Vorfälle rund um eine Veranstaltung der Neuen Rechten waren ausschlaggebend - 06.11.2015 06:00 Uhr
ERLANGEN - Für die Aktivitäten der Erlanger Burschenschaft "Frankonia" interessiert sich jetzt auch der Verfassungsschutz. Die "Frankonia" gehört als einzige Erlanger Studentenverbindung der stramm rechten Deutschen Burschenschaft (DB) an.
Gleich mehrfach sorgte die Burschenschaft Frankonia in diesem Jahr für Schlagzeilen. So wurde im Januar bekannt, dass offensichtlich Mitglieder der "Frankonia" eine sogenannte Couleurkarte der Erlanger Verbindung, versehen mit Schmäh-Parolen, an die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf geschickt hatten.
Anfang Juli fand schließlich die Rechte Messe „Zwischentag" in den Räumen der Frankonia in der Loewenichstraße statt — ein Netzwerktreffen unterschiedlicher Gruppen, Verlage und Zeitschriften der „Neuen Rechten". Unter den Teilnehmern war auch der Rechtsradikale Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der nach ihm benannten Wehrsportgruppe Hoffmann und der Neonazi Michael Mannheimer.
Von Samstagvormittag bis in den Nachmittag hinein versammelten sich zahlreiche Menschen, um gegen eine neurechte Messe bei der Burschenschaft Frankonia in Erlangen zu demonstrieren. Auch Personen aus der lokalen Politik und Kulturlandschaft schauten bei der Gegenveranstaltung vor dem Haus der Verbindung in der Löwenichstraße vorbei.
Auch in der Vergangenheit war die Burschenschaft immer wieder durch rechte Umtriebe aufgefallen. Unter anderem durch Auftritte von Referenten aus dem rechten Spektrum.
2014 folgte zum Beispiel der deutsch-türkische Autor Akif Pirinçci einer Einladung der "Frankonia". Pirinçci ist höchst umstritten und bekannt für seine provokanten Auftritte. Erst jüngst sorgte dieser mit einer geschmacklosen „KZ"-Rede zum Jahrestag der Pegida-Bewegung in Dresden für einen Eklat.
Die Vorgänge rund um den „Zwischentag" - angeblich hat sich die Frankonia für 2016 wieder als Ausrichter beworben - haben jetzt die Behörden auf den Plan gerufen. Wie das Bayerische Innenministerium auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, wird die "Frankonia" seit September vom Verfassungsschutz beobachtet. „Mit ausschlaggebend sei die Messe gewesen", so ein Sprecher des Ministeriums.
Ob die "Frankonia" als rechtsextrem eingestuft ist, wie schon einige andere Burschenschaften im DB, ist nicht bekannt. Die Deutsche Burschenschaft ist ein burschenschaftlicher Dachverband, der in den vergangenen Jahren immer weiter nach rechts gerückt ist und durch Diskussionen über eine Art „Ariernachweis" für Burschenschafter von sich reden machte.
Die 1884 gegründete Burschenschaft Frankonia ist Mitglied in der Deutschen Burschenschaft - als einzige Studentenverbindung in Erlangen.
Markus Hörath