Konzert der Rechtsextremisten in Lomersheim geplatzt
MÜHLACKER. „Stallhaus Germania“ hatte ein Konzert bei Lomersheim geplant. Damit ist die rechte Gruppierung in den Fokus des Staatsschutzes geraten. Nun planen die Mitglieder, mit der Veranstaltung ins Ausland auszuweichen.
Aufgedeckt wurden die Vorbereitungen für das Konzert an Pfingsten anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kameradschaft durch die Antifa (Antifaschistische Gruppe) Freiburg.
Sie hatte über einschlägige Naziforen und Mailkontakte die Buchung der Bands herausgefunden und im Internet veröffentlicht. Der Konzert-Organisator von „Stallhaus Germania“, ein ehemaliger Schüler der Mühlacker Mörike-Realschule, hatte die Band „Devil‘s Project“ aus dem Enzkreis, aber auch „Angry Boot Boys“ aus Nordrhein-Westfalen und die internationale Band „Faustrecht“ für das Konzert am 22. Mai angefragt. Aufgrund des Bekanntheitsgrades der letztgenannten Band geht die Antifa „von mehreren hundert Nazis“ aus, die die Veranstaltung besuchen würden. Das bestätigt auch ein Mitglied von „Stallhaus Germania“ gegenüber der PZ.
„Da wir jetzt aber von Seiten der Antifa und des Staatsschutzes ein Störfeuer haben, wird das Konzert nicht zu diesem Datum und nicht am geplanten Ort stattfinden“, sagt der 33-Jährige. Das habe nichts mit Angst vor der Antifa zu tun, sondern damit, dass man Ärger mit den Behörden aus dem Weg gehen wolle. Da „Stallhaus Germania“ auch Sektionen in der Schweiz und in Österreich habe, überlegen sich die Mitglieder der Gruppierung, die Veranstaltung nach dort zu verlegen. Wann und wo das Konzert stattfinde, habe er dem Staatsschutz freilich nicht gesagt, erklärt der Mann gegenüber der PZ. Beamte der Pforzheimer Kripo hatten ihm gestern nach ersten Ermittlungen und zur Überprüfung einen Besuch in Lomersheim abgestattet.
Laut Polizeisprecher Wolfgang Schick würden jedes Jahr eine Veranstaltung von „Stallhaus Germania“ stattfinden. „Man darf es nicht verharmlosen“, so Schick. Bislang stünden das Feiern und Trinken von Alkohol eher im Vordergrund. „Das macht das Ganze nicht leichter, doch die Gruppe steht unter Beobachtung.“ Die Polizei hatte in den vergangenen Jahren bei entsprechender Kenntnis die Zu- und Abfahrten von Veranstaltungsbesuchern auf Waffen und indizierte Tonträger kontrolliert – ohne entsprechendes Material zu finden, wie Schick informiert. Ein Nachspiel wird jedoch eine Grillparty von „Stallhaus Germania“ im Mai 2008 in Knittlingen haben(PZ berichtete). Der von der Polizei und dem Grundstücksbesitzer erzwungene Abbruch der Feier wird demnächst vor dem Verwaltungsgericht verhandelt.
Auch im Rathaus Mühlacker hat man ein Auge auf „Stallhaus Germania“ und deren Aktivitäten. „Wir versuchen auf die Veranstalter einzuwirken, aber wir sind an Recht und Gesetz gebunden“, sagt Bürgermeister Winfried Abicht. Grundsätzlich müsse eine Veranstaltung mit mehreren hundert Besuchern angemeldet werden und nach verschiedenen Punkten, wie beispielsweise einer Schankerlaubnis, oder möglicher Ruhestörung überprüft werden. Wie es aussieht, entfällt eine solche Überprüfung im Fall des Jubiläumsfestes von Stallhaus Germania“ nun für die Stadtverwaltung.