Zum Leitartikel „Ein Jahr Legida – Versuch einer Bilanz“ vom 12. Januar:
Auf Rosentalwiese würde Legida niemanden stören
Ich gehe durchaus mit Ihrem Leitartikel und insbesondere auch mit ihrer Bemerkung unter „Fünftens“ mit, aber es ist beileibe kein guter Vorschlag, die Legida-Demos ausgerechnet an das Völkerschlachtdenkmal mit seiner geschichtsträchtigen Bedeutung zu verlegen. Es gibt sicherlich in Leipzig viele freie Flächen, wo die Legida ihre Kundgebungen abhalten könnte, nicht zuletzt sollte die Stadt an dieser Stelle einmal regelnd eingreifen, dass es ein Ort ist, wo weder der Verkehr noch das städtische Leben behindert werden. Nur ein Beispiel: Die Rosentalwiese am Zooschaufenster ist garantiert groß genug für diese Zwecke, und da dort auch schon Großveranstaltungen stattgefunden haben, ist bestimmt auch eine ausreichende Infrastruktur vorhanden. Es wäre eine citynahe Sache, verkehrstechnisch auch für Demonstranten und Gegendemonstranten gut erreichbar, aber gleichzeitig würde dort so gut wie keine Störung für die stattfinden, die kein Interesse an den Veranstaltungen haben. Und logistisch ist die Fläche auch durch die Polizei besser abzusichern. Die Wiese ist nur eine Möglichkeit, es gibt da gewiss auch noch andere.
Lothar Wolfram Teufel, 04103 Leipzig
Das ist wirklich ein irrer Vorschlag, den Sie in der LVZ gemacht haben – Legida vor dem Völkerschlachtdenkmal demonstrieren zu lassen! Sie können denen kein größeres politisches Geschenk machen. Hat nicht bis zuletzt die Wehrmacht im April 1945 gegen die Amerikaner dort gekämpft. Wenn dann noch die AfD diesen Ort entdeckt, brechen alle Dämme: Dann wird das – und nicht das wilhelminische Kitschdenkmal am Kyffhäuser – die nationale Denkmalikone aller Konservativen und Rechten in Deutschland werden! Weshalbman das Denkmal ganz schnell der EU übertragen sollte.
Dieter Krause, Leipzig
Insgesamt kann man mit der Einschätzung über ein Jahr Legida einverstanden sein. Allerdings der Vorschlag, Legida zum Beispiel auf dem Platz vor dem Völkerschlachtdenkmal demonstrieren zu lassen, kann doch nicht Ihr Ernst sein. Auf der einen Seite finden jährlich Konzerte gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hier statt und Sie schlagen diesen Platz für Legida vor. Zum anderen wurde gerade dieses Denkmal schon für andere Dinge mißbraucht. Man sollte Leitartikel bis zum Ende durchdenken.
O. Gropp, per Email
Schluss mit Worthülsen und Schuldzuweisungen
Nicht nur bei Legida gingen die Teilnehmerzahlen zurück, sondern auch bei den Gegendemonstranten. Nur ein Zehntel wurde am 11. Januar 2016 noch gezählt. Im Januar 2015 waren es noch 30 000. Warum? Resignation und Politikverdrossenheit! Das deutsche Volk (Alle Macht geht vom Volke aus) hat es satt, von Medien, Politikern und Populisten, Phrasen, Worthülsen und Schuldzuweisungen zu hören. Ehrlichkeit ist das Gebot der Stunde, und dazu gehört es, der Bevölkerung zu vermitteln, dass sich Demokratie auch neu erfinden darf. Helfen Sie mit, sonst endet das Ganze in einem menschlichen Integrationsdesaster. Nur mit einem Volksentscheid bringen die politisch Verantwortlichen das Volk noch hinter sich. Die Verfassung und das Grundgesetz kann man ändern, es bedarf nur des politischen Willens. Das deutsche Volk benötigt bei gravierenden Veränderungen, innerhalb von Wahlperioden, ein Mitspracherecht. Hier haben uns viele Länder im europäischen Verbund etwas voraus. Hier kann und muss Deutschland seine hochgelobte Demokratie verbessern. Herr Emendörfer, zeigen Sie Courage und Rückgrat, stellen Sie meinen oben formulierten Leserbrief zur Diskussion, dies macht für mich eine progressive Presse aus.
Thomas Hoffmann, 04158 Leipzig
Zehn Pegida-Forderungensind aktueller denn je
Sie bemängelten fehlende neue Inhalte bei Legida. Aus meiner Beobachtung heraus (ich habe alle Veranstaltungen seit 12. Januar 2015 mitverfolgt und dokumentiert, ebenso einiges auf der Gegenseite): Thematisch gab es durchaus eine Entwicklung. Die zehn Pegida-Punkte/Forderungen vom Februar 2015 sind eher noch aktueller geworden, wenn man sie mit der aktuellen Lage in Deutschland abgleicht, erschreckend, überraschend oder vorhersehbar, je nach Tiefgang des Betrachters. Die Gewichtung der Punkte hat sich nur je nach aktueller innerer und äußerer Lage verschoben. Diesen Montag kamen sehr viele „neutrale“ Teilnehmer genau deswegen zu Legida. Das kann nicht Legida vorgeworfen werden, sondern den auch in Leipzig auffallend versagenden Parteien und Institutionen, welche sich diesen drängenden Themen verweigern, somit als Teil des Problems kein Podium für legitimen Protest bieten. Und solange diese Parteien/Gruppen weiter relevante, sehr viele Bürger bedrückende Themen ausblenden und somit nicht repräsentieren, solange wird Legida ein Teil von Leipzig bleiben.
Stefan Rieger, per Email
Sie machen es sich mit den fünf Punkten zu einfach! Pegida ist mehr als Sie versuchen darzustellen. Pegida ist auch und hauptsächlich Ausdruck von anderer Meinung, auch jenseits von nationalistisch, rassistisch! Sie werden sich noch lange damit beschäftigen müssen, denn Pegida oder AfD werden wir nicht mehr los! Ein Stück Schuld daran trägt ganz bestimmt die Politik, auch Frau Merkel bezüglich der Flüchtlingspolitik.
Dr. Peter Fischer, per Email
Zur Berichterstattung über die Legida-Demonstrationen und die Ausschreitungen von Rechtsradikalen am Montag in Connewitz vom 12. und 13. Januar:
Unverständliche Haltung
Dann hätte sie (gemeint ist die CDU-Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla, die eine Teilnahme an der Lichterkette gegen Legida ablehnte, d. Red.) doch gleich zu den Demonstranten von Legida gehen können, weil die ja das Gleiche fordern. Bei näherer Betrachtung ist das ein Aufruf zur Verletzung des Grundgesetzes der BRD und der Genfer Flüchtlingskonvention, also zu einer Straftat. Vertritt sie auch diejenigen aus ihrem Wahlkreis, die ehrenamtlich den Migranten helfen, hier in unserer Stadt Fuß zu fassen, sich zu integrieren? Und vertritt sie den Teil der Bevölkerung, der gegen Waffenexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr als Fluchtursache ist? Sie sollte sich mal umhören, was Volkes Meinung und nicht die der Regierung ist.
Horst Pawlitzky, 04159 Leipzig
Was heißt „entglast“? Meiner Kenntnis nach ist das ein von extremistischen Straftätern seit einiger Zeit verwandter Begriff, der die Zerstörungen von Schaufenster- und anderen Scheiben (Einwerfen/Einschlagen) verharmlosen und die Opfer/Geschädigten dazu noch verhöhnen soll. Ich bin mir sicher, dass der geschädigte Inhaber des Döner-Ladens diese Bezeichnung für die Zerstörungen an und in seinem Geschäft nicht verwandt hat. In diesem Sinne erwarte ich von Ihrer Zeitung, dass nicht der Jargon von Kriminellen benutzt wird, die sich dadurch möglicherweis noch „geehrt“ fühlen, sondern die Fakten beim Namen genannt werden.
Rudi Steffen, 04207 Leipzig
Immer wieder lese ich, die Polizei muss etwas tun, besser reagieren etc. Die Polizei darf sich angreifen, mit Steinen bewerfen und verletzen lassen. Ihr selbst sind weitestgehend die Hände gebunden. Sie darf die Straftäter festsetzen – wie nach den Ausschreitungen in Connewitz am Montag – und muss sie wieder laufen lassen. In den Fällen der Brandstiftung in Holzhausen kommt der Täter mit Bewährung davon und könnte so lustig weitermachen. Welche Motivation muss ich heute haben, um diesen Beruf ausüben zu wollen? Wer zahlt die entstandenen Schäden bei derartigen Straftaten? Wer versetzt sich in die Lage der Opfer oder wahrt deren Rechte?
Rita Steinert, per Email
Politik ist in der Mithaftung für Schäden in Connewitz
Wenn man es danach nicht selbst sehen konnte, man möchte es nicht glauben, dass derartiges in einem zivilisierten Land und in einer Stadt wie Leipzig mit einem hohen kulturellen und geistigen Anspruch möglich ist. Gleiches gilt für Köln, wobei dort die Ausgangssituation durch eine völlig falsche Asylpolitik der Kanzlerin entstanden ist. In Leipzig hat es vorwiegend Menschen getroffen, die mit all dem nichts zu tun hatten. Einigen davon kann es die Existenz kosten. Allen Geschädigten schnell zu helfen sollte jetzt die erste Aufgabe sein. Es ist eine der Pflichten des Staates und damit der Politik, seine Bürger zu beschützen. Wo das nicht funktioniert, ist er in der Haftung für entstandene Schäden. Mein Vorschlag: Der Oberbürgermeister verwendet dafür das Geld, das er den Kirchentagen zukommen lassen will. Das wäre doch mal eine Aktion, die Sinn macht und Menschen hilft, die durch andere ohne eigenes Zutun in Schwierigkeiten geraten sind. Zumal die Politik nicht ganz schuldlos ist.
Jörg Winkler, 04107 Leipzig
Leserbriefe zum Lokalteil an: leipzig@lvz.de
Beate Seidel ärgerte sich, dass die Hooligans nach der Randale in Connewitz wieder auf freiem Fuß sind. „Das kann nicht sein bei Leuten, die Läden demolieren und Einwohner verängstigen.“ Durch die häufigen Krawalle und massiven Gewaltakte in der Stadt habe sie inzwischen „panische Angst vor einem Bürgerkrieg“. Peter Stiller warf die Frage auf: „War das die Wende, die wir wollten?“ Und beantworte sie anhand einer faktenreichen Argumentation gleich selbst: Nein. Gerade in Sachsen habe die Bevölkerung kaum Mitspracherecht, Leipzig würde zugunsten der Landeshauptstadt benachteiligt, die Justiz sei wie im Fall der jüngsten Belästigung am Hauptbahnhof zu lasch. Thomas Große fand es eigenartig, dass es nach den Krawallen rechter Hooligans umgehend eine Demo gab, nach den Straßenschlachten von Linksautonomen am 12. Dezember aber nicht. Stefan Wiesner sagte, dass eine Mehrheit der Bevölkerung inzwischen für eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen sei, diese Mehrheitsmeinung aber in Leipzig nicht vertreten werde. „Man kann sich nur entscheiden zwischen Lichterketten und Legida.“