Alfa-Kandidat Mark Kalnitski soll ihn in den Schwitzkasten genommen haben, sagt ein Freiburger Student - beim Unterschriftensammeln in der Unibibliothek. Später habe er ihm zudem gedroht:
Ist Mark Kalnitski, der Landtagskandidat von Bernd Luckes neuer Partei Alfa (Allianz für Fortschritt und Aufbruch), gegenüber einem Studenten handgreiflich geworden? Das zumindest behauptet der 26-jährige Goran Salah, der in Freiburg Chemie und Französisch auf Lehramt studiert: "Er hat mich in den Schwitzkasten genommen und fünf Meter bis zu einer Säule geschleift."
Was war geschehen?
Salah und Kalnitski waren sich zuvor schon mehrfach begegnet.
Kalnitski sammelte für seine Kandidatur für den baden-württembergischen
Landtag Unterstützungsunterschriften vor der Freiburger
Universitätsbibliothek. Salah und andere Studenten berichten, er und
seine Helfer hielten die potenziellen Unterzeichner dabei im Unklaren,
dass es sich um eine Kandidatur für die neue Partei von Bernd Lucke handelt.
Salah
sprach darauf mehrfach Studierende an, die dabei waren, für Kalnitski
zu unterschreiben: "Du weißt schon, dass das die neue Partei von Bernd
Lucke ist, ja?" Kalnitski sagt, er habe sich dadurch bedrängt gefühlt.
Am Montag war er wieder auf Unterschriftenjagd, diesmal im Foyer der UB.
Wieder kam Salah dazu. Diesmal gerieten die beiden aneinander. "Ich
wollte den Unterzeichner abschirmen und habe ihn (gemeint ist Goran
Salah, Anm. d. Red.) am Arm gepackt", so Kaltinski. Später rudert er
zurück, will Salah nur noch "am Arm berührt" haben. Der "Schwitzkasten"
sei "hinzugelogen".
Zeugen - die es gegeben haben muss - könne Salah dafür keine benennen, darum habe er auch bis jetzt keine Anzeige bei der Polizei erstattet.
Nachdem er an der Info-Theke der UB Bescheid gesagt habe, musste
Kalnitski die UB verlassen: Werbung, also auch Wahlwerbung, ist dort verboten.
Uni-Pressesprecher
Rudolf-Werner Dreier bestätigt, dass es am Montag einen Vorfall
gegeben hat, bei dem ein Unterstützungsunterschriften sammelnder
Kandidat des Gebäudes verwiesen wurde. Kalnitski fühlt
sich im Recht: "Ich habe das Gebäude freiwillig verlassen, um weiteres
Konfliktpotenzial zu vermeiden." Das Sammeln der Unterschriften sei
keine Wahlwerbung und daher seiner Meinung nach erlaubt.
"Haben Sie gerade gesagt, beim nächsten Mal werden Sie richtig handgreiflich?"
Noch ein weiteres Mal trafen die beiden aufeinander - wieder vor der
UB. "Er wollte mit mir diskutieren, aber ich rede nicht mit Leuten, die
gewalttätig werden, wenn ihnen die Argumente ausgehen", sagt Salah. "Im
Gehen hat Kalnitski dann vor sich hin gemurmelt: 'Beim nächsten Mal
werde ich richtig handgreiflich.' Damit die Umstehenden es auch hören,
habe ich dann gefragt: 'Haben Sie gerade gesagt, beim nächsten Mal
werden Sie richtig handgreiflich?'"
Kalnitski, das bestätigt er selbst, beantwortete diese Frage - mit: "Ja". Eine Drohung sei
das nicht gewiesen, lediglich eine Warnung. Er relativiert aber, will
sie in einem "sarkastischen Unterton" ausgesprochen und nicht so gemeint
haben. "Für eine frische Kraft in der Politik, wie mich, bedarf es
eines Lernprozesses, grundsätzlich und immer jedes Wort auf die
Goldwaage zu legen."
Die Sammel-Aktion beschäftigt die Studierenden
Schon in der vergangenen Woche hatte Kalnitski mit seiner
Unterschriftensammlung Aufsehen erregt. In der hauptsächlich von
Studierenden genutzten Lokal-Chat-App Jodel hatte Salah auf die
Sammelaktion hingewiesen:
Daraufhin begann eine Diskussion über nicht wieder herausgerückte Unterschriftsformulare, das Alfa-Programm, Bernd Lucke und Mark Kalnitski. Mehrere Nutzer antworteten und rekonstruierten gemeinsam die Vorgänge. Ein Ausschnitt:
Einer
der Nutzer ist der 26-jährige Chemiestudent Benjamin Menzer. Er und
weitere Studierende bestätigen die Umstände. Seine
Unterstützungsunterschrift habe er bis jetzt tatsächlich nicht
zurückbekommen, stehe aber mit dem Wahlamt in Kontakt, das ihn benachrichtigen wolle, sobald sie dort eingereicht wird.
Weil er in Baden-Württemberg zur Landtagswahl für eine Partei kandidieren möchte, die noch nicht im Landtag sitzt, braucht er 150 Unterstützungsunterschriften, um überhaupt antreten zu können. Er kandidiert im Wahlkreis 47 (Freiburg II), der die westliche Hälfte der Stadt umfasst.
Seine Partei, Alfa, Allianz für Fortschritt und Aufbruch, ist Bernd Luckes Neugründung nach dessen Austritt aus der AfD, der Alternative für Deutschland. Der Alfa-Claim, zu sehen auch auf Kalnitskis Facebookseite: "Echte Lösungen statt 'Politik'".