Vorschlag zur Lösung der Situation hatten. Der Neuköllner Sozialstadtrat tat sich mit vielfachen Aussagen hervor, wonach er nichts machen könne, der Protest eh am falschen Ort sei, er nicht wüsste, warum alle immer so viel von der Politik erwarten. Insgesamt drängte sich der Gedanke auf, wie es wohl ausgesehen hätte, wenn 50 Immobilieninvestor*innen vors Rathaus gezogen wären. Die Geflüchteten entschieden schnell, dass sie kein Interesse an solch einem Gespräch haben und übergaben lediglich nochmal ihre Forderung, untermauert mit einigen weiteren Redebeiträgen. Die Demonstration wurde die ganze Zeit von relativ viel Polizei begleitet und am Rathausplatz war offensichtlich, dass ein mögliches neues Protestcamp verhindert werden sollte.
Nach ca. einer Stunde zog die Gruppe der Geflüchteten zurück zur Jahn-Sporthalle, wo über die nächsten Aktionen diskutiert werden soll. Die Gruppe ruft dazu auf, den Protest zu unterstützen indem man zur Halle kommt, sich einbringt, Wasser und Essen organisiert oder einfach nur da ist. Auch werden immer wieder Personen gesucht, die die Dauerkundgebung für einige Stunden anmelden. Die Jahn-Sporthalle liegt am Columbiadamm auf der Neuköllner Seite, gleich neben dem Schillerkiez/Fontanestraße. Informationen zu neuen Entwicklungen gibt es z.B. bei der oben verlinkten Facebookgruppe.