Mitten im Endspurt des Weihnachtsgeschäfts wird beim Online-Händler Amazon wieder gestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten im Versandzentrum Leipzig in der Nacht zum Montag erneut zum Streik aufgerufen. Streikleiter Thomas Schneider sagte dem MDR, von der Frühschicht hätten sich 220 Mitarbeiter am Streik beteiligt. Im Laufe des Tages würden 450 Streikende erwartet. Am Vormittag soll bei einer Streikversammlung unweit des Unternehmens über das weitere Vorgehen informiert werden.
Amazon: Keine Lieferverzögerungen durch Streik
Laut Gewerkschaftsvertreter Schneider könnte der Streik für
verspätete Lieferungen sorgen, auch wenn der Versandhändler das zuletzt
bestritten hatte. Gewerkschaftsmitglieder, die selbst bei Amazon
bestellen, hätten davon berichtet, dass Kunden über Lieferverzögerungen
bis nach Weihnachten informiert worden seien. Schneider sagte, unter den
Streikenden seien viele erfahrene Mitarbeiter aus der Stammbelegschaft,
die seit 2006 bei Amazon arbeiteten und mit ihren Erfahrungen während
des Streiks im Betriebsablauf fehlten.
Amazon widersprach
den Angaben der Gewerkschaft. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte,
das Lieferversprechen werde eingehalten. Bestellungen würden auch von
anderen Standorten aus versandt. Zudem würde ein vergleichsweise kleiner
Teil der Belegschaft streiken. Die Forderungen der Gewerkschaft wies
die Sprecherin abermals zurück. Amazu vertrete den Standpunkt, auch ohne
Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber sein zu können. Man arbeite eng mit
Betriebsräten zusammen und biete mit einem Bruttolohn von zehn Euro pro
Stunde am Standort Leipzig insbesondere auch für Ungelernte attraktive
Einstiegskonditionen, so die Sprecherin.
Entschlossenheit der Streikenden ungebrochen
Der Arbeitskampf in der Nacht-, Früh- und Spätschicht soll den
Arbeitgeber zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag bewegen. Die
Entschlossenheit bei den Streikenden sei ungebrochen, hieß es von
ver.di. Seit Mai 2013 gibt es regelmäßig Streiks bei ver.di, zuletzt
Ende vergangener Woche. Die Gewerkschaft will für die rund 10.000
Mitarbeiter des US-Konzerns in Deutschland einen Tarifvertrag auf dem
Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Verhandlungen darüber
lehnt Amazon aber ab. Die Gewerkschaft ruft deshalb regelmäßig zum
Streik auf und erklärte: "1.013 Euro Weihnachtsgeld, 1.075 Euro
Urlaubsgeld, eine 38 Stundenwoche und sechs Wochen Urlaub sind in der
Branche üblich." Das wolle man auch bei Amazon erreichen.
In den
letzten Jahren habe man bereits höhere Einstiegsgehälter und
Stundenlöhne durchsetzen können, so Schneider. Als Vorbilder nannte er
Ikea, H&M und Primark, wo Tarifverträge durchgesetzt worden seien.
Amazon werde einsehen müssen, dass solche Tarifverträge auch für das
Image eines Unternehmens von Bedeutung seien.