Samstag, 6. Oktober 1990: –
In Magdeburg überfallen Skinheads vietnamesische Straßenhändler, verwüsten ihre Stände und rauben sie aus.
Freitag, 2. November –
Die polnische Zeitung »Trybuna« berichtet von zahlreicher werdenden Meldungen über Gewalttätigkeiten gegen polnische Bürger auf dem Territorium der ehemaligen DDR, die in der Berliner Vertretung der polnischen Botschaft eingehen. Organisierte Banden von Jugendlichen überfallen Polen in Zügen und auf offener Straße. Mehrere polnische PKW wurden in Brand gesetzt.
Montag, 17. Dezember –
In Adendorf/Kreis Lüneburg wird ein leerstehendes Haus niedergebrannt, in dem Asylbewerber untergebracht werden sollten.
Sonntag, 14. Januar 1991: –
In Oelixdorf/Kreis Steinburg protestieren 150 Einwohner gegen den Ausbau einer Asylunterkunft in ihrem Ort.
Montag, 22. Januar und Montag, 29. Januar –
Brandanschläge auf die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt/Brandenburg. Gewalttätigkeiten gegen Ausländer im Umfeld der Unterkunft.
Samstag/Sonntag, 23./24. Februar –
Überfall auf das Flüchtlingsheim in Leisnig/Sachsen. Die Bewohner werden systematisch mißhandelt. Es gibt zahlreiche, zum Teil schwer Verletzte. Da bei dem Überfall auch die gesamte Einrichtung des Wohnheims demoliert wird, werden die Flüchtlinge nach Delitzsch »verlegt«. Dort stirbt ein Afghane, weil er, so meldet die Presse, medizinisch nicht ausreichend versorgt worden sei.
Montag/Dienstag, 25./26. Februar und Mittwoch, 3. April: –
Anschläge auf die Flüchtlingsunterkunft in Geisa/Thüringen, darunter ein Brandanschlag vor ihrer Eröffnung; Brandstiftung im Bettwäschelager.
Samstag, 2. März: –
Brandanschlag auf ein Aussiedlerwohnheim in Dessau/Sachsen-Anhalt.
Mittwoch, 6. März: –
dpa berichtet von zunehmenden Gewalttätigkeiten gegen Asylbewerber in den fünf neuen Bundesländern: In Klötze/Sachsen haben 30 bewaffnete Nazis eine Asylunterkunft angegriffen, die Bewohner zusammengeschlagen und drei von ihnen schwer verletzt; in Sangerhausen hat sich eine Bürgerinitiative gegen die
Aufnahme von Ausländern gegründet. –
Der Ausländerbeauftragte des sächsischen Innenministeriums gibt bekannt, daß Beleidigungen und Schmierereien gegen Ausländer an der Tagesordnung seien.
Montag, 11. März: –
Weitere Angriffe auf Ausländer werden bekannt: Brandanschlag gegen ein Flüchtlingsheim in Zielitz bei Magdeburg. In Schwerin ist ein Syrer zusammengeschlagen, ein rumänischer Flüchtling niedergestochen und die Außenanlage des Wohnheims für Asylbewerber verwüstet worden.
Ende März: –
In Zwenkau bei Leipzig wird eine rumänische Familie auf offener Straße zusammengeschlagen, nachdem der Bürgermeister der Familie erklärte hatte: »Wir wollen euch hier nicht haben«, und sämtliche Läden des Ortes für die Flüchtlinge »schlossen«.
Nacht zum Ostersonntag: –
In Dresden wird der Mosambikaner Jorge Gomondai von Skinheads aus einer fahrenden Straßenbahn geworfen. Er stirbt eine Woche später an seinen schweren Verletzungen.
Ende März/Anfang April: –
Immer mehr Asylbewerber fliehen aus den Unterkünften in der ehemaligen DDR in die westdeutschen Aufnahmelager: 21 zum Teil verletzte Menschen flüchten aus einem Wohnheim in Gerstungen/Thüringen, das Ziel rechtsradikaler Angriffe gewesen ist. Sieben Afrikaner, die ein Wohnheim in Eisenhüttenstadt verlassen hatten und in die hessische Aufnahmestelle Schwalbach geflohen waren, werden wieder zurückgeschickt.
Ein aus Ostdeutschland nach Schwalbach geflohener Marrokaner, der ebenfalls zurückgeschickt werden soll, unternimmt einen Selbstmordversuch – nach Angaben des Schwalbacher Unterkunftsleiters kein Einzelfall.
Mittwoch, 10. April: –
Unbekannte brennen ein Wohnheim für Asylbewerber in Freising/Bayern nieder.
Freitag, 12. April: –
Mit Baseballschlägern, Messern, Reizgas und Gasdruckpistolen bewaffnete Banden greifen in Dresden den Trauerzug für den ermordeten Jorge Gomondai an.
Mitte April: –
Rechtsradikale Banden blockieren für mehrere Stunden den deutsch-polnischen Grenzübergang in Görlitz, überfallen ein polnisches Ehepaar in seinem Auto und schlagen es krankenhausreif. –
Ca. 80 Skinheads treiben mehrere Sinti und Roma quer durch die Dresdner Innenstadt und greifen rumänische Asylbewerber mit Steinen an. – In Tambach-Dietharz werden vier Flüchtlinge aus Bangladesh bei einem Überfall verletzt und ausgeraubt. –
In Oschatz/Sachsen wird die Unterkunft für Asylbewerber angegriffen. –
Auf ein Wohnheim in Castrop-Rauxel/NRW wird ebenso ein Brandanschlag verübt wie auf eine Unterkunft in Seeheim/Hessen.
Samstag/Sonntag, 20./21. April: –
In zahlreichen Städten der Bundesrepublik feiern neonazistische Gruppen Hitlers Geburtstag, unter anderem indem sie Ausländer überfallen. So geschehen etwa in Osnabrück, Magdeburg und Berlin. In einem Bremer Park greifen Skinheads eine Schülergruppe aus Israel an. Im Zug Leipzig-Lublin gröhlen etwa 20 maskierte Deutsche »Sieg Heil« und »Polen raus«. Sie beschimpfen und bespucken die Reisenden und werfen Gepäck aus dem Fenster. –
Allein in Brandenburg registriert die Polizei 5 Überfälle auf polnische Familien.
Ende April: –
Brandanschlag auf eine Gemeinschaftsunterkunft im hessischen Schwalbach. Das Sekretariat des Bundesamtes zur Anerkennung ausländischer Flüchtlinge brennt völlig aus.
Samstag, 27. April: –
Brandanschlag auf eine Unterkunft in Lübeck-Kückritz.
Sonntag, 28. April und 5. Mai: –
Angriffe auf die Unterkunft in Borna. Mehrere Ausländer werden verletzt.
Frühjahr: –
Jagd auf Asylbewerber auch in Delitzsch-Spröda, mindestens drei von ihnen werden zusammengeschlagen .
Anfang Mai: –
In Brettstein bei Halberstadt werden Kurden auf offener Straße angegriffen und zum Teil durch Messerstiche verletzt. –
Im sächsischen Eilenburg wird ein Flüchtlingslager von etwa 35 Männern mit Steinen und Flaschen überfallen. Die Bewohner fliehen nach Westdeutschland . –
In Zwethau bei Torgau werden Flüchtlinge überfallen und mit Schußwaffen bedroht. –
In Eisenhüttenstadt wird ein Jugoslawe zum Hitlergruß aufgefordert und krankenhausreif geschlagen. –
In Wittenberge stürmen ca. 40 mit Schlagstöcken, Messern und Gaspistolen bewaffnete Rechtsradikale ein Wohnheim, in dem Namibier leben, demolieren das Mobiliar, fallen über die Bewohner her und stürzen zwei von ihnen von einem Balkon im 4. Stock. Die beiden Namibier werden lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Donnerstag, 9. Mai: –
Rechtsradikale Schläger überfallen ein Aussiedlerheim in Hamburg-Bergedorf.
Sonntag, 12. Mai: –
Überfall auf ein Wohnheim in Kerken-Neukerk/NRW. Sachbeschädigung.
Montag, 13. Mai: –
Brandanschlag auf ein Wohnheim in Rockolding/Bayern.
Anfang bis Mitte Mai: –
Im sächsischen Hoyerswerda werden immer wieder Flüchtlinge bedroht, belästigt und »tätlich angegriffen«. Mehrere von ihnen werden verletzt. –
Wiederholte schwere Angriffe auf die Asylbewerberunterkunft in Liebertwolkwitz: Luftpistolenschüsse in die Fenster, Molotowcocktails in die Wohnungen. –
In Potsdam werden sowjetische Touristen angegriffen, einem wird ein Messer in den Rücken gestoßen. –
Im sächsischen Zittau überfällt ein Schlägertrupp unter Führung des örtlichen Republikaner-Chefs steinewerfend, fackelschwingend und ausländerfeindliche Parolen brüllend ein Heim für strahlenkranke Kinder aus der Region Tschernobyl. Ein sowjetischer Betreuer wird zusammengeschlagen. –
Auch in Leipzig gehen die bereits seit Monaten andauernden Angriffe auf Ausländer und Wohnheime weiter.
Freitag, 24. Mai: –
Brandanschlag auf ein Wohnheim in Soest/NRW.
Montag, 27. Mai: –
In Eisenhüttenstadt werden jugoslawische Asylbewerber von einer Bande Rechtsradikaler zusammengeschlagen.
Montag - Mittwoch, 27. - 29. Mai: –
Dreitägiger Terror gegen ein Ausländerwohnheim in Schwerin. Im Verlauf der Angriffe wird die Unterkunft so schwer beschädigt, daß die Bewohner evakuiert werden müssen.
Samstag, 1. Juni: –
In Stade/Niedersachsen wird eine Unterkunft für Asylbewerber in Brand gesteckt, das Gebäude brennt bis auf die Grundmauern nieder. –
In Pirna versuchen neonazistische Gruppen, ein Wohnheim zu stürmen, die rumänischen Bewohner können sich in Sicherheit bringen. –
Bei einem Angriff auf eine Gemeinschaftsunterkunft in Neu-Brandenburg werden Türen und Fenster eingeschlagen.
Sonntag, 2. Juni: –
Zum wiederholten Mal wird das Ausländerwohnheim in Kerken-Neukerk/NRW überfallen.
Anfang Juni: –
In Friedrichshafen am Bodensee sticht ein Skinhead einen 34jährigen Angolaner nieder. –
Etwa 50 Nazis demolieren Türen und Fenster eines Ausländerwohnheims in Neubrandenburg.
Donnerstag, 6. Juni: –
In Nauenhain/Sachsen stürmen Rechtsradikale eine Flüchtlingsunterkunft, zerschlagen das Mobiliar und bedrohen die Bewohner.
Samstag, 8. Juni: –
Brandanschläge auf Wohnheime für Asylbewerber in Bochum/NRW und Schwalbach/Hessen.
Dienstag, 11. Juni: –
Brandanschlag auf Asylbewerberheim in Herne/NRW.
Seit Anfang Juni: –
Zahlreiche Angriffe auf Flüchtlinge in der Umgebung ihrer Unterkunft in Halberstadt.
Sonntag, 16. Juni: –
Brandanschlag auf ein Übergangsheim in Bonn.
Dienstag, 18. Juni: –
In Quedlinburg werden zwei Iraner niedergestochen und ausgeraubt.
Samstag/Sonntag, 13./14. Juli: –
Überfall auf ein Flüchtlingsheim in Trollenhagen/Neubrandenburg. Die Fenster werden eingeschlagen, eine Frau wird verletzt.
Mittwoch/Donnerstag, 16./17. Juli: –
Etwa 50 Skinheads greifen ein Flüchtlingsheim in Magdeburg an und verwüsten die Einrichtung. Ein Araber muß ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Mitte Juli: –
In Hamburg-Bergedorf überfallen Neonazis einen 22jährigen Türken und verletzen ihn lebensgefährlich . –
Zwei mit Gaspistolen bewaffnete Männer stürmen eine Unterkunft für Asylbewerber in Hamburg-Langenhorn und geben mehrere Schüsse ab. –
In Northeim/Niedersachsen fallen 15 Rechtsradikale über drei Ausländer her und verletzen einen von ihnen.
Mittwoch, 23. Juli: –
Das Bundesamt für Verfassungsschutz gibt bekannt, daß im 1. Halbjahr 1991 in Ostdeutschland insgesamt 77 »fremdenfeindliche Gewalttaten« verübt worden seien, davon 21 in Sachsen und 7 in Thüringen. 20 dieser Gewalttaten hätten sich gegen Ausländerwohnheime gerichtet (7 in Sachsen, I in Thüringen). In Westdeutschland seien im gleichen Zeitraum 75 »fremdenfeindliche Gewalttaten« bekanntgeworden, von denen sich 26 gegen Ausländerwohnheime gerichtet hätten.
Samstag, 27. Juli: –
Drei junge Männer dringen in eine Gemeinschaftsunterkunft in Görlitz ein und bedrohen die Bewohner mit Messern und Reizgas. –
dpa meldet, daß es in der jüngsten Zeit 15 Gewalttaten gegen Ausländer allein in Brandenburg gegeben habe.
Ende Juli: –
In Hamburg-Bergedorf wird eine türkische Pizzeria von ca. 30 Nazi-Schlägern in Brand gesteckt.
Donnerstag, 1. August: –
In Blankenburg mißhandeln Rechtsradikale ein Flüchtlingsehepaar und verletzen es durch Messerstiche.
Samstag/Sonntag, 10./11. August: –
Eine Bande von ca. 40 Jugendlichen greift ein Flüchtlingsheim in Ückermünde/Vorpommern an und zerstört die Einrichtung. Mehrere Bewohner verletzen sich, als sie in Panik aus dem 2. Stock springen. –
Mehrfache Angriffe auf die Gemeinschaftsunterkunft in Aschersleben, Fensterscheiben werden eingeworfen, Türen beschädigt.
Freitag, 16. August: –
Brandanschläge auf das Wohnheim in Aschersleben. Es entsteht beträchtlicher Sachschaden, so daß die Asylbewerber in eine Polizeischule umquartiert werden müssen. –
In Zwittau werden zwei Unterkünfte ebenfalls durch mehrere Molotow-Cocktails in Brand gesetzt.
Samstag/Sonntag, 17./18. August: –
Angriff mit Brandsätzen auf eine Unterkunft für Asylbewerber im sächsischen Leisnig. Ein Bewohner erleidet Verbrennungen.
Mitte August: –
Faschistische Ausschreitungen in Dresden. Der jüdische Friedhof wird geschändet.
Freitag/Samstag, 23./24. August: –
Zum wiederholten Mal wird die Unterkunft in Aschersleben mit Steinen angegriffen. –
Das Ausländerwohnheim in Spremberg wird niedergebrannt, seine Bewohner werden mit Schreckschußpistolen vertrieben. –
Massiver Überfall auf das Wohnheim in Wurzen bei Leipzig: Faschistische Banden demolieren die gesamte Einrichtung und verletzen zahlreiche Bewohner und Bewohnerinnen. Vier von ihnen müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden, andere fliehen nach Hessen.
Freitag - Sonntag, 30. August -1. September: –
Mißhandlung von Asylbewerbern in Tambach-Dietharz. –
Ca. 80 Personen greifen das Asylbewerberheim in Grünau/Leipzig mit Steinen und Flaschen an und versuchen, es in Brand zu setzen.
Anfang September –
In der Nähe von Geesthacht wird ein von drei türkischen Familien bewohnter Bauernhof in Brand gesetzt. Die zwölf Bewohnerinnen und Bewohner werden unverletzt gerettet.
Mittwoch, 11. September –
Rechtsradikale überfallen in Dresden eine Vietnamesin in ihrer Wohnung, schlagen sie zusammen und schießen mit einer Gaspistole auf sie. Die Frau ist im 6. Monat schwanger. Am gleichen Tag wird im gleichen Stadtteil ein Mosambikaner ebenfalls durch den Schuß aus einer Gasdruckpistole am Kopf verletzt, nachdem er auf der Straße angepöbelt und mit Bier überschüttet worden war.
Samstag/Sonntag, 14./15. September: –
In Freital bei Dresden überfallen etwa 60 Skinheads eine Gruppe von Vietnamesen. Die Angegriffenen flüchten vor den mit Eisenstangen und Fahrradketten bewaffneten Schlägern in das örtliche Ausländerwohnheim, das daraufhin mit Steinen beworfen wird. Dabei werden zwei Bewohner verletzt. –
Vom 1. Januar bis zum 15. September registriert die Polizei bundesweit 370 Angriffe gegen Asylbewerber, davon 55 gegen Unterkünfte und Wohnheime.
Dienstag, 17. September: –
In Hoyerswerda beginnen die tagelangen massiven Angriffe auf Ausländer und ihre Unterkünfte, an denen sich mehrere hundert Deutsche beteiligen und die schließlich dazu führen, daß die sächsische Stadt »ausländerfrei« wird.
Mittwoch, 18. September: –
Brandanschlag auf ein Aussiedlerheim in Freiburg/Breisgau. –
Deuben/Tackau, Landkreis Hohenmöhlsen: Angriff auf Asylbewerberheim.
Donnerstag, 19. September. –
Jugendliche attackieren
tenwohnheim in Freiburg/Breisgau mit Feuerwerkskörpern. –
Bei einem Brandanschlag auf eine Unterkunft in Saarlouis wird der Ghanaer Samuel Yeboah getötet, zwei Nigerianer werden verletzt. Es ist der 5. Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in dieser Stadt seit 1987.
Freitag, 20. September –
Brandanschlag auf ein drittes Ausländerwohnheim in Freiburg/Breisgau. –
Auch in Saarwellingen wird eine Unterkunft für Asylbewerber in Brand gesetzt. –
In Dresden sind Rechtsradikale dazu übergegangen, ihre ständigen Überfalle auf Vietnamesen und Vietnamesinnen per Sprechfunk zu koordinieren und auf Video festzuhalten.
Samstag, 21. September –
Der faschistische Mob stürmt ein Asylbewerberwohnheim im sächsischen Thiendorf und zerstört es völlig. Acht Ausländer werden verletzt. –
40 rechtsradikale Jugendliche greifen zum wiederholten Mal das Asylbewerberheim in Freital bei Dresden an. –
In Brandenburg werden die Unterkünfte in Jüterbog und Wesendahl mit Steinen beworfen. – Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Springe-Steinkrug bei Hannover. –
Etwa 15 Skinheads überfallen eine Asylbewerberunterkunft in Jesteburg und mißhandeln mehrere Ausländer. –
Mittlerweile eskaliert die Gewalt gegen Ausländer im sächsischen Hoyerswerda, 17 Menschen wurden bereits verletzt.
Sonntag, 22. September: –
Brandanschläge auf zwei weitere Ausländerwohnheime in Freiburg/Breisgau.
Montag, 23. September: –
Vor einem Übergangswohnheim für Aussiedler in Weingarten/Ravensbrück wird ein Holzkreuz in Brand gesteckt; Schmierereien: »Haut ab!«. –
Auf einem Parkplatz bei Kenzingen/Freiburg versuchen Unbekannte, ein Auto in Brand zu setzen, in dem ein polnisches Ehepaar schläft.
Dienstag, 24. September –
Eine Asylbewerberunterkunft in Bodelshausen bei Tübingen wird mit Judensternen, Hakenkreuzen, SS-Rumen und ausländerfeindlichen Parolen beschmiert. –
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in March-Neuershausen bei Freiburg/Breisgau. –
Brandanschlag auf eine Asylbewerberheim in Dresden. –
In der Nacht zum Dienstag werden 230 Asylbewerber unter Steinwürfen und dem höhnischen Beifall der Anwohner aus Hoyerswerda evakuiert. Bei den ausländerfeindlichen Gewalttätigkeiten in der sächsischen Stadt gab es vier Schwer- und 29 Leichtverletzte.
Mittwoch, 25. September –
Brandanschlag auf ein Ausländerwohnheim in Schwedt/Brandenburg. –
Rechtsradikale Gruppen greifen ein Ausländerwohnheim in Tambach-Dietharz/Kreis Gotha mit Molotow-Cocktails an. –
Brandanschlag auf Asylbewerberheim in Münster/Westfalen. Zwei Nigerianer, die in Panik aus dem Fenster springen, werden schwer verletzt. –
In Hamburg greifen Rechtsradikale ein von Aussiedlern bewohntes Container-Dorf an. –
Brandanschlag auf Asylbewerberheim in Essen. – In seiner ersten Rede als Außenminister des wiedervereinigten Deutschland erklärt Hans-Dietrich Genscher vor der UNO-Vollversammlung in New York: »Jeder Mensch auf dieser Welt ist uns der Nächste.«
Donnerstag, 26. September: –
Brandanschlag auf ein noch nicht 'belegtes' Asylbewerberheim in Ahlen/Westfalen. –
Eine Asylbewerberunterkunft in Hannover wird mit Pflastersteinen beworfen.
Freitag, 27. September –
Neonazis greifen in der Stadt Brandenburg ein Wohnheim für kubanische Arbeiter mit Steinen und Molotow-Cocktails an. –
In Herford überfallen mit Stöcken bewaffnete Jugendliche eine Gruppe Aussiedler und rufen »Russen raus!«. –
Faschistische Gruppen greifen eine Asylbewerberunterkunft in Wallendorf bei Merseburg mit Brandsätzen an. –
Ein Wohnheim von Sinti und Roma in Recklinghausen wird von mit Knüppeln bewaffneten Schlägertrupps mit Steinen und Molotow-Cocktails attackiert. –
Das ZDF-Politbarometer gibt das Ergebnis einer Umfrage bekannt: 54 Prozent der Deutschen finden es nicht in Ordnung, »daß viele Ausländer in Deutschland leben«.
Samstag, 28. September: –
Das Asylbewerberheim in Weißenfels/Sachsen-Anhalt wird belagert und beschossen. –
Überfall auf ein von Rumänen und Vietnamesen bewohntes Asylbewerberheim in Altenow bei Cottbus. –
In Plätz bei Königswusterhausen werden die Scheiben einer Asylbewerberheim eingeworfen. –
Brandanschlag auf einen von Indonesiern bewohnten Container in Steinhagen/Westfalen. –
Brandanschläge auf zwei Containerdörfer in Marl/Westfalen. –
In Datteln versuchen die Täter, die von den Bewohnern einer Sammelunterkunft genutzte Schule in Brand zu setzen.
Sonntag, 29. September –
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Burgwedel. –
Ein Containerdorf in Lünen wird mit Steinen angegriffen. –
Brandanschläge auf Ausländerunterkünfte im niederrheinischen Issum und im benachbarten Kerken. –
In Edemissen/Niedersachsen werden Wohnungen von Asylbewerbern mit Steinen beworfen, dabei wird ein Kind durch Glassplitter verletzt. –
In Meckelfeld werden türkische Familien in ihren Wohnungen mit Feuerlöschern angegriffen. –
Brandanschläge gegen Ausländerwohnheime in Reichenbach und Chemnitz. –
In Greifswald und in der Nähe Stralsunds werden Asylbewerberheim überfallen und die Autos der Bewohner demoliert. –
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Neumünster. –
Das Asylbewerberheim in Büdelsdorf wird mit Steinen beworfen. Überfall auf ein Flüchtlingsheim in Haffkrug bei Kiel. –
In Saarbrücken-Dudweiler verwüsten Neonazis die Wohnung einer Flüchtlingsfamilie. –
In Altenow/Brandenburg zerstören die Täter ein von Rumänen und Vietnamesen bewohntes Haus. –
In Neubrandenburg werden zwei Vietnamesen auf offener Straße zusammengeschlagen. –
Bei den Bremer Landtagswahlen gewinnt die Deutsche Volks-Union des rechtsradikalen Verlegers Frey in Bremerhafen 10,26 Prozent der Stimmen und zieht in Fraktionsstärke in den Bremer Landtag ein. –
Insgesamt registriert die Polizei an diesem Wochenende 43 gegen Ausländer gerichtete Gewaltakte, von Brandanschlägen auf Sammelunterkünfte und Wohnungen bis zu Körperverletzungen. Davon fanden 22 in NRW statt.
Montag, 30. September –
Brandanschlag auf einen Wohncontainer in Bochum. –
In Ilmenau/Thüringen werden ausländische Studenten der Technischen Hochschule von mit Baseballschlägern bewaffneten Nazis angegriffen und später ihre Unterkünfte mit Leuchtraketen beschossen. –
Rechtsradikale attackieren Passanten in Cottbus. Ein Mann wird durch Messerstiche schwer verletzt. –
Vom 1. Januar bis zum 30. September sind bundesweit 506 Angriffe auf Asylbewerber und deren Unterkünfte registriert worden. Von den insgesamt 99 Brandanschlägen gegen Wohnheime entfielen 72 auf die Monate August und September. Allein im September wurden mehr als 200 Anschläge auf Ausländer und ihre Unterkünfte gezählt.
Dienstag, 1. Oktober –
Brandanschlag auf zwei Ausländerunterkünfte in Hamburg. –
Ein Heim für Asylsuchende und Aussiedler in Herford wird mit Molotow-Cocktails angegriffen. –
In Dortmund, Duisburg und Frechen werden Flüchtlingsheime mit Steinen beworfen. –
In Bad Honnef durchschlagen zwei Bleikugeln Fenster einer Asylbewerberunterkunft. –
Brandanschlag auf das Gebäude des deutsch-türkischen Vereins in Recklinghausen. –
5. Brandanschlag auf ein und dieselbe Ausländerunterkunft in Freiburg/Breisgau. –
2. Brandanschlag auf ein Schweriner Asylbewerberheim in drei Tagen. –
In Ibbenbüren werden zwei Ausländer mit Schreckschußpistolen beschossen. –
Allein in Nordrhein-Westfalen sind in den letzten drei Tagen mehr als 30 Anschläge auf Ausländer und ihre Unterkünfte registriert worden.
Mittwoch 2. Oktober –
Anschläge und Überfälle auf Ausländer werden unter anderem aus Reutlingen, Reilingen/Rhein-Neckar, Bonn, Bad Salzuflen und Dresden gemeldet. –
In einer Fußgängerzone in Mönchengladbach wird ein Türke niedergestochen und schwer verletzt. Keiner der zahlreichen umstehenden Passanten greift ein. –
Unter der Überschrift »Ausländerfreundlichkeit muß unser Markenzeichen bleiben« zieht Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ein positives Resümee der deutschen Wiedervereinigung –
In der »volkstümlichen Hitparade« des ZDF belegen die Schlager »So a Stückerl heile Welt« und »Ich lebe gern in diesem Land« die Plätze 1 und 2 (s. Tomayers ehrliches Tagebuch in diesem Heft, S. 60).
Donnerstag, 3. Oktober (»Tag der deutschen Einheit«): –
Bei einem Brandanschlag auf ein Ausländerheim in Hünxe erleiden zwei libanesische Kinder lebensgefährliche Verbrennungen. –
In Krefeld sticht ein Deutscher einen Türken vor den Augen zahlreicher Zuschauer nieder. –
Bei einem Angriff auf ihre Unterkunft werden in Amminkeln vier Asylbewerber verletzt. –
Bei einem Brandanschlag auf eine von 21 Menschen bewohnte Baracke werden in Bergen auf Rügen zwei Asylbewerber verletzt. –
In Rostock greifen etwa 150 Deutsche ein überwiegend von Rumänen bewohntes Ausländerheim mit Steinen und Molotow-Cocktails an und demolieren Autos. Dasselbe Heim war bereits zwei Tage zuvor attackiert worden. –
Überfall auf ein Flüchtlingsheim in Kühlungsborn. –
Ein Asylbewerberheim in Luckenwalde wird mit Steinen beworfen. –
In Kassel demolieren faschistische Jugendliche ein Asylbewerberheim , nachdem sie sich auf einer Baustelle mit Eisenstangen ausgerüstet haben. –
In Tornesch und Lübbersdorf/Ostholstein werden Asylbewerber auf offener Straße mißhandelt. –
Überfälle auf Asylbewerberheime in Oststeinbek und Preetz/Schleswig-Holstein. –
In Görlitz wird ein Pole verletzt, als Jugendliche am Grenzübergang einreisende Polen mit Steinen bewerfen. –
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im Bremer Stadtteil Schwachhausen. Zwei Ausländer werden verletzt. –
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Norderstedt. –
Brandanschläge auch auf Asylbewerberunterkünfte in den baden-württembergischen Städten Karlsruhe, Pforzheim und Königsbach. Weitere Angriffe gegen Ausländer werden aus Gelsenkirchen, Issum und Straehlen (alle in NRW) gemeldet.
Freitag, 4. Oktober: –
Brandanschlag auf ein von zwei türkischen und einer deutschen Familie bewohntes Reihenhaus in Seesen, zwei Erwachsene und drei Kinder erleiden Rauchvergiftungen. – In Eberswalde schlagen Jugendliche die Fensterscheiben sowjetischer Familien ein. –
Mit »Sieg Heil«- und »Heil Hitler«-Rufen verprügeln Skinheads in Ost-Berlin einen Passanten. –
In Hasperde/Niedersachsen wird ein russischer Jude auf der Straße zusammengeschlagen. – In Gatersleben/Sachsen-Anhalt überfallen 15 Schläger die Wohnung rumänischer Asylbewerber und verwüsten sie. –
Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Pielenhofen bei Regensburg. –
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Essen. –
In Bocholt versuchen 30 mit Knüppeln Bewaffnete, ein Asylbewerberheim zu stürmen. –
Etwa 30 Jugendliche greifen ein Asylbewerberheim in Pasewalk/Vorpommern an. –
In Zwickau stürmen 150 mit Steinen und Molotow-Cocktails bewaffnete Personen ein Asylbewerberwohnheim. Die Unterkunft brennt völlig aus. Die Polizei registriert sieben zum Teil schwer Verletzte. –
In Meißen ziehen 80 Rechtsradikale nach der Gründung des Landesverbandes der DVU vor ein Asylbewerberheim und versuchen, in das Gebäude einzudringen. Dabei wird eine Vietnamesin verletzt. –
In den letzten Tagen sind bei ausländerfeindlichen Gewalttätigkeiten mindestens 30 Menschen verletzt worden, darunter drei Kinder. –
Der 4. Oktober ist der offizielle »Tag des Flüchtlings«.
Samstag/Sonntag, 5./6. Oktober –
In Meiningen, Gotha, Greiz und Streufdorf (alle in Thüringen) werden Flüchtlingsunterkünfte mit Brandsätzen, Flaschen, Steinen und Eisenstangen angegriffen. –
Brandanschlag auf ein von Türken bewohntes Haus in Krichheim/Teck. –
Bei einem Straßenfest in Brühl/Baden-Württemberg werden vier Afrikaner mit Bierflaschen und Bänken zusammengeschlagen. Eins der Opfer wird mit lebensgefährlichen Schädelbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert. –
Brandanschläge auf Asylbewerberheime in Karlsruhe, Osnabrück, Bremen, Buchholz/Niedersachsen und Bad Liebenwerda. –
In Halstenbek/Schleswig-Holstein werden die Scheiben eines Ausländerwohnheims und in Schwedt die Scheiben einer Asylbewerberheim eingeworfen. –
Im nördlichen Niedersachsen gibt es sieben Überfälle auf Asylbewerberunterkünfte. –
In Eisenhüttenstadt wird ein Asylbewerber auf offener Straße schwer mißhandelt. –
Brandanschlag auf ein portugiesisches Restaurant in Hamburg. –
Überfall auf ein Asylbewerberwohnschiff in Hamburg-Harburg. –
In Storkow, Treuenbrietzen und Struwenberg (alle in Brandenburg) werden Asylbewerberheime überfallen. –
In Rostock greifen 30 Jugendliche ein Rumänen-Wohnheim an. –
In Gotha werfen Unbekannte einen sowjetischen Soldaten aus einer Wohnung im 3. Stock. Der Mann wird schwer verletzt. –
In Schwalmtal bei Mönchengladbach wird eine Gasflasche gegen einen Wohncontainer geschleudert. –
An diesem Wochenende werden bundesweit 49 ausländerfeindliche Gewalttaten gemeldet, von Brandanschlägen bis zu Körperverletzungen. Allein in Nordrhein-Westfalen, wo die Staatsanwaltschaft mittlerweile 50 Verfahren wegen ausländerfeindlicher Gewalttaten eröffnet hat, fanden 18 Anschläge und Überfalle auf Unterkünfte von Asylbewerbern statt. In Brandenburg und Niedersachsen registrierte die Polizei je neun Angriffe auf Asylbewerberheime.
Montag, 7. Oktober: –
In sieben Gemeinden Baden-Württembergs werden Anschläge auf Ausländer registriert. –
Angriff mit Molotow-Cocktails auf ein Heim für russische Aussiedler in Empfingen. –
Brandanschlag auf Aussiedlerunterkunft in Nagold. –
In Seitingen-Oberflacht wird eine Aussiedlerwohnung mit Pflastersteinen angegriffen. –
In Grünberg/Hessen überfallen faschistische Banden ein von 90 Ausländern bewohntes Heim. – In Schöneck werden zwei dunkelhaarige Deutsche angegriffen und durch Messerstiche verletzt. –
In Mücke-Atzenhain, Baunatal bei Kassel und Michelstadt werden Ausländerwohnheime mit Molotow-Cocktails und Pflastersteinen angegriffen.
Dienstag, 8. Oktober: –
In Schöneck/Hessen stechen zwei Männer eine deutsche Frau mit dem Ausruf »Drecksausländerin!« nieder. –
In Karlsruhe schlagen Rechtsradikale drei Rumänen krankenhausreif. –
In Ensdorf/Saarland mißhandeln Skinheads einen Italiener mit Fußtritten und verletzen ihn schwer. –
Baden-Württemberg, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen melden Brandanschläge auf Ausländerunterkünfte, bei denen insgesamt vier Menschen verletzt werden. –
Allein an diesem Tag registriert die Polizei mehr als 40 ausländerfeindliche Anschläge.
Mittwoch, 9. Oktober: –
Nächtlicher Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Hückeswagen/NRW. Das Feuer zerstört die Schlafräume des Heimes. Ein Asylbewerber wird mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert. –
In Bad Säckingen/Baden wird ein Flüchtlingsheim mit Steinen beworfen. –
In einer Aussiedler-Unterkunft in Unna-Massen werden die Fensterscheiben mit Eisenstangen eingeschlagen. –
Brandanschläge auf Ausländerwohnheime in Troisdorf und Bochum. –
In Wächtersbach/Hessen versuchen Jugendliche, auf dem Flachdach eines Asylbewerberheimes Feuer zu legen. –
Die ZDF-Sendung »Kennzeichen D« gibt das Ergebnis eigener Recherchen bekannt: Seit der Evakuierung sämtlicher Ausländer aus Hoyerswerda hat es in Deutschland 500 Gewaltaktionen gegen Ausländer gegeben.
Donnerstag, 10. Oktober –
Auf Anfrage erklärt das Bundeskriminalamt, daß in Deutschland zwischen dem 1. Januar und dem 10. Oktober dieses Jahres 600 bis 650 Straftaten »mit rechtsradikalem Hintergrund« gegen Ausländer verübt worden seien. Davon seien 185 Brandanschläge auf Sammelunterkünfte und Wohnungen gewesen.
Elke Ellerbrock ist Mitarbeiterin im Hamburger Arbeitskreis Asyl e.V.. Wolfgang Schneider schrieb in KONKRET 10/91 über das erwachende Deutschland