Wohlleben: Scharfe Waffen kein Thema

Erstveröffentlicht: 
14.01.2016
NSU-Angeklagter versucht, Vorwürfe zu entkräften

VON CHRISTOPH TROST

 

München. Im Münchner NSU-Prozess hat der Mitangeklagte Ralf Wohlleben versucht, die Anklagevorwürfe weiter zu entkräften. Er bestritt gestern vor dem Oberlandesgericht erneut, eine Waffe für den „Nationalsozialistischen Untergrund“ beschafft zu haben. Zudem spielte er seine frühere Rolle in der Neonazi-Szene herunter.

 

Wohlleben räumte ein, schon früh vom Faible des späteren Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt für Waffen gewusst zu haben. Während er und der Mitangeklagte Holger G. Geld verspielt hätten, habe Böhnhardt in einem Waffenladen eingekauft. Von scharfen Waffen will Wohlleben nichts gewusst haben: „Ich könnte mich nicht erinnern, dass irgendwann einmal scharfe Waffen oder Sprengstoff bei uns ein Thema gewesen wären.“

 

Wohlleben bestritt erneut, Böhnhardt und dem NSU eine Waffe besorgt zu haben – das ist der zentrale Vorwurf der Bundesanwaltschaft. Böhnhardt habe ihn zwar darum gebeten, er habe aber dem Wunsch nicht entsprochen.

 

Allerdings belastete Wohlleben erneut Tino Brandt, damals führender Kopf der Neonazi-Szene und gut bezahlter V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes. Böhnhardt habe ihm gesagt, wegen der Bezahlung der Waffe solle er mal bei Brandt nachfragen. Brandt sei damals eine zentrale Figur gewesen: Er habe sich darum bemüht, dass sich in der rechten Szene etwas bewegt, sagte Wohlleben. Wohlleben beschuldigte abermals seinen Mitangeklagten Carsten S., die spätere Mordwaffe des NSU beschafft zu haben. Warum S. damals zu ihm kam, um ihm die Waffe zu zeigen, konnte Wohlleben aber nicht sagen. Er konnte auch nicht sagen, warum er damals die Waffe in die Hand nahm und einen mitgelieferten Schalldämpfer aufschraubte.