Die Gerüchte über Flüchtlinge in den sozialen Netzwerken halten sich hartnäckig: Von Diebeszügen bis hin zu versuchten Vergewaltigungen ist alles dabei. Sachsens Polizei hat jetzt erneut reagiert und geht bei Facebook in die Offensive.
Leipzig. Die Gerüchte bei Facebook im Zusammenhang mit Flüchtlingen reißen nicht ab. Einmal sind es Berichte über randalierende Asylbewerber in Supermärkten, ein anderes Mal machen Meldungen über versuchte Vergewaltigungen die Runde. In Leipzig stand der Globus-Supermarkt in Seehausen im Mittelpunkt, am vergangenen Wochenende verbreitete sich ein angeblicher Übergriff auf ein Kind an der Red-Bull-Arena. Die Mitteilungen haben eines gemeinsam: Sie stimmen nicht.
Die Polizei in Sachsen hat sich deshalb erneut zu Wort gemeldet, auch bei Facebook und mit klaren Worten. „Viele Schreckensmeldungen und Gerüchte verbreiten sich in den letzten Wochen unkontrolliert über das Internet. Sie zielen augenscheinlich auf das perfide Schüren von Ängsten ab“, posten die Beamten. Beiträge im Internet ungeprüft zu verbreiten, ohne den tatsächlichen Wahrheitsgehalt zu kennen, könne einen regelrechten Hype hervorrufen. Es sei davon auszugehen, dass genau das von den Initiatoren derartiger Meldungen gewollt sei, heißt es weiter.
Bei der Nutzergemeinde scheinen diese Worte anzukommen. Der Beitrag wurde bis zum Dienstagmittag fast 600 Mal geteilt, fast 900 Nutzer klickten „Gefällt mir“. Darunter begann eine angeregte Diskussion, nicht immer freundlich, aber kontrovers.
Polizeihauptkommissar Olaf Hoppe hat genau das gewollt. Er leitet das Social Media Team bei der Polizei im Freistaat mit Sitz in Leipzig. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, sagt er. Mit seinen Kollegen weist er über den eigenen Facebook-Kanal der Beamten regelmäßig darauf hin. Falschmeldungen wie in den vergangenen Wochen erzeugten nicht nur Hysterie, sie bänden bei der Polizei auch Ressourcen, die dann an anderer Stelle fehlten.
Hoppe agiert seit Mitte des Jahres mit seinen Kollegen in den sozialen Netzwerken. „Mit Pressemitteilungen erreichen wir nicht mehr alle Bürger“, so der Polizeihauptkommissar. Deshalb begäbe sich auch die Polizei in die „aktive kommunikative Welt“. „Dort können wir viel direkter handeln und direkt mitdiskutieren“, erklärt Hoppe.
Diesen Weg hat die Polizei auch bei den Gerüchten über den Globus-Supermarkt vor rund drei Wochen gewählt. Kurz nach dem Einzug von Asylbewerbern in die Halle 4 auf der Neuen Messe kursierten Berichte über Diebeszüge und Verwüstungen. Die Beamten reagierten prompt: „Die Meldungen in den sozialen Netzwerken sind falsch. Weder der Polizeidirektion Leipzig noch dem direkt zuständigen Polizeirevier Leipzig-Nord ist ein derartiger Vorfall bekannt“, hieß es damals. Damit lagen die Ordnungshüter richtig. Marktleiter Jens-Uwe Metzig kommentierte die Schreckensnachrichten später so: „Da ist nichts dran“, sagte er gegenüber LVZ.de.