Wagenplatzbewohner fahren vor Neuem Rathaus auf
Die Bewohner des am Mittwoch geräumten Wagenplatzes an der Riesaer Straße in Paunsdorf sind gemeinsam mit Unterstützern mit ihren Wagen vor dem Neuen Rathaus aufgefahren. Die Protestierer äußern zum Teil scharfe Kritik am Vorgehen von Stadt und Polizei.
Leipzig. Die Kontroverse um den am Mittwoch geräumten Wagenplatz an der Riesaer Straße in Paunsdorf geht in die nächste Runde. Am Donnerstagmorgen fuhren mehrere Wagen des Kollektivs Mora Riesa vor dem Neuen Rathaus auf. Nach Informationen von LVZ.de hielten sich dort am Vormittag zwischen 30 und 35 Personen auf, die bei der spontanen Demo teilweise auch den Martin-Luther-Ring blockierten. Bereits am Mittwochnachmittag hatten rund 30 Wagenplatzbewohner und Unterstützer vor dem Neuen Rathaus gegen die Räumung protestiert und auch im Atrium des Gebäudes Transparente mit Aufschriften wie „Keine Polizeigewalt“ und „Recht auf Stadt“ aufgehängt.
Stadt soll Verantwortung zeigen
„Wir fordern von der Stadt, endlich Verantwortung zu zeigen, uns klare Verhandlungspartner zu benennen, und Gesprächsangebote zu unterbreiten“, hieß es in einer Mitteilung des Kollektivs an LVZ.de. Man habe nach der nicht verhältnismäßigen Räumung durch die Polizei sofort das Gespräch mit dem zuständigen Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal gesucht. Der Dialog sei aber ergebnislos verlaufen. Eine Rückkehr auf die zuvor geräumte Fläche sei ausgeschlossen, eine Alternativfläche zur übergangsweisen Nutzung nicht angeboten worden. Statt gemeinsam auf eine Lösung hinzuarbeiten, kriminalisiere die Stadt Wagenplätze, auch wenn diese sich verhandlungsbereit zeigten.
Verschieben der Verantwortung
Besondere Kritik äußerten die Mitglieder des Kollektivs am Vorgehen der Polizei. Die hatte die Wagen nach der Räumung am Straßenrand der Riesaer Straße abgestellt. Da dies öffentlicher Grund sei, wäre ein Übernachten in den Wagen illegal gewesen, die Bewohner seien also faktisch obdachlos geworden, so ein Sprecher.
Darüber hinaus äußerten die Bewohner Enttäuschung über das Verhalten der Stadt im Vorfeld der Räumung. Immer wieder sei die Verantwortung zwischen den verschiedenen Stellen hin und her geschoben worden, niemand habe sich richtig zuständig gefühlt. „Wir waren ja gesprächsbereit, warum kam denn niemand von der Stadt? Warum muss man stattdessen die Brechstange ansetzen?“, fragte der Sprecher gegenüber LVZ.de.
„Lassen uns nicht abkanzeln“
Zudem sei das Grundstück, das zur Pachtfläche des SV Fortuna gehört, für eine Nutzung als Wagenplatz geradezu ideal gewesen. „Die Fläche liegt seit Jahren brach, weder der Sportverein hatte eine Verwendungsmöglichkeit, noch ist sie aufgrund des Grundstückszuschnitts für Investoren und industrielle Nutzung attraktiv. Wir hatten bereits angeboten, für die Instandhaltung des Geländes und die Baumpflege zu sorgen.“
Mora Riesa betont, dass man die Situation mit der Aktion nicht zur Eskalation treiben wolle, stellt in dem Schreiben aber auch klar: „Wir lassen uns nicht einfach abkanzeln. Leipzig braucht Wagenplätze!“