Das kommende Wochenende steht in Dresden wieder ganz im Zeichen der Erinnerung an die Bombardierungen im Februar 1945. Während die Stadt wie schon im vergangenen Jahr das offizielle Gedenken auf dem Dresdner Heidefriedhof ausfallen lässt und stattdessen neben der Möglichkeit an dezentralen Gedenkveranstaltungen teilzunehmen, um 13 Uhr zu einer Bürgerbegegnung ins Haus an der Kreuzkirche einlädt, wird um 17 Uhr wieder zu einer Menschenkette unter dem Motto „Erinnern und Handeln“ aufgerufen.
Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ setzt auch in diesem Jahr die erfolgreiche Tradition des „Täterspuren“-Mahngangs fort und widmet sich dem Thema Euthanasie, um damit an die etwa 200.000 Menschen mit psychischen und geistigen Beeinträchtigungen zu erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus von Ärzten zum „Schutz des deutschen Volkskörpers“ umgebracht worden waren. Der Treffpunkt für den Mahngang, an dem sich in den letzten Jahren tausende Menschen beteiligt hatten, wird am 13. Februar um 14.30 Uhr an der Ecke Strehlener Straße / Fritz-Löffler-Straße sein. Obwohl die Aktionswoche der Nazis bislang deutlich kleiner ausfiel, als noch in der Vergangenheit, muss auch in den kommenden Tagen wieder mit spontanen Aktionen zu rechnen sein.
In einem Interview mit der Dresdner Neuesten Nachrichten verwies Joachim Klose in seiner Funktion als Moderator einer städtischen Arbeitsgruppe zum 13. Februar angesichts des politischen Klimas noch einmal auf die Bedeutung des Tages für die Zukunft der Stadt: „Wir konstatieren eine Zunahme von extremistischen Positionen. Der 13. Februar 1945 war der Totpunkt einer Gesellschaft (sic!). Das war die Zerstörung und das Ende eines totalitären Systems. Es ist wichtig, dass wir mit Blick auf diese Zusammenhänge die Zukunft gestalten.“
Während in linken Positionen alle Opfer der Bombardierungen im Sinne einer „Kollektivschuld“ zu Tätern erklärt worden seien, hätten Nazis die Ereignisse vor 71 Jahren heutzutage dazu benutzt, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren und den Ort als „Opfer für das Volk oder die Nation“ zu „mystifizieren“.
Seiner Auffassung nach habe die Stadt im Unterschied dazu in den letzten Jahren versucht, „die vermeintliche Einmaligkeit der Zerstörung Dresdens zu relativieren“, ohne dabei zu erwähnen, dass von städtischer Seite nach anfänglicher Kriminalisierung mehrfach versucht wurde, den Täterspurenmahngang politisch zu vereinnahmen.
Neben einer für 1.000 Menschen durch die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) angemeldeten Kundgebung am 13. Februar auf dem Altmarkt, wird es auch wieder eine Demonstration von Nazis um Maik Müller (JN) geben.
Zwar ist inzwischen die Zeit der großen rechten Mobilisierung nach Dresden endgültig vorbei, dennoch wird wohl auch in diesem Jahr wieder ein Trauermarsch stattfinden. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich die Nazis bereits am Vorabend des 13. Februars um 18.30 Uhr am S-Bahnhaltepunkt in Dobritz treffen werden, um von dort möglicherweise zu einem Gedenkstein im Stadtteil Nickern zu ziehen, welcher erst in den vergangenen Tagen mit schwarzer und roter Farbe beschädigt worden war.
Im letzten Jahr waren die Nazis begleitet vom Protest mehrerer hundert Menschen am späten Nachmittag des 15. Februars durch die Innenstadt gezogen. Dabei war die Sächsische Polizei an mehreren Stellen immer wieder brutal gegen protestierende Menschen vorgegangen und hatte mehrere Personen zum Teil schwer verletzt.