Ruhige Lage: Weniger Polizisten sichern Legida-Demo ab

Erstveröffentlicht: 
13.10.2015

Ein Fotograf wird zu Boden gestoßen, ein Legida-Teilnehmer zeigt den Hitlergruß: Auch der 23. Aufmarsch der Rechtspopulisten in Leipzig bleibt nicht ohne Zwischenfälle. Doch alles in allem ist die Lage vergleichsweise ruhig – dabei ist das Polizeiaufgebot eher klein.

 

Leipzig. Bevor Legida in Leipzig eine Woche Pause einlegt, ist das islam- und fremdenfeindliche Bündnis am Montag zum 23. Mal durch die Messestadt marschiert. Abgesehen von Wortgefechten zwischen Anhängern der Rechtspopulisten und Gegendemonstranten blieb der Abend weitgehend friedlich. Dieses Mal waren nur rund 500 Polizisten im Einsatz – so wenige wie an keinem Demo-Montag der jüngeren Zeit. Der Grund: Die Beamten wurden nach Dresden zu Pegida abgeordnet. Polizeipräsident Merbitz sah kein Sicherheitsrisiko für Leipzig: „Wir schaffen das.“

 

Wie die Polizei am späten Abend bestätigte, wurde während des ersten Teils der Kundgebung ein Journalist von einem Legida-Teilnehmer zu Boden gestoßen. Die Personalien des Angreifers wurden aufgenommen, der Fotograf trug offenbar keine Verletzungen davon.

 

Während der Demo flog auch eine Flasche in Richtung des Legida-Aufzugs. Verletzt wurde niemand, so die Polizei weiter. Gegen einen Teilnehmer der Versammlung wurde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Anzeige erstattet: Der Mann hatte den Hitlergruß gezeigt.

 

Wie in den vergangenen Wochen versammelten sich Gegendemonstranten an verschiedenen Orten in der Innenstadt und liefen parallel zur Legida-Route auf dem oberen Dittrichring. Den Auftakt bildete eine Kundgebung an der Hainspitze, bei der unter anderem Sonja Brogiato vom Leipziger Flüchtlingsrat sprach und eine Spende vom Brückenfest entgegennahm.

 

Etwas später waren Organisator Markus Johnke, Thomas Festerling und Kevin die Redner auf der Legida-Bühne. Dazu, wie viele Personen an der anschließenden Demo teilnahmen, machte die Polizei keine Angaben. Uni-Soziologe Stephan Poppe schätzte die Zahl der Legida-Anhänger zunächst auf gut 600, später auf etwa 900. Weil die Gegendemonstranten an verschiedenen Orten verteilt standen und sich zwischen diesen hin und her bewegten, ist eine Schätzung schwieriger. Beobachter gehen davon aus, dass es ungefähr so viele wie auf Seiten Legidas waren.

 

Am kommenden Montag demonstrieren die „Leipziger gegen die Islamisierung des Abendlandes“ nicht in der Messestadt. Dann wollen sie nach Dresden fahren, um mit der Muttervereinigung Pegida einjähriges Bestehen zu feiern. An der Hainspitze haben Gegendemonstranten aus Leipzig angekündigt, ebenfalls in die Landeshauptstadt zu reisen. Es sollen mehrere Busse organisiert werden.

 

LVZ.de hat den Abend mit einem Live-Ticker begleitet, den Sie hier nachlesen können:


++ 22.16 Uhr ++ Soziologe Poppe schätzt die Zahl der Legida-Teilnehmer auf 800 bis 950. Er widerspricht damit ersten Eindrücken, dass sich weniger Demonstranten als in der Vorwoche versammelt hätten, und revidiert auch eine frühere Schätzung vom Abend, bei der sein studentisches Team auf 600 bis 700 Legida-Anhänger kam. Die Polizei nennt keine offiziellen Zahlen.

 

++ 22.09 Uhr ++ Der Verkehr läuft mittlerweile wieder ohne Einschränkungen.

 

++ 21.14 Uhr ++ Der Ring ist noch immer für Autos und Straßenbahnen gesperrt.

 

++ 21.13 Uhr ++ Vor dem Hauptbahnhof demonstrieren noch etwa 100 Menschen gegen die Legida-Teilnehmer. Eine Polizeikette trennt beide Lager.

 

++ 21.08 Uhr ++ Um den Legida-Abmarsch zu sichern, hat die Polizei den Brühl gesperrt.

 

++ 21.04 Uhr ++ An der Hainspitze rufen die Gegendemonstranten zur Fahrt nach Dresden am kommenden Montag auf. Legida wird dann nicht in Leipzig, sondern der Landeshauptstadt marschieren – gemeinsam mit den „Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Pegida wird ein Jahr alt.

 

++ 21.02 Uhr ++ Handylampen leuchten auf dem Wagner-Platz: Legida beendet die Kundgebung mit dem obligatorischen Singen der deutschen Nationalhymne. Organisator Johnke erklärt den Abmarsch in Richtung Hauptbahnhof: „Die Polizei sagt, der Weg ist frei.“ Der Platz leert sich zügig.

 

++ 20.57 Uhr ++ „Kevin“ spricht bei Legida. An der Hainspitze trillern Hunderte dagegen an.

 

++ 20.52 Uhr ++ Die Polizei bringt zwei Wasserwerfer über den Ring an den Richard-Wagner-Platz.

 

++ 20.51 Uhr ++ Abgesehen von Wortgefechten und dem Angriff auf einen Fotografen verläuft der Demo-Abend relativ friedlich. Die Polizei räumt die Sperren am Ditttrichring.

 

++ 20.49 Uhr ++ Legida ist zurück auf dem Richard-Wagner-Platz.

 

++ 20.33 Uhr ++ Der Marsch der Rechtspopulisten wird wie jede Woche von lautstarken Protesten begleitet. Die Gegendemonstranten bewegen sich parallel zu Legida auf dem oberen Dittrichring. Während die Legida-Anhänger „Wir wollen keine Asylantenheime“ skandieren, hallen ihnen „Nazis raus“-Rufe entgegen.

 

++ 20.09 Uhr ++ Legida marschiert auf dem Ring in Richtung Neues Rathaus.

 

++ 20.05 Uhr ++ Gegen Ende der Legida-Kundgebung ist ein Fotograf angegriffen worden. Der Journalist wurde von einem Mann zu Boden gestoßen. Zuvor hatte es Aufregung in der Legida-Menge gegeben, eine Gruppe rief schließlich: „Lösch das Foto!“ Polizeipräsident Bernd Merbitz stand daneben, die Personalien des Angreifers wurden aufgenommen. Der Fotograf blieb nach bisherigen Erkenntnissen unverletzt.

 

++ 20.03 Uhr ++ Polizeipräsident Bernd Merbitz bestätigt gegenüber LVZ.de, dass heute nur etwa 500 Beamte in Leipzig im Einsatz sind – so wenige wie noch nie zuvor bei einer Legida-Demo. Die Polizisten kommen auch aus Nordrhein-Westfalen und von der Bundespolizei. Viele sächsische Kollegen wurden nach Dresden zur Pegida-Demo abgestellt. Sicherheitsbedenken hat Merbitz nicht: „Wir schaffen das.“

 

++ 19.49 Uhr ++ Thomas Festerling, der schon einmal im April bei Legida sprach, begrüßt die „Berliner Patrioten“.  Seine Gesinnungsgenossen ruft er dazu auf, „nicht vor Flüchtlingsunterkünften zu demonstrieren“. Stattdessen solle gegen die Entscheidungsträger protestiert werden. Verhaltener Applaus. Festerling beschwert sich über „so viele Anfeindungen“. Um etwas dagegen zu tun, wollte er nicht nur mitlaufen, sondern selbst aktiv werden.

 

++ 19.39 Uhr ++ Uni-Soziologe Stephan Poppe schätzt die Zahl der Legida-Teilnehmer auf etwa 600 bis 700. Die Gegendemonstranten verteilen sich auf verschiedene Orte, ihre Zahl ist daher schwerer zu schätzen. Sie bewegen sich schätzungsweise auf dem Niveau von Legida.

 

++ 19.36 Uhr ++ Legida fordert nun auch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel „weg“ solle. Johnke geht Merkel für ihren Auftritt bei Anne Will an und nennt sie „die Geschäftsführerin unserer schönen Ami-Kolonie“. Immer wieder ertönen „Lügenpresse“-Rufe, dennoch wird die LVZ auf der Bühne zitiert.

 

++ 19.20 Uhr ++ Markus Johnke spricht zu den Legida-Anhänger. Er beklagt, dass bei der Einrichtung einer Asylunterkunft im ehemaligen Interpelz-Gebäude am Brühl selbst der Stadtrat vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei. „Ich frage mich, wo wir hier leben? Ist das ein Fürstentum?“ Aus der Menge kommen „Jung muss weg“-Rufe. In der vergangenen Woche hatte Legida-Redner Fröbel noch die „radikale Genialität“ der Verfassung des Fürstentums Liechtenstein gelobt.

 

++ 19.10 Uhr ++ Die Legida-Kundgebung beginnt. Es sind weniger Teilnehmer als in der Vorwoche gekommen, auch stehen weniger Polizisten im direkten Umfeld. Zum Auftakt ertönt ein „Wir sind das Volk“-Song, es wehen Deutschland-, Wirmer- und „Islamists not welcome“-Flaggen.

 

++ 19.05 Uhr ++ Am Neuen Rathaus steht wie in der Vorwoche ein Wasserwerfer bereit.

 

++ 18.59 Uhr ++ Der Soundcheck von Legida-Organisator Markus Johnke wird von lautem Protest von der Hainspitze begleitet: „Haut ab“, schallt es hundertfach.

 

++ 18.55 Uhr ++ Drei Legida Teilnehmer kommen etwas zu spät und drücken sich durch die Menge an der Hainspitze. Die rund 350 Gegendemonstranten lassen sie gewähren – geben allerdings ein lautstarkes Trillerpfeifenkonzert. Aus den Boxen dröhnt der Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“.

 

++ 18.50 Uhr ++ Von Legida kommen erste Rufe. Die Polizei rückt im Korso an, um den Platz nun vollständig abzuriegeln. Dass das Areal von der Ringseite her so lange noch offen war, ist ein Novum

 

++ 18.47 Uhr ++ Christopher Zenker berichtet aus der Sachspendenzentrale, wo Kleidung für Flüchtlinge gesammelt wird. Die Lager seien gut gefüllt, allerdings würden unter anderem dringend Unterwäsche, geschlossene Schuhe, Socken und Decken benötigt.

 

++ 18.46 Uhr ++ Sonja Brogiato nimmt eine Spende über 2000 Euro entgegen. Das Geld stammt vom Brückenfest, das Mitte September auf der Sachsenbrücke im Clara-Zetkin-Park gefeiert wurde. In ihren Dankesworten sagt die Sprecherin des Flüchtlingsrates: „Dieses Fest hat wirklich Brücken zwischen Leipzigern und Flüchtlingen gebaut.“

 

++ 18.45 Uhr ++ Sonja Brogiato, Sprecherin des Leipziger Flüchtlingsrats, ist Rednerin an der Hainspitze. Sie sagt, Integration sei der Endpunkt auf einem langen Weg. „Wir können den Menschen nicht nur mit Spenden, sondern auch mit menschlicher Wärme helfen. Wir müssen umgehen mit der Wut und dem Hass, der den Flüchtlingen entgegenströmt“, sagt Brogiato. Die öffentliche Diskussion müsse verstärkt auf die Ursachen von Flucht gelenkt werden: „Nicht die Menschen sind schuld, sondern die europäische und internationale Politik – auch die deutsche.“

 

++ 18.40 Uhr ++ Auf Seiten Legidas haben sich bisher 150 bis 200 Demonstranten eingefunden. Polizisten setzen die Wollmützen auf, die Temperaturen sind demounfreundlich.

 

++ 18.32 Uhr ++ An der Hainspitze haben sich nun etwa 200 Menschen versammelt. Dem ersten Eindruck nach versammeln sich heute nicht nur weniger Teilnehmer, sondern auch weniger Polizisten als in den vergangenen Wochen.

 

++18.27 Uhr ++ Eine Rednerin der Bürgerinitiative von Anwohnern und Händlern des alten Richard-Wagner-Platzes sagt, die Stadtverwaltung habe die symbolische Umbenennung des Wagner-Platzes in „Refugees-Welcome-Platz“ rückgängig gemacht. „Das ist nicht hinnehmbar“, sagt sie. „Legida trampelt auf allem herum, was unser Leipzig ausmacht.“ In Bezug auf die in der vergangenen Woche herabgewürdigte Jüdin sagt die Rednerin: „Unsere Stadt wurde besudelt.“

 

++ 18.21 Uhr ++ Die Demo an der Hainspitze – unter dem Titel „Dem Rassismus den Platz nehmen“ – startet mit rund 100 Teilnehmern. Die Auflagen werden verlesen: Die Polizei hat die Veranstalter dazu aufgerufen, Legida-Anhänger durchzulassen und nicht anzugreifen. Der Richard-Wagner-Platz, auf dem Legida ab 19 Uhr in unmittelbarer Nähe zur Kundgebung aufruft, ist noch weitgehend leer.

 

++ 18.06 Uhr ++ Die Gegendemo an der Hainspitze soll bald beginnen.

 

++ 18.03 Uhr ++ Die Polizei sperrt den Durchgang an der Blechbüchse auf den Richard-Wagner-Platz ab. Anders als in der vergangenen Woche wurde das Straßenschild diesmal nicht mit „Refugees-Welcome-Platz“ überklebt. Der Bratwurststand muss weichen.

 

++ 17.52 Uhr ++ Am Tröndlin-/Goerdelerring hat die Polizei wieder eine Sperre aus Autos errichtet. Die sächsischen Beamten werden heute von Kollegen aus Nordrhein-Westfalen unterstützt, die sich zunächst am Standesamt gesammelt haben. Die Situation in der Stadt ist bislang ruhig.

 

++ 17.37 Uhr ++ Die technischen Sperren entlang der Marschroute an der Thomaskirche stehen. Auch auf dem Richard-Wagner-Platz bereitet sich die Polizei vor. Im unmittelbaren Umfeld des Demo-Areals sind einige dutzend Polizeifahrzeuge unterwegs. Die Legida-Bühne ist aufgebaut.

 

++ 17.09 Uhr ++ Wie mittlerweile jeden Montag ist auch heute wieder mit Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr zu rechnen. Nach Angaben der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) sind zahlreiche Bus- und Bahnlinien betroffen, die über den Innenstadtring fahren. Beeinträchtigungen, Umleitungen und Verspätungen sind etwa in der Zeit zwischen 19 und 22 Uhr zu erwarten. Aktuelle Informationen im Internet: www.lvb.de/v

 

++ 16.20 Uhr ++ Nachdem in der vergangenen Woche eine Legida-Redner als selbsternannte „Frau Rosenzweig aus der Funkenburgstraße“ gegen Muslime gewettert hatte, sammelt das Netzwerk „Leipzig nimmt Platz“ nun für einen Gedenkstein für Ruchel Eitel Rosenzweig und ihren Ehemann Jakob. Das Ehepaar lebte einst in der Messestadt und wurde 1942 von den Nationalsozialisten ermordet. „Ich hoffe, dass sich viele Leipziger an dieser Aktion mit ihren Spenden beteiligen und so zeigen, dass diese Herabwürdigung von Menschen in unserer Stadt indiskutabel ist“, sagte Sprecherin Irena Rudolph-Kokot.

 

++ 16.17 Uhr ++ Rings um den Legida-Aufmarsch haben diverse Initiativen beim Ordnungsamt Gegenveranstaltungen angezeigt. An der Hainspitze, am Naturkundemuseum und auf dem Willy-Brandt-Platz heißt es ab 18 Uhr „Dem Rassismus den Platz nehmen“. Zudem soll es auch am oberen Dittrichring ab 19 Uhr eine Gegenkundgebung geben.

 

++ 16.11 Uhr ++ Laut Selbstauskunft auf der Legida-Homepage erwartet die Zuhörer auf dem Richard-Wagner-Platz dieses Mal Reden von Markus Johnke, Thomas Festerling und von einem gewissen Kevin.

 

++ 16.02 Uhr ++ Nach Angaben des Ordnungsamtes sieht die Legida-Aufmarschroute so aus: Richard-Wagner-Platz → Goerdelerring → Dittrichring → Martin-Luther-Ring → Lotterstraße → oberer Martin-Luther-Ring / am Stadthaus → Martin-Luther-Ring → Dittrichring → Goerdelerring → Richard-Wagner-Platz. Anmelder Markus Johnke rechnet mit 1000 Teilnehmern. Am vergangenen Montag waren es etwa 700 Menschen, die seinem Aufruf gefolgt waren.