800 Menschen nehmen an Gedenkmarsch für ermordeten Kamal K. teil

Erstveröffentlicht: 
24.10.2015

Vor fünf Jahren wurde der 19-jährige Kamal K. in Leipzig ermordet. Um an die fremdenfeindliche Tat zu erinnern und dem Opfer zu gedenken, zogen am Samstag 800 Menschen durch Leipzig. Viele Demonstranten fuhren anschließend direkt nach Markkleeberg weiter.

 

Leipzig.  Mehrere hundert Menschen haben am Samstagnachmittag in der Leipziger Innenstadt an den vor fünf Jahren ermordeten Kamal K. erinnert. „Alles blieb friedlich“, erklärte Polizeisprecherin Birgit Höhn auf Nachfrage von LVZ.de. Etwa 800 Teilnehmer hatten sich der Demonstration angeschlossen, schätzt die Polizei.

 

Die Auftaktkundgebung fand gegen 14 Uhr auf dem Markt statt. Anschließend zogen die Demonstranten über den Brühl und die Richard-Wagner-Straße zu dem Gedenkstein für den ermordeten 19-Jährigen. Nach einer Zwischenkundgebung ging es weiter über die Goethestraße zum Augustusplatz, dann zum Simsonplatz vor dem Bundesverwaltungsgericht und schließlich über Harkort- und Riemannstraße zum Bayrischen Platz.

 

Nach Ende der Gedenkveranstaltung in Leipzig fuhr eine größerer Gruppe der Demonstranten – unter ihnen auch Stadträtin und Landtagsabgeordnete Juliane Nagel – mit der Straßenbahn in Richtung Markkleeberg. Vor Ort sind Gegenproteste geplant. In der Stadt südlich Leipzigs will am Abend die sogenannte „Offensive für Deutschland“ demonstrieren. Bei den letzten beiden Aufmärschen schlossen sich dem Bündnis viel Teilnehmer aus dem Neonazi- und Hooligan-Spektrum an.

 

Kamal K. wurde in den Morgenstunden des 25. Oktober 2010 von den Neonazis Daniel K. und Marcus E. vor dem Hauptbahnhof erstochen. Nach Überzeugung des Gerichts, war der gebürtige Iraker von den beiden Tätern aufgrund seines ausländischen Aussehens erst angepöbelt und anschließend mit einem Messer attackiert worden. Der Haupttäter Marcus E. wurde 2011 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, sein Komplize erhielt drei Jahre Freiheitsentzug. Im September 2015 stand E. wegen Vergehen im Gefängnis in Erfurt erneut vor Gericht.