Auch Oberhaveler protestierten in Dresden gegen Rechts

Erstveröffentlicht: 
17.02.2010

ORANIENBURG - Die Nacht endete früh für Günter Pioch, der Tag endete spät. Um 3 Uhr war der 69-jährige Schildower aufgestanden, um 5 Uhr fuhr er mit einem von der Kreislinken organisierten Bus und 70 Leuten aus Oberhavel nach Dresden. Dort angekommen, reihte er sich in den menschlichen Schutzwall ein, den rund 15 000 Leute aus Dresden und dem gesamten Bundesgebiet bildeten. Ihr Ziel: den größten Naziaufmarsch in Europa zu verhindern.

 

 

Zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg marschierten in den vergangenen Jahren immer wieder tausende Neonazis aus ganz Europa in der sächsischen Landeshauptstadt auf. Doch diesmal konnten die Gegendemonstranten den Aufmarsch stoppen. Wegen der zahlreichen Blockadepunkte seien die Nazis nicht aus dem Bahnhof gekommen, berichtete Pioch gestern der MAZ. „Die Nazis waren richtig festgeschnürt.“

Auch Jens Anger von der Antifa Oranienburg ist zufrieden. „Für uns ist es perfekt gelaufen“, sagt er. Es sei das erste Mal gewesen, dass man die Rechtsradikalen komplett aufhalten konnte. Entscheidend sei die hohe Mobilisierung gewesen – die durch Repressalien von Polizei und dem Landeskriminalamt Sachsen nochmals gesteigert worden sei.

Zum Hintergrund: Das LKA hatte eine Internetseite des Bündnisses „Dresden-Nazifrei“ gesperrt sowie Flyer und Plakate beschlagnahmt. Begründung: Die Veranstalter würden wegen der Ankündigung von Blockaden zu Straftaten aufrufen. Trotz dieser Kritik lobte Anger das Verhalten der Polizei am Sonnabend. Es hätte weniger Übergriffe gegeben als in vergangenen Jahren. Die Zusammenstöße mit den Nazis seien hingegen äußerst heftig gewesen. Nazis seien durch die Straßen gejagt, Autos umgekippt worden, berichtet Anger. „An fast jeder Ecke in der Neustadt gab es Auseinandersetzungen.“

Die meisten der aus Oberhavel angereisten Gegendemonstranten bekamen davon allerdings nichts bis wenig mit. Günter Pioch schon – über „Twitter“. (Von Sebastian Meyer)