Mit einer mehrstündigen Vernehmung hat das Oberlandesgericht München im Terrorprozess gegen die rechtsextreme "Oldschool Society" den Werdegang zweier Angeklagter beleuchtet. Die 23 Jahre alte Denise G. berichtete über eine von Alkohol, Drogen und brüchigen Beziehungen geprägte Jugend. Der selbst ernannte Anführer der Gruppe, Andreas H. aus Augsburg, schilderte ein Leben mit schwierigen Verhältnissen in der Kindheit und Gefängnisaufenthalten.
Im Prozess um die rechtsextreme "Oldschool Society" hat die Mitangeklagte Denise G. aus Freital ein düsteres Bild ihrer Jugend gezeichnet. Die 23-Jährige schilderte am Montag vor dem Oberlandesgericht München schwierige Familienverhältnisse.
Alkohol und Drogen
Auf Nachfragen des Richters bezeichnete die Frau ihre Jugend als "nicht so prickelnd". Ab dem 13. Lebensjahr trank sie nach eigenen Angaben Alkohol. "Es ging los mit ein paar Bier am Wochenende." Dann kamen härtere Sachen dazu, "nicht in Maßen, sondern in Massen", so die Angeklagte. Mit 14 oder 15 habe sie auch Drogen genommen. Etwa ab ihrem 14. Lebensjahr habe sie nicht mehr zuhause gewohnt, sondern "hier und da".
Das unbeständige Leben wirkte sich auch auf den schulischen Werdegang
der Angeklagten aus. Nach der achten Klasse beendete sie ohne Abschluss
die Schule. Mehrere Ausbildungen brach sie sofort wieder ab. Als sie 18
Jahre alt war, brachte sie ein Kind zur Welt, drei Jahre später ein
zweites. Das Sorgerecht wurde ihr entzogen. Ihre Tochter lebe bei
Nachbarn, der Vater sitze "im Knast", sagte die Angeklagte. Zum ersten
Kind sowie dessen Vater habe sie keinen Kontakt.
Nach den Plänen
für ihre Zukunft befragt, antwortete Denise G., sie wolle über
Fernunterricht den Realschulabschluss und das Abitur nachholen und "in
die medizinische Richtung gehen".
NS-Gegenstände und Waffen
Der selbst ernannte Anführer der Gruppe, Andreas H., wurde am Montag ebenfalls zu seiner Jugend befragt. Auch er berichtete von schwierigen Verhältnissen in der Kindheit. Zudem saß er mehrere Male im Gefängnis.
Besonders ausführlich schilderte der 57-Jährige seine Sammelleidenschaft für NS-Gegenstände und Waffen. Dazu gehören Modellschiffe, SS-Mützen und "die Hochzeitsausgabe" von "Mein Kampf": Diese sei "sehr, sehr teuer und wird noch teurer werden." Er habe versucht, den Text zu lesen, aber das sei "sehr, sehr schwer". Der Angeklagte betonte: "Ich bin kein Nazi und ich werde nie einer sein."
Terrorgruppe soll Sprengstoffanschlag geplant haben
Die Bundesanwaltschaft wirft vier Mitgliedern der "Oldschool Society" die Bildung einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags auf ein Flüchtlingsheim in der Nähe von Borna vor.
Die rechtsextreme Gruppe bestand nach den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft aus mehr als den vier angeklagten Personen, wobei die Mitgliederzahl variierte. Am 6. Mai 2015, wenige Tage vor dem mutmaßlich geplanten Anschlag, hatten 250 Beamte in mehreren Bundesländern Wohnungen durchsucht und die vier Beschuldigten festgenommen. Für den Prozess sind zunächst Termine bis November geplant.