Kartäuserwall 14 besetzt – Familie nach 27 Jahren aus ihrer Wohnung geklagt

Erstveröffentlicht: 
08.09.2015

Köln | Der Kartäuserwall 14 ist derzeit besetzt. Vor dem Haus ein kleiner Infostand. Dort wird die Geschichte der Besetzung an Passanten verteilt. Die Familie Montag musste nach 27 Jahren ausziehen. Jetzt soll das Haus abgerissen werden und zwei nebeneinanderliegende Stadthäuser mit Garagen entstehen, dort wo einmal eine Gaststätte war.

 

Familie Montag wohnte seit 1988 in der Wohnung

 

Der Kartäuserwall 14 liegt in direkter Nachbarschaft zum Chlodwigplatz, dem zentralen Platz des Vringsveedels. Seit 27 Jahren wohnte Familie Montag in dem Haus. Darunter eine Kneipe, die mittlerweile aufgegeben wurde. Die Montags zogen, so ein Flugblatt 1988 ein und zahlten 650 Euro Miete plus 70 Euro Nebenkosten, für ihre Wohnung. 2011 wurde das Haus von einem Immobilienunternehmen aus Arnsberg erworben, zum Preis von 350.000 Euro. 2012 kündigte das Unternehmen den Montags. Die Berufung gegen die Räumungsklage wurde zurückgewiesen und auch die Kaufabsicht der Montags abgelehnt. Jetzt mussten die Montags ihre Wohnung und Zuhause am 3.9.2015 verlassen. Jetzt ist das Haus seit vergangenem Freitag, 4.9.2015 besetzt. Die Besetzer schreiben zudem, dass sie Beweise haben, dass die beiden neuen Stadthäuser, die dort entstehen sollen, bereits vor drei Jahren im Internet zu je 750.000 Euro angeboten worden seien.

 

Die Linke fordert von den OB Kandidaten Bekenntnis für günstigen Wohnraum

 

Die Linke Köln hat sich heute zu der Besetzung zu Wort gemeldet. Kreissprecherin Angelika Link-Wilden sieht die OB-Kandidaten in der Pflicht sich für günstigen Wohnraum einzusetzen: „Es ist die Aufgabe von Jochen Ott und Henriette Reker zu verhindern, dass die Südstadt das Ziel von Wohnungspekulanten wird. Deshalb müssen sie jetzt das Gespräch mit den Bewohner*innen des Hauses und dem Eigentümer suchen und eine gemeinsame Lösung für den Erhalt des Kartäuserwall 14 finden“. Dirk Hansen, der stellvertretende Kreissprecher der Kölner Linken ergänzt schriftlich: „Anders als vom Eigentümer dargestellt, ist das Haus weiter bewohnbar und keinesfalls marode. Es ist gerade zu zynisch, dass in Köln dringend benötigter Wohnraum aus bloßem Profitinteresse zerstört werden soll. Hier wurde eine Familie aus ihrer Nachbarschaft herausgeworfen, Menschen sollen ihr Obdach verlieren. All dies nur, damit Spekulanten maximale Gewinne einfahren können. Wer den liebenswerten Charakter der Kölner Südstadt erhalten will, der muss dieser Wohnungspekulation einen Riegel vorschieben.“ Die Familie, so die Besetzer habe eine sehr teure Wohnung für den Übergang gefunden. Bei der Polizei Köln, so ein Sprecher der Behörde, liege mittlerweile ein Strafantrag des Hausbesitzers gegen die Hausbesetzer vor. Dort geht man aber davon aus, dass es zunächst Gespräche zwischen dem Hausbesitzer und den Hausbesetzern geben werde.