Von unserer Mitarbeiterin
Anja Bochtler
Einige Jahre lang war der Trend klar: Trotz weltweit zunehmender
Flüchtlingszahlen kamen weniger fliehende Menschen in Deutschland nd
Freiburg an. Die Stadtverwaltung hat daraufhin Plätze in den
Flüchtlingsunterkünften abgebaut. In den beiden vergangenen Jahren
fielen 367 Plätze weg. Das rächt sich nun. Seit Jahresbeginn kamen in
Freiburg 107 Roma-Flüchtlinge an so viele wie sonst in einem ganzen
Jahr. Mittlerweile sind die Unterkünfte fast komplett belegt. Jetzt wird
die Anmietung von Wohncontainern geprüft.
Viel Raum ist es nicht, der einem Flüchtling nach den deutschen Gesetzen
zusteht: viereinhalb Quadratmeter in einem Mehrbettzimmer. In den
derzeit bestehenden Freiburger Unterkünften ist Neuankömmlingen
voraussichtlich bald nicht mal mehr dieser Mini-Wohnraum garantiert
derzeit sind laut der städtischen Pressesprecherin Edith Lamersdorf nur
noch 22 Plätze frei. Wenn diese vielleicht schon in den nächsten Tagen belegt sind, müssen neue Lösungen her. Momentan leben zwar nur 585
Flüchtlinge in den Unterkünften, die eigentlich für 732 Menschen geplant
wurden. Doch in manchen Fällen wird Familien meist aus
gesundheitlichen Gründen mehr Wohnfläche zugestanden, erklärt Edith
Lamersdorf, zudem fallen derzeit 16 Plätze wegen Sanierungen weg.
Vor allem aber macht sich jetzt der Abbau von 367 Plätzen in den
vergangenen beiden Jahren bemerkbar: 99 fielen in der Bayernstraße 1-3
weg, 168 wegen der Bebauung des Gebiets "Innere Elben", 100 wurden in
der Wiesentalstraße 21 in Unterkunftsplätze für wohnungslose Menschen
umgewandelt. Und jetzt? Jetzt wird zum einen eine Nachverdichtung in
den bestehenden Unterkünften geprüft dann würde es dort noch enger als
es ohnehin schon ist. Zum anderen hatte die Stadtverwaltung zunächst
angedacht, neu ankommende Flüchtlinge künftig kurzfristig in der "Alten
Schule" in der Markgrafenstraße in Haslach oder dem "Haus Weingarten" im
Auggener Weg einzuquartieren. Beides wurde nach Besichtigungen
gemeinsam mit den Bürgervereinen und dem Verein "Nachbarschaftswerk",
der beide Häuser für seine Arbeit nutzt, verworfen. In der ?Alten
Schule? ist zu wenig Platz und Sanierungsbedarf, das "Haus Weingarten"
ist das Zentrum für die Sinti im Auggener Weg und soll das auch bleiben.
Deshalb gehen die aktuellen Planungen nun in Richtung Wohncontainer plus sozialer Betreuung und Angeboten speziell für Kinder. Zudem solle, falls notwendig, abends und nachts zur Beruhigung der Situation ein
Sicherheitsdienst eingesetzt werden, sagt Edith Lamersdorf.
Die Flüchtlinge, die seit Jahresbeginn in Freiburg in größerer Zahl als
erwartet ankommen, sind nach Auskunft der Polizei und der
Stadtverwaltung fast ausschließlich Roma-Familien aus dem Kosovo und
Serbien. Ihre Ankunft fällt in eine Zeit zunehmender Anspannung und
Ängsten bei den vielen bereits seit Jahren hier lebenden Roma, die sich
vor drohenden Abschiebungen fürchten.