Ein Wochenende der Gewalt gegen Flüchtlinge

Erstveröffentlicht: 
02.11.2015

Sprengstoff, Brandsätze, Prügel: Brutale Übergriffe häufen sich. Allein in Sachsen gab es schon wieder drei Anschläge.

 

Dresden. Die Gewalt gegen Asylsuchende in Deutschland erreicht einen neuen Höhepunkt. In mehreren Städten gingen am Wochenende Schläger auf Flüchtlinge los. Wieder wurden Asylbewerberheime in Brand gesteckt. Sogar vor bewohnten Unterkünften schrecken die Täter nicht mehr zurück. Es gab mehrere Verletzte.

 

Bei einem Anschlag auf eine Asylbewerberwohnung in Freital bei Dresden wurde ein Mann leicht verletzt. Der 26-jährige Syrer erlitt Schnittwunden an der Stirn, als in der Nacht zum Sonntag vor seinem Schlafzimmerfenster eine Sprengladung explodierte. Das teilte die Polizei mit. Ein rechtsextremistischer Hintergrund sei „sehr wahrscheinlich“. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) sagte: „Die Straftäter haben schwere Verletzungen oder gar Schlimmeres bei den Bewohnern billigend in Kauf genommen.“ Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) arbeite mit Hochdruck an einer Aufklärung.

 

Ebenfalls in Sachsen wurden in der Nacht zu Samstag zwei Brände gelegt, die im Zusammenhang mit Asylunterkünften stehen. In Dippoldiswalde brannten etwa 20 Container aus, die als Unterkünfte umgerüstet werden sollten. Der Schaden beträgt rund 300 000 Euro. Zuvor zündelten Unbekannte in einem leer stehenden Hotel in Dresden. Verletzte gab es nicht.

 

In Magdeburg und Wismar griffen Gruppen von Unbekannten Asylbewerber an, zum Teil mit Baseballschlägern. In Magdeburg wurde von den bis zu 30 Tätern ein 24-Jähriger vorläufig festgenommen. Die drei Opfer, zwei 26 und ein 35 Jahre alter Syrer, erlitten Prellungen und Verletzungen im Gesicht und wurden ambulant im Krankenhaus behandelt. Im mecklenburgischen Wismar prügelten rund 20 Schläger zwei Syrer krankenhausreif. Nach Angaben der Polizei standen die beiden Flüchtlinge am Samstagabend vor einer Unterkunft, als sie angegriffen wurden. Nach Angaben der 31 und 33 Jahre alten Opfer hätten die Täter Kapuzen-Shirts getragen. Die Schläger verschwanden in der Dunkelheit.

 

In Jena wurde ein 27-jähriger Syrer am Sonntagmorgen von drei Männern an einer Straßenbahnhaltestelle zusammengeschlagen. Die Täter sind unerkannt geflüchtet. Das Opfer erlitt leichte Verletzungen, die in der Notaufnahme behandelt wurden.

 

Auf die bewohnte Unterkunft einer dreiköpfigen Flüchtlingsfamilie in Sehnde bei Hannover wurde in der Nacht zum Sonntag ein Brandanschlag verübt. Ein 43-jähriger Mann wurde festgenommen. Verletzt wurde niemand. Mithilfe der Bewohner konnten Passanten das Feuer noch vor Eintreffen der Rettungskräfte löschen. Das Gebäude mit zwei Eingängen dient zwei Familien aus Montenegro als Unterkunft. (SZ/dpa)