Linksautonome werfen mit Pflastersteinen / OBM Jung und Minister Ulbig entsetzt
Von Frank Döring
Leipzig. Pflastersteine flogen, Polizisten gingen schwer
getroffen zu Boden, Augenzeugen schlugen fassungslos die Hände vors
Gesicht: Leipzig hat am Sonnabend die schwersten Demo-Krawalle der
letzten Jahre erlebt. "Es ist schockierend und absolut grenzwertig, mit
welcher Brutalität da agiert wurde", sagte gestern Polizeipräsident
Bernd Merbitz gegenüber der Leipziger Volkszeitung. "Das ist keine
politische Auseinandersetzung, da geht es nur noch um Gewalt." Leipzigs
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) schlug in die gleiche Kerbe. "Es
gab 13 Verletzte unter den Polizisten, weil Kriminelle aus dem
augenscheinlich linken Spektrum Steine gezielt gegen die Polizei
warfen", sagte er. Dies sei aufs Schärfste zu verurteilen, und zwar von
allen demokratischen Parteien. "Ich bin sprachlos, wenn eine im Landtag
vertretene Partei solche Gewalt als ,uncool' zu verniedlichen versucht.
Wir müssen hier ganz klar sagen: Weder ein brauner Mob ist in Leipzig
willkommen, noch ein schwarzer Block."
Gegen eine Demo der rechtsextremen "Offensive für Deutschland" mit etwa
350 Teilnehmern hatten linke Initiativen insgesamt fünf Kundgebungen
und Aufzüge angemeldet. Fast 2000 Nazi-Gegner protestierten überwiegend
friedlich gegen das rechtsgerichtete Bündnis um den früheren Legida-Chef
Silvio Rösler.
Während aus den Reihen der aggressiv auftretenden Neonazis mehrfach
Böller flogen, versuchten militante Antifa-Anhänger Barrikaden zu
errichten und Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Am Leuschner-Platz
schleuderten Linksautonome Pflastersteine gegen Einsatzkräfte der
Polizei und trafen dabei auch friedliche Gegendemonstranten. Auch das
Gebäude der Polizeidirektion wurde von linksautonomen Steinewerfern
angegriffen. Zwölf Personen kamen in Gewahrsam. Es wurden
Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs
eingeleitet. "Nur durch intensiven Einsatz wurde verhindert, dass beide
Lager direkt aufeinandertrafen", sagte Polizeisprecher Uwe Voigt.
Auch Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) zeigte sich schockiert
über die Leipziger Demo-Randale. "Ich bin entsetzt, mit welcher
Brutalität und kriminellen Energie die Chaoten schwere Verletzungen und
sogar Schlimmeres bei Demonstranten und Polizeibeamten billigend in Kauf
genommen haben", sagte er.
Angesichts der nächsten angemeldeten Aufzüge - Legida will heute wieder
demonstrieren, die "Offensive für Deutschland" offenbar am 17. Oktober -
fordert Polizeichef Merbitz mehr Polizeikräfte zur Absicherung. Am
Wochenende waren in Leipzig rund 800 Beamte im Einsatz. Zum Vergleich:
Bei einer Legida-Demo im Januar hatten noch 44 Hundertschaften von Bund
und Ländern die Demos abgesichert.