Morddrohungen gegen Leipziger Polizeipräsident "Ich lasse mir den Mund nicht verbieten"

Erstveröffentlicht: 
17.06.2016

Der Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbitz erhält einem Medienbericht zufolge Hassbriefe und Morddrohungen. Auch seine Familie bleibe von den Anfeindungen nicht verschont, sagte Merbitz dem Nachrichtenmagazin "Focus". Auf einer rechten Internet-Seite seien seine Adresse und das Kennzeichen des Autos veröffentlicht worden.

 

Merbitz sagte weiter: "Seit vielen Jahren positioniere ich mich klar gegen Rechtsextremismus. Das passt vielen nicht. Sie verbreiten Unwahrheiten, wollen mich kaputtmachen. Aber ich lasse mir nicht den Mund verbieten." 

 

Merbitz will sich weiter politisch äußern


In den Kommentaren wird Merbitz dem Bericht zufolge als "Ratte" verunglimpft, die "in der Kläranlage oder in der Jauchegrube" entsorgt werden müsse. Jemand kündigte an: "Gebt mir ein Gewehr, bringt mich 100 Meter an ihn ran, und die Sache ist erledigt!" Merbitz sagte dem "Focus", dass er sich trotz der Drohungen weiter zu politischen Themen äußern werde. "Warum soll ich schweigen, wenn Rechtsextreme Ausländer jagen, sie erniedrigen, ständig Hass schüren?", sagte er. 

 

Kritik am Umgang mit Pegida 


Der Leipziger Polizeipräsident unterstrich seine Einschätzung, dass in Deutschland derzeit eine "Pogromstimmung" herrsche. "Schon nach den Anschlägen von Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen haben wir von Pogromstimmung gesprochen", sagte Merbitz. Heute sei es "noch viel schlimmer". In diesem Zusammenhang kritisierte er den Umgang maßgeblicher Politiker mit den Ängsten der Bevölkerung. "Die Politik hätte anders auf 'Pegida' reagieren und die Sorgen der Menschen in Bezug auf Flüchtlinge ernst nehmen müssen", sagte Merbitz. Das sei versäumt worden. Die Folgen seien jetzt zu sehen: Aus Furcht und Angst seien Hass und Gewalt geworden.