Die Kölner Polizei hat am Donnerstagmorgen das besetzte Haus am Kartäuserwall in der Südstadt geräumt. Der Kartäuserwall war für den Autoverkehr gesperrt. Von Claudia Hauser
Mit einem dumpfen Schlag fliegt die Tür des besetzten Hauses am Kartäuserwall am Donnerstag aus den Angeln. Sie liegt später quer neben dem Gebäude, das Schild „Bitte klingeln!“ hängt noch daran. Geklingelt haben die Hundertschaftsbeamten nicht, als sie um 7.15 Uhr das seit dem 4. September besetzte Haus in der Südstadt räumen.
ehn Männer und Frauen, die gegen den geplanten Abriss protestiert haben, folgen der Aufforderung der Polizei, das Gebäude zu verlassen. Alle erhalten einen Platzverweis und müssen sich nun einem Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch stellen. Mit der Räumung hat keiner von ihnen gerechnet. „Wir haben noch am Mittwoch mit dem Eigentümer telefoniert“, sagt der 22-jährige Vincent, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Es habe konkrete Verhandlungen über einen Kauf des Hauses gegeben. „Geplant war der Erhalt mit dem Wiedereinzug der ehemaligen Mieter und einer Nutzung als Stadtteilzentrum.“ Der Eigentümer aus dem Sauerland lässt über seinen Anwalt mitteilen: „Es gab kein konkretes Angebot.“ Die Gespräche mit den Aktivisten seien nicht zielführend gewesen.
„Einfach nur traurig“
Am Montag hatte der Eigentümer der Polizei schriftlich mitgeteilt, dass die Verhandlungen gescheitert seien. Dass er die Besetzer am Mittwoch trotzdem noch dazu aufgefordert haben soll, neue Vorschläge zu machen, bezeichnet Jörg Detjen, Linken-Fraktionschef im Kölner Rat, als „heuchlerisch und schäbig“. Der Eigentümer will das Gebäude abreißen lassen. Dann sollen zwei Mini-Stadthäuser entstehen.
Auch die ehemaligen Mieter, Antonella Montag und ihre Tochter Marina (24), stehen am Morgen hinter dem Absperrband der Polizei. „Ich finde es einfach nur traurig“, sagt die 54-Jährige. 28 Jahre lang hat sie in dem Haus gelebt. Eine Kneipe im Erdgeschoss war schon länger geschlossen. Anfang September mussten sie ihr Zuhause räumen.
Ein Bautrupp rückt gleich nach der Räumung an, verriegelt den Eingang und kappt alle Versorgungsleitungen im Gebäude. Am Abend versammeln sich die Aktivisten und ihre Unterstützer aus der Nachbarschaft auf dem Chlodwigplatz zum spontanen Protest.