[NDH] Die Neonazi-Szene in Nordhausen – Teil 2

Rückert am 1. Mai 2015 in Saalfeld

via Thüringen Rechtsaußen: »Ende November berichteten wir bereits über die Umstrukturierung der Neonazi-Szene in Nordhausen. Da nun weitere Aktionen der Szene folgten, setzen wir unsere Bestandsaufnahme zur aktuellen personellen Zusammensetzung der Szene fort.  Neben den neuen Akteuren, die sich als Front-Figuren der neonazistischen „Volksbewegung Nordthüringen“ hergeben, standen im letzten Artikel besonders Alexander Lindemann und Dennis Witzenhause im Fokus.

 

Am 29. Januar 2016 fand nun in der „Friedenseiche“ in Nordhausen im Stadtteil Salza ein weiteres Treffen der „Volksbewegung“ statt. Laut Polizeiangaben nahmen ca. 45 Personen an dem Treffen teil. Wie der MDR berichtet, ging das Auto eines Teilnehmers während der Veranstaltung in Flammen auf. Wie interne Korrespondenzen der Szene zeigen, wurde die Veranstaltung erneut von der lokalen Neonazi-Szene organisiert, welche früher als „Aktionsgruppe Nordhausen“ auftrat und sich in den letzten Monaten immer weiter unter dem Label der „Europäischen Aktion“ sammelt. Dabei auch Funktionäre, die bereits vor einigen Jahren in der Neonazi-Szene aktiv waren, sich aber in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen zurückhielten.

 

Der Kern der Szene – Teil 2

 

Neben den bereits benannten Neonazis Dennis Witzenhause und Alexander Lindemann gehört ein harter Kern von rund 10 weiteren Neonazis zur Szene in Nordhausen. Schon mindestens seit einem halben Jahrzehnt aktiv ist dabei der Neonazi Steven Rückert. Rückert stammt aus Mauderode und arbeitet bei der Firma Hoch- und Holzbau in Ellrich. Im November 2013 schaffte es der Neonazi sogar zu lokalem Lob, als er für eine Restaurierung auch in der Thüringer Allgemeinen erwähnt wurde. Rückert nahm in der Vergangenheit an zahlreichen Neonazi-Veranstaltungen teil. So gehört er seit mindestens 2011 zum festen Kern der Neonazi-Szene. An den zahlreichen geschichtsrevisionistischen „Gedenkveranstaltungen“ der Szene vor Ort nahm er ebenso teil wie an bundesweiten Aufmärschen wie in Magdeburg 2014.

 

Im Sommer 2014 gehörte er außerdem zum Ordner-Team des Neonazi-Musik-Festivals „In.Bewegung“ von Patrick Weber in Sondershausen. Kaum einen Monat später reiste Rückert mit anderen Neonazis zum Holocaust-Leugner-Treffen nach Gutmannshausen. Im vergangenen Jahr nahm Rückert unter anderem am Neonazi-Aufmarsch der Partei der „III. Weg“ in Saalfeld teil, bei der es zu schweren Gewalttaten und Ausschreitungen kam. Ein weiterer Neonazi, welcher fest in der Szene integriert ist, ist der 1993 geborene Christopher-Lee Schröter. Schröter ist sowohl in der Neonazi-Szene in Nordhausen unterwegs als auch in der Fußball-Fan-Gruppierung „Wackerfront“ beteiligt und gehört seit rund einem halben Jahrzehnt zu beiden Gruppierungen in Nordhausen. So berichtete sogar der Störungsmelder bereits über diese Überschneidungen. Der Neonazi pflegt ein Weltbild aus Neonazismus mit starkem Antisemitismus und einem oberflächlichen und intellektuell wenig anspruchsvollem „Nationalen Sozialismus“. 2013 beispielsweise postete er folgendes antisemitisches Gedicht bei Facebook.  Im März 2015 kommentierte er das Bild eines Hitlerjungen bei Facebook folgendermaßen: „Eine stolze und aufrechte Jugend! Sehr schönes Bild“.

 

In der weiteren Diskussion schrieb Schröter zum Nationalsozialismus: „Die Menschen lebten in einer richtigen Gemeinschaft sie waren von früh bis spät zusammen haben alles zusammen gelernt ( Instrumente spielen, Sport, marschieren) um ein paar zu nennen sie lebten nur dafür das wohl des Landes und des Volkes stand am 1stelle …“ (Fehler im Original). Schröter war Teilnehmer zahlreicher Neonazi-Veranstaltungen. Dazu gehören sowohl „Gedenkveranstaltungen“ der Neonazi-Szene in Nordhausen, Rudolf-Hess-Gedenkveranstaltungen oder auch Schulungsseminare des „Nationalen Bildungswerkes Ronneburg“. Auch an der Organisation verschiedener Aktionen der „Volksbewegung Nordthüringen“ war der Neonazi beteiligt. Neben diesen regionalen Veranstaltungen fährt Schröter regelmäßig auch zu überregionalen Neonazi-Demonstrationen und Kundgebungen. Er war unter anderem Teilnehmer des „Rock für Deutschland“ 2012 in Gera, des „Eichsfeldtag“ 2014, „In.Bewegung“ 2014 und des neonazistischen „Trauermarsches“ in Wunsiedel 2014. In Wunsiedel war er nicht nur Teilnehmer sondern bedrängte auch Journalisten wie dieses Video ab Minute 3.45 zeigt. Auch am 1. Mai 2015 in Saalfeld lief Schröter mit. Mit zahlreichen anderen Neonazis aus Nordhausen war er Teil des Blocks „Autonomer Nationalisten“, der sich durch sein aggressives Verhalten auszeichnete.  Schröter absolvierte wohl beim Schachtbau Nordhausen eine Ausbildung.

 

Alexander Wienrich ist ebenfalls seit Jahren Bestandteil der Neonazi-Szene in Nordhausen. Er gilt als gewalttätig und zählt zum engen Kreis um Alexander Lindemann. Wienrich war schon Mitglied bei der Neonazi-Hooligan-Gruppe „NDH City“, welche sich durch zahlreiche Gewalttätigkeiten und Straftaten auszeichnete. Der 27-jährige ist mit zahlreichen nationalsozialistischen und neonazistischen Tätowierungen verziert. Seine linke Hand schmückt die „Schwarze Sonne“, ein Symbol der SS. Außerdem ist auf seinem rechten Oberarm ein strafbares Keltenkreuz zu finden. Auch Wienrich nahm an zahlreichen lokalen und überregionalen Neonazi-Veranstaltungen teil. Neben den „üblichen“ neonazistischen „Gedenkveranstaltungen“ in Nordhausen zählten dazu der „Eichsfeldtag“ 2013, der geschichtsrevisionistische „Trauermarsch“ in Magdeburg im Januar 2014. Beim Rechtsrock-Event „In.Bewegung“ im August 2014 zählte er neben anderen Neonazis aus Nordhausen zum Ordnerteam. Neben den Veranstaltungen der „Volksbewegung Nordthüringen“ nahm Wienrich auch an der Neonazi-Demo am 1. Mai in Saalfeld teil.

 

Sowohl zum festen Kern der Neonazi-Szene als auch NPD-Mitglied ist Michael Grabowski. Er ist darüber hinaus ein wichtiger Schnittpunkt für die Rekrutierung des Neonazi-Nachwuchses. Über Grabowski gelangten zahlreiche Nachwuchs-Neonazis in die Szene. Er nahm in den letzten rund 5 Jahren an zahlreichen NPD-Infoständen und Kundgebungen teil. Bereits 2011 gehörte er zu den Teilnehmern einer Demonstration in Nordhausen und war seither auch Teil der Neonazi-„Gedenkveranstaltungen“. Darüber hinaus war Grabowski auch Teilnehmer des „Rock für Deutschland“ 2012 in Gera und verschiedener NPD-Landesparteitage. Im Jahr 2013 wurde Grabowski in Folge interner Konflikte durch den damaligen Kreisvorsitzenden Roy Elbert aus dem NPD-Kreisverband geworfen. Nach der verpatzten Landtagswahl trat er wieder in die Partei unter kommunaler Führung von Ralf Friedrich ein und wurde als Ersatzdeligierter für den Landesparteitag am 10. Januar 2015 gewählt. Im November 2014 reiste er mit anderen rechten Hooligans zur Hogesa-Kundgebung in Hannover. Zu seinem engen Freundeskreis gehören unter anderem die Nachwuchs-Neonazis Maximilian Hiep, Maximilian Kern, Lucas Wieninger und Philipp Dittel. Grabowski war ebenfalls Teilnehmer der Neonazi-Demonstration am 1. Mai in Saalfeld.

 

Alexander Steiner gehört spätestens seit 2012 zur Neonazi-Szene in Nordhausen. Bereits 2012 nahm er beispielsweise an der Winterwanderung der damaligen „Aktionsgruppe Nordhausen“ teil. Er ist bei den regionalen Veranstaltungen regelmäßiger Teilnehmer, reist aber deutlich weniger als der Rest der Gruppe. 2013 gehörte er zu einer Gruppe von Nazis aus Nordhausen, die am „Trauermarsch“ in Magdeburg im Januar teilnahmen. Im Juni 2013 nahm er dann außerdem an einer Neonazi-Demonstration in Sonneberg teil. Neben Veranstaltungen der „Volksbewegung Nordthüringen“ war er ebenfalls Teilnehmer der militanten Neonazi-Demo am 1. Mai in Saalfeld und trug dort die Flagge der nationalsozialistischen „Europäischen Aktion“.

Mit dieser Fortsetzung ist noch nicht der gesamte gefestigte Kern der Szene erfasst. Wir werden diese Dokumentation nach der nächsten Veranstaltung der Neonazi-Szene in Nordhausen fortsetzen.

 

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