Das selbstverwaltete Wohnprojekt Comunidad la Esperanza auf Gran Canaria ist akut räumungsbedroht. Am 14. März erhielten die Bewohner ein Schreiben des Bürgermeisters von Santa María de Guía, in dem er ihnen ein Ultimatum stellte. Bis Ende des Monats sollen sie die Gebäude “freiwillig” verlassen haben, sonst werde er veranlassen, dass sie von Strom und Wasser abgeschnitten werden. Die verzweifelten Bewohner wandten sich daraufhin an die Anarchistische Föderation Gran Canaria (FAGC), mit der Bitte um Beistand.
Das Wohnprojekt Comunidad la Esperanza war Anfang 2013 von der Anarchistischen Föderation Gran Canaria ins Leben gerufen worden, als die ersten 20 Familien in einem bis dahin leerstehenden Wohnblock in Santa María de Guía untergebracht wurden. Seitdem ist das Projekt stetig gewachsen. Mittlerweile leben dort in vier Wohnblöcken bis zu 310 Menschen, wovon über 150 minderjährig sind. Sie stammen allesamt aus prekären Verhältnissen, Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit.
Die Bewohner organisieren sich basisdemokratisch in regelmäßigen Hausversammlungen, wo Beschlüsse gemeinsam getroffen werden. Im Alltag praktizieren die Bewohner gegenseitige Hilfe, weil auf diese Weise alle besser über die Runden kommen. Auf eigene Faust und Kosten haben die Bewohner viele der Wohnungen hergerichtet und bewohnbar gemacht und repariert, was kaputt war. Staatliche Unterstützung haben sie dabei nie bekommen. Die Wohnblöcke der Esperanza waren in Zeiten der Immobilien-Blase entstanden und wurden – wie viele andere – nach deren Platzen nicht fertig gestellt. Um die Versorgungslage zu verbessern, wurden auch mit vereinten Kräften Gemüse-Gärten angelegt und ein System zur Wasserwiederaufbereitung eingerichtet.
Pedro Rodríguez, der Bürgermeister, der den Familien zerstören möchte, was diese sich in Jahren mühsam aufgebaut haben, ist Mitglied der kanarischen Regional-Partei Nueva Canarias. Laut FAGC eine Partei, die sich gern als sozial und auf Seiten der der einfachen Leute verkauft und die vorgibt, sich gegen Zwangsräumungen einzusetzen. Eben dieser Pedro Rodríguez hat jedoch keine Skrupel, den Ärmsten der Armen zu drohen, ihnen die Grundversorgung zu sperren, wenn diese nicht “freiwillig” ins ungewisse Schicksal auf der Straße zurückkehren. Pedro Rodríguez droht auch der Anarchistischen Föderation Gran Canaria, dass diese nicht so viel Wirbel um die Sache machen solle.
Die Guardia Civil versuchte bereits vor einigen Tagen in die Gebäude einzudringen und zu fotografieren. Als dies misslang, postierten sie sich vor dem Gebäude und drangsalierten Bewohner, die versuchten, ein- und auszugehen. Es stellt sich die Frage, ob dies nicht die Reaktion auf einen Gerichtsprozess ist, der eine unerwartete und für die Guardia Civil unerfreuliche Wendung nahm (siehe Bericht).
Von solchen Einschüchterungs-Versuchen lässt sich die FAGC nicht beirren und steht zu ihrem Versprechen, den Bewohnern der Comunuidad la Esperanza zu helfen, wenn Gefahr droht. Bei einer großen Versammlung, an der Mitglieder der FAGC und der Comunidad la Esperanza teilnahmen, wurden Strategien zur Verteidigung ersonnen. Sie sind nicht bereit, die Räumung hinzunehmen, solange sie nicht wenigstens Ausweichunterkünfte angeboten bekommen.
“Die Hoffnung ist das letzte, was man verliert”, steht an der Eingangstür des Wohnprojekts Esperanza, dessen Name auf deutsch Hoffnung bedeutet.
Im Süden der Insel ist derzeit noch ein weiteres Wohnprojekt räumungsbedroht. 200 Menschen (100 davon Kinder) aus Brisas de Sardina in Santa Lucía de Tirajana bangen derzeit um ihr Dach über dem Kopf. Die FAGC unterstützt auch diese.
Die Anarchistische Föderation Gran Canaria hat eine Mitteilung zur drohenden Räumung von Esperanza veröffentlicht und bittet “Kollektive mit sozialem Gewissen”, diese zu unterzeichnen. Das Original befindet sich auf ihrer Webseite, hier eine Übersetzung:
Mitteilung gegen die Räumung von “La Esperanza”
Wir bitten alle Kollektive mit sozialem Bewusstsein, diese Mitteilung zu unterzeichnen. Wenn wir genügend Unterschriften zusammen haben, werden wir sie an die Medien weiterleiten. Um zu unterzeichnen reicht eine Bestätigung an uns per E-Mail (anarquistasgc@gmail.com oder comunidad.esperanza200@gmail.com), über die Twitter- oder Facebook-Accounts der FAGC oder der Comunidad Esperanza oder direkt über diese Webseite. Diese Solidaritätbekundung ist für Kollektive. Wir werden noch eine breiter angelegte erstellen für Einzelpersonen. Es wäre wichtig, sich ein bisschen zu beeilen, damit wir diese Mitteilung bei einer Presse-Konferenz am Montag, dem 21. März vorstellen können. Vielen Dank.
Nein zur Räumung der Comunidad la Esperanza!
Am 14. März 2016 erhielten die Bewohner, von denen viele schon seit 2013 in der Comunidad la Esperanza leben (das größte selbstverwaltete Hausbesetzungs-Projekt in ganz Spanien) eine Benachrichtigung des Bürgermeisters von Santa María de Guía, Pedro Rodríguez. In diesem Schreiben teilte er ihnen mit, dass die Bewohner einen Monat Zeit haben, um das Gebäude freiwillig zu verlassen. Es seien Schritte eingeleitet worden, dass die Versorgungs-Unternehmen ihnen Strom und Wasser abdrehen werden (Wasser kaufen die Bewohner in Behältern, die sie gemeinsam bezahlen. Strom beziehen sie aus einer Baustelle. Die Bewohner hatten stets darum gebeten, dass man ihnen eine Zähler installiert, damit sie den verbrauchten Strom bezahlen können).
Der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister war es egal, dass sie Panik verbreitet haben unter den 77 Familien, die die Comunidad bilden. Es war ihnen egal, dass sie die 200 Bewohner (die Hälfte davon Kinder und Jugendliche) in Angst und Verzweiflung gestürzt haben. Es war ihnen auch egal, dass diese Maßnahmen, sie von der Grundversorgung abzuschneiden und sie auf die Straße zu werfen, einen humanitären Notfall allererster Klasse darstellen würden, wenn es zur Durchführung käme.
Die Bewohnerinnen und Bewohner haben jedoch beschlossen, sich von diesem harten Schlag nicht unterkriegen zu lassen. Sie sind aufgestanden, sie haben sich neu organisiert und das einzige, das sie jetzt brauchen, ist Hilfe und Unterstützung bei ihrem Kampf.
Aus diesem Grund fordern wir unterzeichnenden Kollektive von der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister von Santa María de Guía, dass sie ihr Vorhaben, die Comunidad la Esperanza zu räumen, aufgeben. Wir verlangen, dass die Bewohner nicht zwangsgeräumt werden, solange es keine schriftliche Zusage einschließlich aller Garantien gibt, dass ihnen eine würdige Alternativ-Unterkunft angeboten wird, die trotz ihrer geringen Einkommen erschwinglich ist.
Solange dies nicht erfüllt ist, denken die Bewohner von “la Esperanza” nicht daran, ihre Wohnungen aufzugeben. Und wir, die unterzeichnenden Kollektive, werden bis dahin an ihrer Seite sein.
Nein zur Räumung von “La Esperanza”!