Markus End
Antiziganistische Zustände – Einführung in Geschichte, Gegenwart und Kritik des Antiziganismus
In der nächsten Zeit laufen mehrere hundert BewohnerInnen der Stadt Freiburg Gefahr, gezwungen zu werden, Freiburg zu verlassen. Sie sind bedroht, in ein Land abgeschoben zu werden, das viele von ihnen nicht kennen und in dem sie keine Zukunftsperspektive haben. Diese Situation betrifft eine Gruppe von mehr als 600 Roma, bei denen mehr als die Hälfte akut von Abschiebung bedroht sind.
Die kosovarischen Roma waren vor mehr als 10 Jahren durch „ethnische Säuberungen“ gezwungen, aus dem Kosovo zu flüchten. Auch in Freiburg haben seitdem kosovarische Roma Zuflucht gefunden. Nun will die Bundesrepublik Deutschland diese Menschen in den Kosovo abschieben, wo diese keinen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Arbeitsmarkt haben werden und außerdem weiterer Verfolgung ausgesetzt sind.
Dieses Schicksal resultiert aus der Diskriminierung, die Menschen erleben, die als sogenannte „Zigeuner“ identifiziert werden. Aus diesem Anlass haben wir beschlossen, den Bereich „Antiziganismus“ näher zu betrachten. Eine Reihe von Veranstaltungen zum Themenkomplex „Antiziganismus“ wird hierbei den Anfang bilden.
Markus End, Mitherausgeber des im April 2009 beim Unrast Verlag in Münster erschienenen Sammelbandes „Antiziganistische Zustände – Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments“, wird sich bei der Veranstaltung zunächst durch eine kurze Einleitung dem Thema „Antiziganismus“ nähern. Darauf folgend wird er sich begrifflich mit dem Phänomen befassen, um sich dann mit der Geschichte, Gegenwart und Kritik des „Antiziganismus“ auseinander zu setzen. In diesem also eher theoretischen Teil wird er sich vornehmlich der Bedeutung der Kategorien „Arbeit”, „Nation” und „Geschlecht” für die Virulenz antiziganistischer Stereotype und Bilder widmen. Nach der Auseinandersetzung auf der theoretischen Ebene schließt der Vortrag mit einer These zum Verhältnis von „Antiziganismus“ und Antisemitismus.
Autoreninfo:
Markus End hat Politikwissenschaft, VWL und Geschichte in Freiburg, Grenoble und Hamburg studiert. Er lebt in Berlin-Neukölln und promoviert am Zentrum für Antisemitismusforschung zu Semantiken des Antiziganismus. Zusammen mit Kathrin Herold und Yvonne Robel hat er den Sammelband „Antiziganistische Zustände. Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments“ herausgegeben (Unrast-Verlag, Münster 2009).