Persönliches Vorwort aktiver Menschen aus Dresden
Wir wollen nicht drum herum reden: Die Situation in Sachsen und Dresden ist ätzend. Obrigkeitstreue, Nazischeiße und regressive Politik sind allgegenwärtig und ersticken, wie es scheint, jeden Schimmer von libertärem Engagement, antifaschistischer Politik oder der Hoffnung auf andere Verhältnisse.
Aber sind unsere Ziele tatsächlich so unerreichbar, wie wir glauben? Grade in Dresden ist oft nicht mehr zu unterscheiden, wo die Grenzen des Machbaren tatsächlich verlaufen. Wir alle haben uns mittlerweile so in dem Selbstmitleid vermeintlicher „sächsischer Verhältnisse„ eingerichtet, dass es oft schwer ist zu unterscheiden, wo Vorsicht endet und wo vorauseilender Gehorsam beginnt. Ist es nicht genau das, was uns die Verhältnisse glauben machen wollen? Dass sie uns erfolgreich jede Bewegungsfreiheit und jede Aktionsfähigkeit genommen haben?
[tabularasa] soll der Versuch sein, genau diese Konstrukte zum Tanzen zu bringen. Wir glauben, dass viele so zementiert wirkende Aspekte der rechten Hegemonie und des repressiven Apparates, am Ende sehr viel fragiler und unsicherer sind als sie uns einreden wollen und wir selbst uns glauben machen. Ja, heute sieht unsere Lage ähnlich aussichtslos aus – wie vor 25 Jahren. Aber gleichzeitig sind die Systeme so komplex geworden, dass es mitunter weniger Zutun von uns braucht, um sie ins Wanken zu bringen, als wir denken.
Wir glauben, dass wir unseren Utopien näher sind, als gedacht. Jeder gewalttätige Polizeieinsatz, jedes brutale Vorgehen gegen libertäre Lebensentwürfe und gegen antiautoritäre Experimente sind nicht nur Ausdruck von Repression und vermeintlicher Überlegenheit staatlicher und kapitalistischer Komplexe, sondern auch immer Ausdruck einer tiefen Angst vor dem Stocken der Maschinerie. Angst, nicht nur davor, dass wir uns erfolgreich dem Zugriff repressiver Mechanismen entziehen, sondern auch davor, dass andere Menschen bemerken, dass die Art, wie wir alle in diesem System leben eben nicht „alternativlos“ ist. Angst auch davor, dass mehr Menschen feststellen, dass ein Leben ohne Kapital – ohne Staat – ohne Herrschaft nicht nur erreichbar ist, sondern dass es sie vielleicht sogar glücklicher, die Gesellschaft lebenswerter und ein Zusammenleben friedlicher macht. Angst vor der Erkenntnis, dass der Weg zum guten Leben für alle heraus aus den Ketten führt, die wir uns selbst und anderen angelegt haben, weg von Herrschaft, weg von Unterdrückung und weg von Selbstoptimierung – hin zu einem selbstbestimmten, freien Leben für Alle.
Komplexe Maschinen stocken oft schon durch das geringste Bisschen Sand im Getriebe. Selbstoptimierung scheitert, wenn Menschen beginnen sich zu entziehen und vieles von der vermeintlichen Macht, den staatliche Apparate über uns haben, haben wir ihnen selbst verliehen.
Wir laden alle Menschen ein, die ohne Herrschaft, ohne Unterdrückung und kapitalistische „Logik“ leben wollen, mit uns diese Mechanismen zu demontieren. Lasst uns gemeinsam Sand in die Getriebe streuen, bis die Räder zu stocken beginnen – lasst uns den Systemen die Kontrolle entziehen und lasst uns gemeinsam das Pflaster aufwühlen, bis darunter der Sandstrand zum Vorschein kommt. Wir wollen die Macht wanken sehen, bis sie fällt!