München. James Bond ist anders. Der junge Mann, der sich seit Montag wegen Landesverrats vor dem Oberlandesgericht München verantworten muss, hat so gar nichts gemein mit dem britischen Geheimagenten. Randlose Brille, blau-weißes Hemd, schüchterner Blick, nervös: So präsentiert sich der ehemalige Büroangestellte des Bundesnachrichtendienstes (BND), als er von Polizisten in den Saal geführt wird.
Doch die Anklage hat es in sich: Die Bundesanwaltschaft wirft ihm Spionage für den US-Geheimdienst CIA sowie für den russischen Geheimdienst vor, konkret: Landesverrat, die Verletzung von Dienstgeheimnissen und Bestechlichkeit. Auf Landesverrat steht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr, in besonders schweren Fällen sogar lebenslang. Die Anklageschrift liest sich tatsächlich wie das Drehbuch eines mittelprächtigen Spionage-Thrillers: Unter dem Decknamen „Uwe“ soll der Angeklagte seinem US-Verbindungsmann „Alex“ über Jahre hinweg geheime Dokumente und Informationen übermittelt haben, und zwar „auf verborgenen und verschlüsselten elektronischen Wegen“. Im Mai 2012 habe die CIA ihren Spitzel sogar mit einem Notebook ausgestattet, mit einem verschlüsselten Kommunikationsprogramm. Das machte die Sache noch einfacher. Am Ende versandte er geheime Dokumente nahezu im Wochenrhythmus. Darunter war offenbar auch eine streng geheime Liste mit Decknamen und echten Identitäten deutscher Agenten im Ausland.
Filmreif lief laut Anklage auch die Bezahlung: Mindestens 95 000 Euro soll der Angeklagte über die Jahre von der CIA bekommen haben, stets in bar. Anfangs benutzte man dafür sogenannte „tote Briefkästen“, später gab es Treffen mit einem Verbindungsmann der CIA in Salzburg oder Innsbruck – der Angeklagte soll von US-Seite laut Medienberichten damals aus Österreich geführt worden sein. Aber warum lässt sich ein einfacher Büromitarbeiter auf einen solchen Deal ein? Markus R. wächst in behüteten Verhältnissen in der ehemaligen DDR auf – als „Nesthäkchen“. Seine beiden Schwestern sind deutlich älter. „Waren Sie immer brav?“, fragt der Richter einmal. Prompte Antwort: „Ja.“ Seine Leistungen in der Schule sind meist mittelprächtig, der Junge interessiert sich aber für Technik und Computer. Ein typischer Einzelgänger sei er, das räumt er unumwunden ein. „Ich kann halt nicht so gut auf andere Leute zugehen.“
Zum BND kommt er mehr oder weniger zufällig. Er schreibt viele Blindbewerbungen, dort wird er genommen. Zuerst arbeitet er in der Personalabteilung, dann wechselt er in die Abteilung „Einsatzgebiete Auslandsbeziehungen“, muss Post und Akten verwalten. Allerdings fühlt der 32-Jährige sich bald unterfordert. Am Mittwoch will er selbst umfassend vor Gericht aussagen