Der Schiedsrichter der geplanten Partie zwischen dem SV 90 Jöhstadt und SV Tanne Thalheim hatte am Sonntag frei. Ebenso die Kicker. Aus Sicherheitsgründen wurde das Spiel abgesagt. Etwa 60 bis 80 Gewaltbereite hatten sich angekündigt und wollten das Jöhstädter Fanlager angreifen. Von einem “Rattennest“ war die Rede, das “ausradiert“ werden soll. Daraufhin gab es Sicherheitsbedenken. Die Gastgeber befürchteten, die beiden Lager nicht trennen zu können.
Das Entsetzen ist groß. Bei beiden Vereinen. Sie distanzierten sich heute deutlich von diesem Gewaltaufruf, der offenbar aus der rechten Szene stammt. Wolfram Groß vom SV 90 Jöhstadt sagte, der Verein habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Auf Nachfrage teilte die Polizeidirektion Chemnitz MDR SACHSEN mit, dass die Ermittlungen bereits wieder eingestellt wurden. Zwar habe man die Quelle des Gewaltaufrufes nicht ausmachen können. Es liege jedoch kein Straftatbestand vor. Daher gebe es derzeit keinen Anlass, weiter zu ermitteln, so eine Polizeisprecherin.
Schon beim Hinspiel im Herbst gab es Probleme
Der Gewaltaufruf hat eine Vorgeschichte. Bereits beim Hinspiel am 20. September 2015 gab es Probleme zwischen Zuschauern aus Thalheim und der etwa zwanzigköpfigen Fangruppe aus Jöhstadt. So eine Fankultur sei in der Kreisklasse überhaupt nicht Gang und Gebe, sagt Thomas Drechsel vom SV Tanne Thalheim. Die links orientierte Jöhstädter Gruppe fiel mit ihrem “Flower Power Outfit und ihrem lautstarken Trommeln auf. Außerdem sind sie ziemlich besoffen angekommen“, so Thomas Drechsel. Er hatte beobachtet, dass sich ein Zuschauer mit den Jöhstädter Fans verbal angelegt hatte. Ein paar Tage später sei ein Bericht von der Jöhstädter Fangruppe über angebliche Handgreiflichkeiten veröffentlicht worden, der absolut nicht der Wahrheit entsprechen würde, so Drechsel: “Die Fangruppe hat uns in die rechte Ecke gestellt. Damit haben die Linken wohl nun die Rechten aufgestachelt.“
So etwas hat es noch nie gegeben
Der Gewaltaufruf und das daraufhin abgesagte Spiel ist Neuland für den zuständigen Fußballverband. Geschäftsführer Jens Breidel sagte: “Seit sich der Kreisverband Fußball Erzgebirge e.V. 2010 gegründet hatte, gab es so etwas noch nie. Das ist eine neue Dimension, auf die wir uns einstellen müssen.“ Es werde auf alle Fälle eine Lösung gefunden, wie das ausgefallene Spiel nachgeholt werden kann. Vorher wolle der Kreisverband die beiden Vereine und Vertreter der Polizei an einen Tisch holen.