Auf den von CasaPound Italia verkündeten „schwarze Sommer“ erfolgte in dieser Woche ein unerwarteter Boomerang. Acht Mitglieder und Sympathisanten von CasaPound wurden am Freitag von der politischen Polizei Digos verhaftet und befinden sich - aller Wahrscheinlichkeit nach – derzeit in Hausarrest mit Kontaktsperre.
Am 17. Juli diesen Jahres hatte CasaPound mit BewohnerInnen des Stadtteil La Storta gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der ehemaligen Privatschule Sokrates in der via del Casale di San Nicola protestiert und den Zufahrtsweg zu dem Gebäude blockiert. Während der Großteil der StadtteilbewohnerInnen die Zufahrt friedlich blockierten, versuchten Redner von CasaPound verbal und behelmte, bewaffnete und vermummte CasaPound Anhänger handgreiflich die Situation eskalieren zu lassen. Dafür setzten sie Schläge mit Fäusten und Gürtelschnallen, Tritte, etc. ein. Die Polizei reagierte wie erwartet und die ganze Situation mündete in eine wüsten Schlägerei bei der die Faschisten mit Knüppeln und Regenschirmen vorgingen und Plastikstühle, Steine und Flaschen – ungeachtet der anwesenden AnwohnerInnen - als Wurfgeschosse einsetzten. Laut Presse wurden 14 Polizisten verletzt (andere Verletzte wurden anscheinend nicht gezählt).
In Folge der Schlägerei gab sich CasaPound als Verteidiger der AnwohnerInnen aus und proklamierte „Defend Roma“.
Nun wurden acht Mitglieder verhaftet:
- Andrea Antonini; er ist neben Simone di Stefano der zweite Vize-Präsident von CasaPound Italia
- Davide di Stefano; der 30jährige ist Assistent im EU-Parlament bei dem Lega Nord Vertreter Mario Borghezio, nationaler Koordinator von "Sovranità" und Bruder von Simone di Stefano
- Francesco Amato; der 39-jährige ist der nationale Verantwortliche des Kampfsportverband CasaPounds „Il Circuito - Circolo Combattenti CasaPound Italia“
- Lorenzo di Credico; ist ein 26-jähriges Mitglied bei CasaPound und war Kandidat bei den römischen Kommunalwahlen im Jahr 2013
- Federico Mattioni; war als Vertreter des Blocco Studentesco im März 2014 bei dem Europa-Kongress der Jungen Nationaldemokraten in Kirchheim dabei
- Alessandro Catani; bei ihm handelt es sich vermutlich um ein am 4. Juni 1993 geborenes CasaPound Mitglied und Wahl-Kandidaten aus Rom
Die Namen der weiteren Verhafteten sind noch nicht bekannt.
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Nachtrag 03.11.2015
Es scheint weitere Verhaftungen gegeben zu haben:
- Luca Verdini
- Fabio Di Marino, der nationale Verantwortliche des Blocco Studentesco, der im November 2014 die Demonstration vor einer Schule in der via Cesare Lombroso im römischen Stadtteil Torrevecchia koordinierte. Bei dieser Kundgebung versperrten ca. 500 rassistische und faschistische StudentInnen und SchülerInnen den Zugang zur Schule für Roma-Kinder aus dem Stadtteil. Sie waren mit einem Transparent erschienen auf dem stand: “Stop alle violenze dei rom. Alcuni italiani non si arrendono.“ - „Nein zur Zigeunergewalt. Einige Italiener haben sich noch nicht ergeben.“
- Damiano Berti, aus dem Umfeld des CasaPound Rugby Clubs „Fiumana Roma“.
Dieser faschistische Verein tritt unter dem Wappen des Freistaats Fiume und der Parole Gabriele D’Annunzio „Qui contra nos?“ an. Eigentlich lautet die Parole "Si Deus pro nobis, quis contra nos" - „Wenn Gott für uns ist, wer sollte gegen uns sein.“ https://it.wikipedia.org/wiki/Reggenza_italiana_del_Carnaro
Die im Götz Kubitscheks Antaios-Verlag erschienene Übersetzung des CasaPound Romans „Nessun dolore“ - „Kein Schmerz“ von Domenico di Tullio erhielt in Deutschland den Titel „Wer gegen uns?“.
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Artikel vom 19.07.2015:
Rom: CasaPound inszeniert rassistische Ausschreitungen im Norden Roms
https://linksunten.indymedia.org/de/node/148853