Wenig Ostdeutsche in Chefetagen

Erstveröffentlicht: 
24.05.2016

Nur etwa ein Fünftel der Führungskräfte in Ostdeutschland stammen auch aus dem Osten. Eine exklusive Studie der Universität Leipzig im Auftrag des MDR zeigt, dass diese Situation fast alle Bereiche betrifft. Demnach hat mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung zwar eine Annäherung der Lebensverhältnisse in Ost und West stattgefunden, jedoch nicht bei den gesellschaftlichen Eliten.

 

In Politik und an Hochschulen Schere besonders groß


Studienleiter Professor Olaf Jacobs vom Institut für Kommunikation- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig sieht zum Teil sogar rückläufige Entwicklungen im Vergleich zur letzten Studie von 2004. In den fünf Landesregierungen sei der Anteil der Politiker mit ostdeutscher Herkunft von 75 auf 70 Prozent gesunken. Auch von den insgesamt 60 Staatssekretären der Bundesregierung stammten nur drei aus dem Osten, 2004 waren es immerhin noch sechs.

An Universitäten und Hochschulen hat sich der Anteil ostdeutscher Rektoren der Untersuchung zufolge binnen zehn Jahren fast halbiert. An der Spitze der 100 größten ostdeutschen Unternehmen sei der Anteil Einheimischer von gut 35 auf 33,5 Prozent gesunken. Das sind die ersten Ergebnisse der neuen Untersuchung, weitere Daten werden noch ausgewertet. 

 

Bundesweit kaum Ost-Führungskräfte


Lediglich in der Justiz, in Teilen der Wirtschaft, in der Bundeswehr sowie in einigen Medienbetrieben gibt es laut der Studie ein – allerdings langsames - Nachrücken Ostdeutscher in Führungsfunktionen.  Bundesweit sehe die Situation noch schlechter aus. Mit nur 1,7 Prozent sind Ostdeutsche unter den Führungskräften so gut wie gar nicht vertreten.

 

Hintergrund Auf Grundlage einer Erhebung des MDR im Jahr 2004 ist 2016 eine erneute Studie zum Thema Eliten in Ostdeutschland durchgeführt worden. Dabei untersuchte die Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit der Hofrichter & Jacobs Film- und TV-Produktionsgesellschaft zwischen August 2015 und März 2016 Führungspositionen in verschiedenen Bereichen: Justiz, Wirtschaft, Politik, Medien sowie Wissenschaft. Darüber wurde die Zusammensetzung der Bundesregierung, Bundesgerichte, der Generäle der Bundeswehr und der DAX-Vorstände ausgewertet.