BKA-Präsident: Darum gibt es Gewalt in Asylheimen

Erstveröffentlicht: 
11.10.2015

Berlin - Gewalt in Flüchtlingsunterkünften ist nach Erkenntnissen der Polizei vor allem eine Folge der Überbelegung der Einrichtungen. Ethnische oder religiöse Feindschaften spielten demgegenüber eine weniger starke Rolle, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, dem Deutschlandfunk. Unter den Flüchtlingen gebe es Gruppen, die der Polizei wenig Probleme bereiteten.

 

"Ganz vorne würde ich da erwähnen wollen Syrien und Irak, also momentan die Hauptbetroffenen in diesem Flüchtlingsstrom", sagte Münch.

Es gebe aber andere Gruppen, wo das «ganz anders aussieht». Münch nannte hier unbegleitete Jugendliche aus Nordafrika und kriminelle Banden aus einigen Ländern Osteuropas.

 

In kleineren Unterkünften sei die Gefahr von Spannungen geringer, sagte Münch. "Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass wir eine Verfahrensbeschleunigung bekommen und eine schnellere Dezentralisierung", betonte der BKA-Chef. Eine getrennte Unterbringung, wie das gelegentlich gefordert wird, könne die Probleme sogar noch vergrößern.

 

Einige der unbegleiteten Jugendlichen hätten sich in ihrer Heimat als Straßenkinder durchschlagen müssen und das "auch mit Hilfe von Kriminalität", sagte Münch. "Die beschäftigen uns sehr, sehr stark - also die Polizeien der Länder vor allem".

 

Hier sei nicht nur die Polizei gefragt. Es gehe auch um Strategien, wie man diese Jugendlichen auf einen Weg bringen könne, der sie weniger kriminell auffällig mache.

 

Konkrete Erkenntnisse, dass sich Terroristen unter die Flüchtlinge mischten, habe das BKA nicht. Werbeversuche von Salafisten unter den neuangekommenen Flüchtlingen würden "nicht auf fruchtbaren Boden fallen".

 

Salafisten hätten eine "abschreckende Wirkung" auf die Menschen aus den Kriegsregionen Syriens und des Iraks. "Die sind gerade vor diesen Personen geflohen und treffen dann hier Ähnliche wieder an", sagte Münch.

 

Als weitere Probleme, die die Polizei trotz der Sonderbelastung der Flüchtlingskrise nicht aus den Augen verliere, nannte Münch die Internetkriminalität sowie den internationalen Terrorismus.

 

Die Spezialisierung der Polizei und die nationale und internationale Zusammenarbeit würden dabei immer wichtiger. "Hinten runter" könnten hingegen schon mal andere Einsätze fallen wie etwa Großverkehrskontrollen wie der für den Herbst geplante Blitzmarathon in Nordrhein-Westfalen.