Pegida-Jahrestag: Sorge in Dresden vor Gewalteskalation

Erstveröffentlicht: 
16.10.2015

30 000 Teilnehmer aus verfeindeten Lagern erwartet / Polizei will deeskalieren

 

VON JüRGEN KOCHINKE


Dresden. Sachsens Landeshauptstadt steht ein heißer Montag bevor. Pünktlich zum ersten Jahrestag von Pegida am 19. Oktober ruft ein breites Bündnis zum öffentlichen Protest gegen das fremden- und islamfeindliche Bündnis auf, die Mobilisierung auf beiden Seiten läuft bundesweit. Damit droht Dresden ein ähnliches Szenario wie sonst nur rund um den 13. Februar - erhebliches Gewaltpotenzial inklusive. Sicherheitskreise gehen davon aus, dass das Anti-Pegida-Bündnis (Motto:"Herz statt Hetze") rund 10 000 Leute auf die Straße bringen könnte, davon bis zu 3000 aus Leipzig. Rund um Pegida-Gründer Lutz Bachmann könnten sich über 20 000 versammeln.


Grund für diese hohen Werte auf Pegida-Seite ist die Tatsache, dass die Polizei intern davon ausgeht, dass Bachmann bereits am vergangenen Montag wesentlich mehr Anhänger hat mobilisieren können als jene von der Studentengruppe "Durchgezählt" genannten 9000 - nämlich mindestens 15 000. Begründung: Bei Aufzügen dieser Größenordnung funktioniert die von den Studenten praktizierte Methode nicht mehr adäquat.


Die Folgen für Dresden liegen auf der Hand. Mitten in die ohnehin aufgeheizte Stimmung treffen voraussichtlich 30 000 Demonstranten aus zwei verfeindeten Lagern am Theaterplatz aufeinander, wo sich Pegida versammelt. Die Gegendemonstranten wiederum ziehen auf vier Routen per Sternmarsch genau dorthin. Unterstützt werden sie von SPD, Linken und Grünen, hinzu kommt eine kleine Gruppe von "Die Partei". Die Polizei wird einen kompletten Ring um Pegida bilden, um beide Seiten zu trennen. Allerdings ist offen, ob das angesichts der Brisanz der Lage auch gelingt. Hinzu kommt, dass Polizeichef Dieter Kroll zur Sicherung mindestens 1000 Beamte benötigt, aber derzeit unklar ist, ob er sie bekommt.


Entscheidender Grund für eine mögliche Eskalation am Theaterplatz ist die große Anzahl sogenannter "erlebnisorientierter" Gruppen, die sich unter die Demonstranten mischen. Auf Seiten der gewaltbereiten Antifa dürften es seriösen Schätzungen zufolge rund 1500 sein, ein erheblicher Teil aus Leipzig. In den Reihen von Pegida wiederum dürften sich viele Hunderte Neonazis und Hools befinden - nicht zuletzt aus dem Umfeld von Dynamo Dresden.


Die heiße Phase am Rande der Kundgebung dürfte am Montag gegen 19.30 Uhr beginnen. Denn dann werden die Versammlungen der Gegendemonstranten voraussichtlich offiziell beendet. Folge: Von dem Zeitpunkt an ist jeder für sich allein verantwortlich, kein Versammlungsleiter kann bei Ausschreitungen mehr in die Pflicht genommen werden.