Berlin. Die Bundeswehr verliert an Zulauf. Im auslaufenden Jahr ließen sich nur noch 9024 Jugendliche für den freiwilligen Wehrdienst rekrutieren – fast 1200 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang lag bei rund 12 Prozent. Das geht aus einem Schreiben des Bundesverteidigungsministeriums vom 20. November dieses Jahres an den Wehrbeauftragten der Bundesregierung, Hans-Peter Bartels (SPD), hervor. Das Papier liegt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor.
Nach Antritt ihres Wehrdienstes verließen nochmals 1918 Rekruten auf eigenen Wunsch während der Probezeit die Truppe. Weitere 192 wurden durch die Bundeswehr aufgrund mangelnder körperlicher oder sonstiger Eignung entlassen.
Damit gab fast jeder vierte Freiwillige vorzeitig auf oder fiel durchs Sieb der Ausbildung. Der Anteil der Frauen lag zu Beginn des vierten Quartals bei 19 Prozent. Rund die Hälfte der Rekruten (48 Prozent) verfügt über Abitur, knapp jeder dritte (29 Prozent) über einen Realschulabschluss.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) reagierte bereits auf den „geringeren Kapazitätenumfang in der Grundausbildung“. Die Ministerin wirbt in einer breit angelegten Kampagne um freiwillige Wehrdienstleistende. 10,6 Millionen Euro lässt sich die Ministerin die Aktion mit 30 000 Plakaten kosten. Der freiwillige Wehrdienst kann zwischen sieben und 23 Monaten dauern.
Das Ziel des Verteidigungsministeriums besteht darin, Jugendliche über den Freiwilligendienst längerfristig als Zeitsoldaten an die Armee zu binden. Motto: „Kannst du in sieben Monaten fürs ganze Leben lernen?“ Zurzeit verlängert jeder zweite Freiwillige seine Grundwehrdienstzeit. 13 Prozent entschließen sich im Anschluss an ihre Grundausbildung, Zeitsoldat zu werden. „Die jungen Leute sollen die Bundeswehr austesten. Und dann überzeugen wir sie“, erklärte ein Sprecher des Ministeriums.
Zurzeit gibt es in der Bundeswehr rund 178 000 Soldaten. Neben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen spricht sich auch der Wehrbeauftragte Bartels dafür aus, die Sollstärke auf 185 000 Soldaten anzuheben.
Der netzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Klingbeil, der auch Mitglied im Verteidigungsausschuss ist, forderte ebenfalls mehr Geld und mehr Personal für die Bundeswehr „Die Belastungsgrenze der Truppe ist fast erreicht“, sagte Klingbeil der „Rheinischen Post“. Man habe Mandate wie Afghanistan, Mali und Syrien auf der einen Seite, Flüchtlingshilfe auf der anderen. „Wir brauchen jetzt schnell eine realistische Defizitanalyse und dann muss es eine Erhöhung von Truppenstärken und Verteidigungshaushalt geben“, sagte Klingbeil.