Führungswechsel bei der Polizei

Erstveröffentlicht: 
04.03.2016

Horst Kretzschmar steht ab April an der Spitze der Dresdner Polizeidirektion, die auch für Dippoldiswalde zuständig ist.

 

Dresden/Dippoldiswalde. Diese Personalentscheidung ist eine echte Überraschung. Horst Kretzschmar wird ab April Chef der Polizeidirektion Dresden. Der 56-Jährige folgt auf Polizeipräsident Dieter Kroll, der nun in den Ruhestand verabschiedet wird.

 

Kretzschmar, ebenfalls Polizeipräsident, hat in den vergangenen zwei Jahren das Präsidium der Bereitschaftspolizei mit sieben Einsatzhundertschaften und Fachdiensten wie der Wasserschutzpolizei, der Reiter- und der Hubschrauberstaffel geführt. Zuvor war er vier Jahre Vizechef der Dresdner Polizei und hatte in dieser Funktion immer wieder auch Großeinsätze vorbereitet und geführt. Kretzschmar gilt als ausgesprochener Mann der Tat. Ein muskelbepackter Schrank mit einem festen Handgriff, der auch mit Mitte 50 auf der Judo-Matte seinen Mann steht. Als Ringer hat es Kretzschmar zum Vizemeister der DDR im Schwergewicht gebracht, ehe der Polizistensohn aus Crimmitschau auch selbst den Fußstapfen seines Vaters folgte.

 

1992 hat Horst Kretzschmar das Spezialeinsatzkommando (SEK) der sächsischen Polizei aufgebaut und war jahrelang Chef der schlagkräftigen Truppe. Nach den schweren Krawallen in der Dresdner Neustadt vor gut 15 Jahren war Kretzschmar immer wieder auch dort im Einsatz. Ungerührt stand er selbst mitten im Pflastersteinhagel, um seine Leute zu führen. Auf solche Erfahrungen wird er wohl auch in den nächsten Jahren zurückgreifen müssen.

 

Der Ton bei Demonstrationen ist ruppiger geworden, die Gewaltbereitschaft hat in der Asylkrise deutlich zugenommen. Als Präsident der Polizeidirektion Dresden ist er auch für die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen zuständig. Rund eine Million Menschen leben in dem Einsatzgebiet zwischen Brandenburg und Tschechien. Zurzeit erfordern vor allem die massiv angestiegenen Demonstrationen und Absicherungen von Asylunterkünften einen geschickten Umgang mit knappen Ressourcen. Dieter Kroll war viereinhalb Jahre Dresdner Polizeichef. Vor einem Jahr hatte Innenminister Markus Ulbig (CDU) ihn gebeten, ein Jahr zu verlängern – aufgrund der gewachsenen Anforderungen.

 

Kroll war ein geschickter Taktierer, dem es gelungen ist, auch große Herausforderungen wie die Absicherung von Einsätzen rund um den 13. Februar zu meistern. Dabei hatte er wohl auch auf die Erfahrung Kretzschmars bauen können. Insofern steht der neue Chef für Kontinuität.

 

Ursprünglich sollte Ministerialrat Ulrich Bornmann Krolls Nachfolge antreten. So hatte Ulbig es Anfang 2015 angekündigt. Bornmann war schon in der Polizeidirektion und führte den Stab, der das G7-Finanzminister-Treffen 2015 in Dresden absicherte.

 

Danach wechselte er zurück ins Innenministerium. Dort heißt es nun, gegen Bornmann laufe nach einem Verkehrsunfall ein Ermittlungsverfahren. Er sei derzeit beurlaubt. Das erklärt vielleicht die Überraschung der Personalie Kretzschmar.