Gadebusch: Demo gegen Asylpolitik

(v.l.) Christian Zimmermann, Holger Hempel und Mathias Abraham
Erstveröffentlicht: 
27.01.2016

Am Sonnabend ist eine Kundgebung an der B 104 in Gadebusch angemeldet / Polizei hat Auflagen erteilt - Ein Zeichen wollen sie senden. Ein Zeichen an die Bundespolitik: „So kann es nicht weitergehen. Wir wollen helfen, aber so funktioniert es nicht.  Es muss eine Obergrenze für Flüchtlinge geben. Wir wollen sie vernünftig integrieren“, sagt Holger Hempel. „Aber momentan funktioniert das nicht.“

Der Gadebuscher ist einer der drei Initiatoren einer Demonstration  am Sonnabend in Gadebusch. „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“ haben sie  bei Bertolt Brecht entliehen und auf ihren Flyer gedruckt.

 

Christian Zimmermann aus Bad Schwartau hat die Veranstaltung  angemeldet.   Der 81-Jährige erklärte:  „Hier in Gadebusch habe ich viele Freunde. Hier bekomme ich die Leute zusammen, damit wir unsere Meinung zum Ausdruck bringen können“, sagt er. Zimmermann hat sich mit den Gadebuschern Holger Hempel und Mathias Abraham gestern im Rathaus mit Bürgermeister Ulrich Howest und der Polizei getroffen, um Details der Veranstaltung anzusprechen.

 

So wurde ihnen der ursprüngliche Wunsch, die Bundesstraße 104 halbseitig zu sperren, versagt. Auch Plakate dürfen sie  nicht an der Brücke über der Straße anbringen.  Stattdessen wird nun die Abfahrt nach Wakenstädt gesperrt und dort demonstriert. Zudem hat die Polizei ein striktes Alkoholverbot ausgesprochen.

 

„Wir laden alle zu einem offenen Dialog ein“, sagt Hempel. „Alle, die zu diesem Thema Diskussionsbedarf und Fragen haben.“  Und Fragen hat Hempel viele: Wo soll die Reise hingehen, wenn jedes Jahr so viele Asylbewerber nach Deutschland kommen? Wie sollen sie alle vernünftig integriert werden? „Es geht nicht nur um Gadebusch“, sagt er. Hier gelinge es gut. Bundesweit laufe es mitunter aber chaotisch. Deshalb, sagt Christian Zimmermann, muss es eine Obergrenze geben. Helfen ja,  aber vernünftig. Dieses Zeichen wollen sie am Sonnabend an die Politik senden.

 

Zumindest ein Politiker hat sein Kommen angekündigt. Gadebuschs Bürgermeister Ulrich Howest. Das bestätigte Howest (SPD) gegenüber der SVZ: „Ich selbst werde an dieser Aktion teilnehmen.“ Er könne einige der Ziele und Forderungen der Organisatoren teilen.  „Es wird auf Dauer nicht möglich sein, Menschen unkontrolliert  und ohne Begrenzung aus einem fremden Kulturkreis bei uns aufzunehmen“, sagt der Bürgermeister.  In Gadebusch selbst sei dies zwar bislang kein Problem, aber Städte und Landkreise im Süden der Bundesrepublik hätten mit ganz anderen Belastungen zu kämpfen. „Wir in Mecklenburg nehmen gerade einmal 2,04 Prozent der ankommenden Asylbewerber auf“, so Howest.  Für ihn  werde immer deutlicher, dass eine  europäische Lösung, wie sie die Kanzlerin favorisiere, nicht umsetzbar  sei.  

 

Kein Geheimnis sei es, dass in der Bundesrepublik die Integration der Asylbewerber in zurückliegenden Jahren nicht  wirklich funktioniert habe, ob das in Zukunft gelingt, sei offen, meint Howest. Auf rund 150 Teilnehmer hoffen die Veranstalter und beeilen sich, sich von „rechtem, rassistischem und ausländerfeindlichem Gedankengut, Parolen und Symbolen zu distanzieren“. Mathias Abraham unterstreicht das: „Wir distanzieren uns klar davon. Wir sind die Mitte der Bevölkerung.“  Die Veranstalter werden deshalb Plakate und Flaggen kontrollieren und gegebenenfalls verbieten. Dass das notwendig werden könnte, lässt sich mit Blick in die sozialen Netzwerke erahnen. Dort wird bereits auf rechten Seiten zur Teilnahme an der Demo aufgerufen.