Rechte Tagung in Ludwigsburg: Gruppierung will über „Asylanten als Invasoren“ sprechen

Krude Themen: im Krauthof soll unter anderem über die angeblich geplante Vernichtung der Christen und der „weißen Rasse“ gesprochen werden.
Erstveröffentlicht: 
08.01.2016

Die Gruppierung Primus inter Pares wirbt für eine Veranstaltung im Hotel Krauthof in Ludwigsburg, bei der unter anderem über „Asylanten als Invasoren“ gesprochen werden soll. Das Hotel sieht keinen Anlass, sich zu distanzieren.

 

Von Melanie Braun und Tim Höhn

 

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Zuzugs von Flüchtlingen wird die öffentliche Debatte in Deutschland zunehmend rauer geführt – und auch auf lokaler Ebene versuchen dubiose Gruppen nun offensichtlich, das Thema aufzugreifen und Stimmung gegen Asylbewerber zu machen. Im Internet ist jetzt ein Flyer aufgetaucht, mit dem für eine höchst mysteriöse Veranstaltung im Hotel Krauthof in Ludwigsburg geworben wird. Die dahinter stehende Gruppe nennt sich Primus inter Pares und kündigt für kommende Woche einen Vortrag mit „Politischen Hintergrundinformationen“ an. Der Referent ist ein Mann mit dem Namen Gerhard E. Föll. Sprechen soll er, heißt es in dem Papier, unter anderem über die „geplante Umvolkung der BRD“, die „strategisch manipulierte Migration als Kriegswaffe“ und „Asylanten als Invasoren“, auch von der „geplanten Vernichtung der Christen und weißen Rasse“ ist die Rede.

 

Föll, der offenbar in Ludwigsburg lebt, war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Bei der Staatsschutzabteilung der Polizei ist die Gruppierung Primus inter Pares durchaus bekannt – allerdings nicht als Ludwigsburger Organisation. „Deren Ideen gehen in Richtung Reichsbürgerschaft“, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. Staatsschutzrechtlich sei die Gruppe noch nicht in Erscheinung getreten. Immer wieder legten Anhänger aus diesem Spektrum eigene Ausweise vor, weil sie die Bundesrepublik Deutschland samt ihren Behörden nicht anerkennen. Beim Staatsschutz schätze man sie als Menschen mit einer „deutlich verwirrten Auffassung ein, die den deutschen Rechtsstaat in Frage stellen“, sagt Widenhorn.

 

Das Hotel distanziert sich nicht von der Gruppierung

 

Die in der Veranstaltungsankündigung benutzte Wortwahl legt indes darüber hinaus eine offen ausländerfeindliche Tendenz nahe – was jedoch nicht dazu führt, dass der Krauthof der Vereinigung den gebuchten Raum kündigt. Denn Peter Kraut, dem Inhaber des Hotels, ist es offensichtlich egal, welcher politischen Couleur seine Gäste sind. „Ich behandle jeden Gast gleich“, sagt er. Er habe nicht gewusst, dass Primus inter Pares bei ihm einen Raum gebucht habe. Auch dass diese Gruppe offenbar rechtes Gedankengut teile, sei ihm unbekannt gewesen. Aber auch wenn er darüber informiert gewesen wäre, hätte er den Raum vermietet.

 

Primus inter Pares will vor Ort Vereine gründen

 

„Mensch ist Mensch“, sagt Kraut. Er könne nicht darauf achten, wer zu ihm komme, sondern müsse alle annehmen – das sei schließlich seine Existenz. „Bei mir bekommt jeder einen Raum, ein Getränk und ein Essen, der sich anständig benimmt.“ Was hinter verschlossenen Türen dann besprochen werde, „hat einen Gastronomie-Freak wie mich nicht zu interessieren“. Im Übrigen sei er gerade deswegen so beliebt: „Die Leute lieben mich, weil ich offen und ehrlich bin und jeden respektiere.“

 

Beworben wird die Vortragsveranstaltung in Ludwigsburg unter anderem auf einer Internetseite, die ebenfalls von Anhängern der Reichsbürgerbewegung betrieben wird. Dort heißt es, dass nach Fölls Vortrag im Krauthof noch über die „Lage der Nation“, die Gründung von Vereinen und die Vernetzung der Bewegung gesprochen werden soll.

 

Wobei der groß angekündigte Gastredner politisch offenbar ziemlich flexibel ist. Oliver Kube, der sich unter anderem als Stadtrat der Linken in Ludwigsburg gegen Rechtsextremismus engagiert, berichtet auf Nachfrage, dass Föll vor einigen Monaten auf Parteimitglieder zugegangen sei und angeboten habe, vor Mitgliedern der Linkspartei einen Vortrag zum Thema Klimaschutz zu halten. „Wir haben das abgelehnt, denn uns war der Mann sofort suspekt“, sagt Kube. Damals habe Föll vor allem wilde Verschwörungstheorien verbreitet. Angesprochen auf die Veranstaltung im Krauthof und den Text des Flyers sagt Kube: „Das ist nicht mehr nur eine Spinnerei, sondern eine gefährliche Spinnerei.“