"Die rechtslastigen Verschwörungstheorien nehmen immer mehr zu", sagt ein Weggefährte über Jürgen Elsässer und sein "Compact"-Magazin. Ein Porträt.
Fasziniert von Pegida und AfD, erfolgreich als rechter Publizist, Stimme der Ausländerfeinde – und das mit einer linken Vergangenheit: Jürgen Elsässer, Chefredakteur des „Compact-Magazins“, ist eine illustre Persönlichkeit. Er sei „wie die Bewegung, der er jetzt die Stichworte liefert“, schreibt das Leipziger Stadtmagazin „Kreuzer“, das ihm die Titelstory des neuen Heftes widmet: „widersprüchlich, für Außenstehende ein Rätsel“.
Der 59-jährige gebürtige Pforzheimer lebt in Leipzig. Mit einem ausführlichen Porträt versucht der „Kreuzer“, die Rätsel um Elsässer zu lösen, auch wenn der Politaktivist – wie er das bei „Monopolmedien“ grundsätzlich tut – Interviewanfragen hartnäckig verweigerte. Elsässer hat längst seine eigene Öffentlichkeit geschaffen. „Compact“ erreicht nach eigenen Angaben monatlich mehr als 100.000 Leser, die Webseite hätten allein im Januar 2016 mehr als zwei Millionen Besucher angeklickt. AfD-Spitzenpolitiker wie Björn Höcke, Alexander Gauland oder Frauke Petry bekommen dort ein Podium.
Der „Kreuzer“ befragte nun Weggefährten wie Utz Anhalt, der bis 2012 für „Compact“ arbeitete. Der sagt, Elsässer „vertritt jetzt in vielem genau, fast wortwörtlich, das Gegenteil von dem, was er früher vertreten hat“. Erst habe „Compact“ eine „bunte Mischung aus allem, was in den etablierten Medien zu kurz kam“ enthalten, „aber die rechtslastigen Verschwörungsfantasien nahmen immer mehr zu“. Elsässer hat sich gewandelt vom Linksradikalen zum Wiederentdecker des nationalen Gedankens. Noch 2006 schwärmte er für Oskar Lafontaine, nannte dessen Chemnitzer „Fremdarbeiter“-Rede, abgesehen von dem „missverständlichen“ Begriff, ein „Meisterstück in linkem Populismus“.
Der „Kreuzer“, der den Politaktivisten bei zahlreichen Auftritten beobachtet hat, zitiert ihn mit der Ansage, die AfD sei „der Stock mit dem wir die Blockparteien prügeln müssen, bis sie grün und blau sind“. Bei einer Anti-Asyl-Kundgebung in Zwickau behauptete er: „Wir sind hier die neue Mitte! Die Extremisten und Faschisten sitzen in Berlin in der Regierung.“
Bei einer Video-Übertragung von der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt habe Elsässer erklärt: „Wir müssen doch einen Weg finden, dieses Regime vor 2017 loszuwerden.“ Das Fazit des „Kreuzer“: Der ideologische Zickzackkurs, den Elsässer sein Leben lang fuhr, sei „an sein Ende gelangt: Aus der rechten Ecke dürfte er nicht mehr herausfinden“.