Schloss Noschkowitz Neonazi-Immobilie in Sachsen wird versteigert

Erstveröffentlicht: 
11.03.2016

In Sachsen wird eine weitere "braune" Immobilie versteigert und wieder könnte sie in den Besitz von Rechtsextremen fallen. Es handelt sich um das Rittergut Schloss Noschkowitz in Ostrau im Landkreis Mittelsachsen. Das geht aus den Veröffentlichungen des Amtsgerichtes Chemnitz hervor. Demnach wird die Immobilie am 15. März zwangsversteigert. Der Verkehrswert für das Ensemble aus etwa 5.000  Quadratmetern Gebäudeflächen und rund 38.000 Quadratmetern Grundstück liegt bei rund 150.000 Euro. Das Sächsische Innenministerium möchte sich nicht zu den Eigentümern äußern. Die Eigentumsverhältnisse von Schloss Noschkowitz seien im Ministerium bekannt, sagte eine Sprecherin. "Ein Kaufinteresse von Angehörigen der rechtsextremistischen Szene an der Immobilie liegt hier nicht vor."

 

MDR-Recherchen: Brüder aus rechtsextremen Milieu Österreichs Besitzer


Nach MDR-Recherchen sind die Besitzer zwei Brüder, die aus dem rechtextremen Milieu aus Österreich stammen. Der Vater war Schatzmeister eines Landesverbandes der rechtsextremen NDP, die 1988 in Österreich wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verboten wurde.

 

Außerdem sprach er unter anderem auf dem "Leuchter-Kongress" in München, einer Demonstration von Holocaustleugnern. Die Familie ersteigerte 1999 das Anwesen in Noschkowitz von der Treuhand. Familienmitglieder ließen sich später als sogenannte völkische Siedler auch in Sachsen-Anhalt nieder.

Inzwischen haben sich die beiden Brüder entzweit. Der eine hat mit der rechten Gesinnung seiner Familie gebrochen und lebt heute in Norddeutschland. Im Gespräch mit dem MDR äußerte er die Befürchtung, dass die Immobilie durch die Versteigerung nun komplett in die Hände von Rechtsextremen - also seines Bruders - fallen könnte. Denn er habe das Gefühl, dass er mit der Zwangsversteigerung als Eigentümer ausgebotet werden solle. Sein Bruder habe eine sogenannte Teilungszwangsversteigerung beim Amtsgericht beantragt. Beiden gehört das Rittergut zu jeweils 50 Prozent. Wenn einer der beiden bei der Versteigerung den Zuschlag erhält, ist der andere seinen Immobilienbesitz los.

 

Förderverein Schloss Noschkowitz erhielt Fördermittel


Sollte hingegen ein dritter Bieter zum Zuge kommen, kann dieser nicht allein über das Schloss verfügen. Im Grundbuch der Immobilie ist ein sogenannter Nießbrauch eingetragen. Dieses Recht befähigt den Förderverein Schloss Noschkowitz und deren Mitglieder dazu, rund die Hälfte des Anwesens zu nutzen. Es gilt noch bis zum Jahr 2022, die Mitglieder stammen auch aus dem rechten Familienclan. Die österreichischen Eigentümer hatten den Verein gegründet, um mit dessen Hilfe an öffentliche Fördermittel zu kommen. Das gelang auch. Zwischen 2006 und 2011 erhielt der Verein insgesamt mehr als 70.000 Euro vom Freistaat Sachsen. 

 

Rittergut Sahlis erst im Januar versteigert


Erst im Januar hatte die Versteigerung einer weiteren braunen Immobilie in Sachsen für deutschlandweite Schlagzeilen gesorgt. Damals wurde das Rittergut Sahlis zwangsversteigert. Das Gelände gehörte in den vergangenen zehn Jahren dem Neonazi Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der inzwischen verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann. Nach der Verhandlung kam er zum Eklat, als der Höchstbieter erklären ließ, er wolle die Immobilie in Zukunft als "KZ" nutzen.